Trauer um Michael Jürgs
Bekannter Journalist erliegt Krebsleiden
benötigten finanziellen Mittel derzeit nicht zur Verfügung stehen. Dieses Dilemma wird noch dadurch verschärft, dass die Nato auch an anderer Stelle investieren will: Anfang Juni hatten die Verteidigungsminister der Allianz beschlossen, sich gegen die Stationierung von Waffen im Weltall zu wappnen. Dabei geht es weniger um direkte Angriffssysteme für Attacken auf der Erde, sondern vor allem um militärische Satelliten, die andere Himmelskörper in der Umlaufbahn attackieren und zerstören – beispielsweise um die Telekommunikations-Infrastruktur auszuschalten.
Zwar strebt das Bündnis keine eigenen „Weltraum-Kapazitäten“an, wie es im Ergebnisprotokoll der Verteidigungsminister heißt. Dennoch seien zusätzliche Schutzmaßnahmen nötig. Hamburg Michael Jürgs konnte Ende Juni nicht mehr nach Berlin, um den Theodor-Wolff-Preis für sein Lebenswerk entgegenzunehmen. Also las Mathias Döpfner, der Präsident des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger, vor, was ihm der frühere Stern-Chefredakteur und Buchautor aus einem Zimmer auf einer Hamburger Palliativstation gemailt hatte. Bewegende, aufrüttelnde Zeilen eines Mannes, der für den Journalismus lebte: „Den Feinden der Demokratie, auf der Straße oder im Netz, ist zu begegnen mit aller Macht des Staates, aber auch mit unseren eigenen Waffen – Wörtern und Worten.“Wenige Tage zuvor war bekannt geworden, dass ein Rechtsextremist den Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke ermordet haben soll. Lübcke wurde im Internet als „Flüchtlingsfreund“geschmäht und bedroht.
„Streitlustig“ist eines der Wörter, die Jürgs jetzt nachgerufen werden, „leidenschaftlich“und „weitblickend“andere. Am 4. Mai 1945 wurde er in Ellwangen geboren, 1965 begann er bei der Münchner Abendzeitung – und war drei Jahre später ihr Feuilletonchef. ChefredakteursStationen bei Stern – wo er 1990 wegen eines Leitartikels zur Wiedervereinigung rausgeworfen wurde – und Tempo folgten. Und eine Reihe von Büchern. Über Verleger Axel Springer, Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass oder Schauspielerin Romy Schneider. Die hatte ihm 1981 ihr letztes Interview gegeben. Eines, das Journalismus-Geschichte schrieb, und dessen Entstehung selbst eine aufsehenerregende Geschichte ist. Man kann sie sich vom Film „3 Tage in Quiberon“aus dem Jahr 2018 erzählen lassen.
2018 war es auch, als Jürgs an Krebs erkrankte. In der Nacht auf Freitag starb er mit 74 Jahren. Sein „nun tatsächlich letztes Buch“habe er noch geschafft, bevor er wieder in die Klinik gemusst habe, ließ er seine zur Verleihung des TheodorWolff-Preises versammelten Kollegen wissen. „Post mortem – was ich nach meinem Tod erlebte und wen ich im Jenseits traf“, heißt es. Es solle im September erscheinen. Michael Jürgs