Stadtjubiläum
Die Autorin und ihre Gitarre
Bobingen Rund 30 Zuhörer kamen zum Abschluss des einwöchigen Freiluftlesens an den Rathausplatz. Im Schatten der Bäume an der alten Mädchenschule ging es um Zwei, die unzertrennlich sind: Autorin Leonie Faber und ihre Gitarre. Weshalb beide auch die jüngste Lesung der Stadtbücherei gemeinsam gestalten. Leonie Faber erzählt und liest und die Gitarre untermalt die Stimmung der Protagonisten. Und für Josefine, die Heldin ihres Buches „Die Zeitenbummlerin“, ist das eindeutig der Blues.
Leonie Faber verrät den Besuchern unter den Bäumen neben der Stadtbücherei, was es damit auf sich hat: „Die Gitarre begleitet mich seit meinem Musikstudium, sie hat mich zu ihrer Gefährtin gewählt“, sagt sie. In ihrem Roman erzählt sie die Geschichte einer gerade verlassenen 52-jährigen Journalistin, die sich auf eine lange Reise begibt – bis nach Norwegen, in die Vergangenheit und zu sich selbst. Auch wenn der Roman nicht autobiografisch ist, wie Leonie Faber betont, die eigentlich Claudia Brendler heißt und in Frankfurt lebt. Eines haben sie und ihre Heldin doch gemeinsam: Sie reisen mit dem Fahrrad. „Ich fahre auch zur Buchmesse nach Leipzig mit dem Fahrrad“, gesteht sie und stellt beim Nachfragen im Publikum fest, dass auch die Mehrzahl der knapp 30 Literaturfreunde begeisterte Radler sind.
Zur Geschichte: Um etwas gegen ihren Blues zu tun, nimmt Journalistin Josefine den Auftrag an, drei erfolgreiche Aussteiger zum Thema Entschleunigung zu interviewen. Sie fährt mit ihrem Fahrrad los „und sie hat eine Menge Gepäck mit sich, nicht nur das, was sie auf ihr Rad gepackt hat“, verrät die Autorin. Erzählerisch wechseln präzise Momentaufnahmen, mit stimmungsvollen Reflektionen und grotesken Situationen, in denen die komödiantische Ader von Leonie Fabers alias Claudia Brendler aufblitzt. Erinnerungen an die „junge Josefine“tauchen auf und verbinden sich mit der Gegenwart. Josefine erlebt kleine Zufälle, die später große Bedeutung gewinnen.
Am Ende der musikalischen Lesung interessieren sich die Zuhörer für die Arbeit des Schreibens. Etwa, warum die Autorin für dieses Buch ein Pseudonym wählte. „Der Verlag wollte das so, weil meine anderen Bücher einen unterschiedlichen Tenor haben.“(Das sind Titel wie „Eiertanz“, „Dösende Möwen“, „Fette Fee“oder „Paarungszeit“)
Und Büchereileiterin Judith Hitzelberger ist mit der Resonanz auf diese einwöchige Aktion des Freiluftlesens sehr zufrieden: „Es war immer etwas los in unserer Freiluftbücherei. Und meist ein bunte Mischung aus Schülern und Erwachsenen“, sagt sie.