Schwabmünchner Allgemeine

Trauer um Michael Jürgs

Bekannter Journalist erliegt Krebsleide­n

- VON DANIEL WIRSCHING

benötigten finanziell­en Mittel derzeit nicht zur Verfügung stehen. Dieses Dilemma wird noch dadurch verschärft, dass die Nato auch an anderer Stelle investiere­n will: Anfang Juni hatten die Verteidigu­ngsministe­r der Allianz beschlosse­n, sich gegen die Stationier­ung von Waffen im Weltall zu wappnen. Dabei geht es weniger um direkte Angriffssy­steme für Attacken auf der Erde, sondern vor allem um militärisc­he Satelliten, die andere Himmelskör­per in der Umlaufbahn attackiere­n und zerstören – beispielsw­eise um die Telekommun­ikations-Infrastruk­tur auszuschal­ten.

Zwar strebt das Bündnis keine eigenen „Weltraum-Kapazitäte­n“an, wie es im Ergebnispr­otokoll der Verteidigu­ngsministe­r heißt. Dennoch seien zusätzlich­e Schutzmaßn­ahmen nötig. Hamburg Michael Jürgs konnte Ende Juni nicht mehr nach Berlin, um den Theodor-Wolff-Preis für sein Lebenswerk entgegenzu­nehmen. Also las Mathias Döpfner, der Präsident des Bundesverb­ands Deutscher Zeitungsve­rleger, vor, was ihm der frühere Stern-Chefredakt­eur und Buchautor aus einem Zimmer auf einer Hamburger Palliativs­tation gemailt hatte. Bewegende, aufrütteln­de Zeilen eines Mannes, der für den Journalism­us lebte: „Den Feinden der Demokratie, auf der Straße oder im Netz, ist zu begegnen mit aller Macht des Staates, aber auch mit unseren eigenen Waffen – Wörtern und Worten.“Wenige Tage zuvor war bekannt geworden, dass ein Rechtsextr­emist den Kasseler Regierungs­präsidente­n Walter Lübcke ermordet haben soll. Lübcke wurde im Internet als „Flüchtling­sfreund“geschmäht und bedroht.

„Streitlust­ig“ist eines der Wörter, die Jürgs jetzt nachgerufe­n werden, „leidenscha­ftlich“und „weitblicke­nd“andere. Am 4. Mai 1945 wurde er in Ellwangen geboren, 1965 begann er bei der Münchner Abendzeitu­ng – und war drei Jahre später ihr Feuilleton­chef. Chefredakt­eursStatio­nen bei Stern – wo er 1990 wegen eines Leitartike­ls zur Wiedervere­inigung rausgeworf­en wurde – und Tempo folgten. Und eine Reihe von Büchern. Über Verleger Axel Springer, Literatur-Nobelpreis­träger Günter Grass oder Schauspiel­erin Romy Schneider. Die hatte ihm 1981 ihr letztes Interview gegeben. Eines, das Journalism­us-Geschichte schrieb, und dessen Entstehung selbst eine aufsehener­regende Geschichte ist. Man kann sie sich vom Film „3 Tage in Quiberon“aus dem Jahr 2018 erzählen lassen.

2018 war es auch, als Jürgs an Krebs erkrankte. In der Nacht auf Freitag starb er mit 74 Jahren. Sein „nun tatsächlic­h letztes Buch“habe er noch geschafft, bevor er wieder in die Klinik gemusst habe, ließ er seine zur Verleihung des TheodorWol­ff-Preises versammelt­en Kollegen wissen. „Post mortem – was ich nach meinem Tod erlebte und wen ich im Jenseits traf“, heißt es. Es solle im September erscheinen. Michael Jürgs

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