7500 Kilometer ohne schlechtes Gewissen
Rallye Die Sielenbacher Manuel Bündgen und Andreas Dold, beide 21, nehmen im Juli mit ihrem alten VW-Bus an einer Rallye durch Europa teil. Sie reisen in 16 Tagen durch 20 Länder und spenden für einen guten Zweck
Die Sielenbacher Manuel Bündgen und Andreas Dold, beide 21 Jahre alt, nehmen im Juli mit ihrem alten VW-Bus an einer Rallye durch ganz Europa teil. Sie reisen in 16 Tagen durch 20 Länder und spenden damit auch für einen guten Zweck.
Sielenbach Straßenkarten osteuropäischer Länder liegen auf dem Küchentisch, der rote VW-Bus steht unter dem Carport. Manuel Bündgen und Andreas Dold, beide 21 Jahre alt, nehmen ab 6. Juli an einer Rundfahrt durch Europa teil. Startort ist Bremen, es geht 7500 Kilometer ohne Autobahnen und Navi durch Täler, über Berge, an Küsten entlang, durch Wälder.
Alle machen sich Gedanken, wie man aufgrund des Klimawandels auf das Auto verzichten kann. Sie wollen 7500 Kilometer durch Europa fahren. Wie passt das zusammen?
Manuel Bünden: (überlegt) Das ist schwierig. Eigentlich gar nicht. Da haben Sie mich erwischt. Vielleicht probiere ich es mal so: Ich kann schlecht in ein 30 Jahre altes Auto einen E-Motor einbauen. Aber das heißt auch nicht, dass es mit einem Elektroauto besser wäre.
Ein Elektroauto stößt weniger Schadstoffe aus.
Bündgen: Aber der Strom kommt auch nicht von irgendwo her. Die einen fliegen mit dem Flugzeug nach Amerika und wir fahren zwei Wochen mit dem Auto durch Europa. Ich bin mir sicher, dass ein Flugzeug die Umwelt auf dieser Strecke mehr belastet als wir. Außerdem ist die Reise für einen guten Zweck. Wir spenden Geld an eine Stiftung, die an einem noch unheilbaren Hirntumor forscht, der nur im Kindesalter vorkommt.
Sie können das Geld auch einfach so spenden.
Bündgen: Ja, aber es geht ja um den Spaß. Ich kann nicht einfach so zu einer Firma gehen und nach Spenden fragen. Ich muss einen Gegenwert liefern. Wir machen Werbung für die Firmen, indem wir einen Aufkleber auf unserem Auto anbringen und der auch auf unserem Facebookoder Instagram-Kanal auftaucht.
Sie fahren auch noch einen Diesel ... Bündgen: Ja, wir fahren einen dreckigen Diesel mit Katalysator. Aber ein schlechtes Gewissen haben wir nicht. Wenn wir mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen, hat niemand etwas davon. Wenn wir nun diese Reise machen, hat die Stiftung etwas davon.
Inwiefern wäre es eine Option, wenn Sie auch Geld für Regenwaldprojekte spenden, um Ihre Klimabilanz auszugleichen?
Bündgen: Darüber müssten wir nachdenken. Das kann man auch nach der Tour entscheiden.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, an der Rallye teilzunehmen?
Bündgen: Wir waren mal auf Sardinien mit dem Auto und haben gemerkt, dass es cool ist, damit irgendwo zu sein. Von der Rallye habe ich auf Facebook gelesen und das Andreas gezeigt. Dann haben wir uns angemeldet. Erst danach haben wir erfahren, was wir uns da antun. Was das für ein Stress ist. Wie viel Arbeit und Geld dafür nötig ist.
Inwiefern?
Bündgen: Das Ganze ist ziemlich teuer. Allein der Sprit kostet 1500 Euro. 750 Euro bekommt der Veranstalter. Dann die ganzen Umbauten am Auto: Wir haben ein Dachzelt und eine Doppelkabine, die uns genügend Stauraum bietet. Etwa für eine Kühlbox und einen CampingOfen. Wie viel alles am Ende kostet, wollen wir gar nicht wissen. 2000 Euro sind es ohne Essen und Sprit. Andere Länder sind beim Diesel noch viel teurer als Deutschland. Geld für Reparaturen unterwegs brauchen wir auch.
Haben Sie das etwas unterschätzt? Bündgen: (lacht) Ja, das kann man so sagen. Besonders preislich. Da sind wir erst später drauf gekommen, dass wir so viel zahlen müssen.
Wollen Sie es noch absagen? Bündgen: Nein, da haben wir schon viel zu viel Zeit für investiert. Das wäre dumm.
Kann das Ganze auch nach hinten losgehen?
Bündgen: Ich denke nicht. Verfahren werden wir uns mit Sicherheit mal, ohne Navi und Autobahn. Aber wir haben uns mit vielen Straßenkarten eingedeckt. Auf Sardinien sind wir auch nur mit der Landkarte gefahren. Das hat ganz gut funktioniert. Vielleicht schließen wir uns auch mit einem Team zusammen. Man kann auch auf der Website der Rallye verfolgen, wo wir uns befinden. Wir wollen auch nicht Erster werden, sondern etwas von den Ländern sehen.
Was sagen Ihre Eltern dazu, dass Sie bald so eine abenteuerliche Reise machen?
Bündgen: Die Sorge ist da, dass irgendwas passiert. Etwa, dass das Auto stehen bleibt. Aber im Großen und Ganzen sind sie locker und finden das eigentlich ganz cool.
Sind Sie denn aufgeregt?
Bündgen: Aufgeregt weniger. Es ist
noch viel Arbeit und wenig Zeit. Wir bereiten uns schon seit März vor. Ich besuche noch zwei Festivals vorher. Eine Dusche kommt hinten ans Auto. Hinzu kommen Reserveräder und das Dachzelt. Ich denke auch nicht, dass wir Probleme haben, mit unserem Auto in andere Länder einzureisen. TÜV hat unser Auto, es ist nur umgebaut.
46 Teams nehmen teil. Wie sicher sind Sie, dass nicht alle die gleiche Route nehmen?
Bündgen: Wir wissen erst einen Tag vorher, wie es genau abläuft. Es gibt Etappenziele, die man zu einer gewissen Zeit erreichen muss. Hin und wieder muss man Fotos von Sehenswürdigkeiten machen.
Auf welches Land freuen Sie sich besonders?
Bündgen: Montenegro. Ich habe über das Land mal einen Reisebericht gelesen, die Fotos sahen gut aus. Komplett menschenleer und einfach nur Natur.
Interview: Philipp Schulte
Ein Video der beiden Rallye-Teilnehmer finden Sie unter aichacher-nachrichten.de/aichach.