Krach um Schwarz-Rot-Gold
Politikum In Dänemark will die deutsche Minderheit ihre Verbundenheit zur Bundesrepublik auch mit Flaggen zeigen dürfen. Warum das gar nicht so einfach und mitunter kurios ist
Ultima Hora berichtete, bestreiten die Hauptverdächtigen die Vergewaltigung. Die Frau habe freiwillig Sex mit ihnen gehabt. Sie selbst hatte ausgesagt, dass sie die Männerclique in einem Lokal kennengelernt habe und in ihr Hotel eingeladen worden sei. Im Zimmer sei sie bedrängt, brutal festgehalten und vergewaltigt worden. Bei einer gynäkologischen Untersuchung stellten Ärzte offenbar Verletzungen fest, die auf eine „sexuelle Aggression“hindeuten.
Mehr zum Alter und zur Identität der Verdächtigen, die am Freitag in einer Wache der Guardia Civil weiter hinter Gittern saßen, wurde nicht mitgeteilt. Auf Anfrage teilte das Auswärtigen Amt mit, die Festnahmen auf Mallorca seien bekannt – mehr nicht. (mit dpa) Kopenhagen Rot-Weiß und sonst nichts: Im Gegensatz zur lockeren Gesetzgebung in Deutschland darf in Dänemark grundsätzlich nur die dänische Flagge, die „Dannebrog“, gehisst werden. Bei Zuwiderhandlung drohen Anzeige und Bußgeld. Doch die deutsche Minderheit im dänischen Nordschleswig fühlt sich deshalb diskriminiert.
Historisch bedingt gibt es im Süden Dänemarks eine offiziell anerkannte deutsche Minderheit von etwa 15000 Menschen. Die Dänisch-Deutschen sehen sich auch heute noch als dänische Staatsbürger mit deutscher Gesinnung. Für die anerkannte und EU-geförderte Minderheit gibt es etwa deutsche Schulen, Kindergärten, eine eigene Zeitung, eine eigene politische Partei, Büchereien und ein deutsches Museum. Doch wenn sie die Deutschlandflagge hissen wollen, müssen sie zu jedem Anlass eine Genehmigung im lokalen Polizeirevier einholen. So wie auch andere später hinzugekommene Minderheiten – etwa aus muslimischen Ländern. Sonst drohen Geldstrafen. Nur offizielle Gesandte aus dem Ausland dürfen an ihrer Vertretung und ihrem Eigenheim die „Flagge eines fremden Staates“flattern lassen, wie es dazu offiziell vom Justizministerium in Kopenhagen heißt.
Und selbst, wenn die deutsch gesinnten Dänen eine polizeiliche Erlaubnis für Schwarz-Rot-Gold zu einem bestimmten Anlass erhalten, müssen sie stets daneben die dänische Flagge in „mindestens der gleichen Größe“und auf keinen Fall an „weniger prominentem Platz anbringen“.
Wer da nur über einen einzigen Fahnenmast im Garten verfügt, hat eben Pech gehabt. Denn zwei Fahnen dürfen nicht gleichzeitig untereinander am gleichen Mast hängen. Auch nicht, wenn die deutsche Flagge – in aller Bescheidenheit – unter der dänischen angebracht wird.
Der Vorsitzende der deutschen Minderheit, Hinrich Jürgensen, will das ändern. „Es könnte so sein, dass wir bei offiziellen Anlässen die deutsche Fahne an unseren Institutionen hissen dürfen, ohne zuvor um Erlaubnis bitten zu müssen“, forderte er vorsichtig in dänischen Medien.
Aber die deutsche Minderheit ist nicht immer beliebt in Dänemark, das sich noch bitter an die deutsche Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg, die vielen willkürlichen Hinrichtungen und Deportationen erinnert. Die Dänisch-Deutschen betonen in dem immer wieder bemühten Zusammenhang, dass sie ja nicht mit Adolf Hitlers Wehrmacht gekommen seien, sondern schon lange zuvor im heutigen Dänemark ihre Wurzeln geschlagen hätten.
Auch betonen sie, dass es ja auch auf der deutschen Seite eine offiziell anerkannte dänische Minderheit, die dänisch gesinnten Deutschen, gäbe. Da flattere in fast jedem Vorgarten die „Dannebrog“im deutschen Himmel und die Deutschen fänden das niedlich.
In Deutschland gibt es für das Flaggenhissen eben kaum Einschränkungen, nur Nazi-Flaggen und ähnlich Volksverhetzendes darf bei uns nicht gehisst werden. Ansonsten gilt lediglich, dass Flaggen ordentlich aufhängt sein müssen.
Und so will die deutsche Minderheit in Dänemark ebenfalls Schwarz-Rot-Gold aufhängen. Über 70 Jahre nach Kriegsende müsste das doch möglich sein, finden sie. Doch vielen Dänen ist auch heute noch jegliches Aufmucken der Dänisch-Deutschen, deren Vorfahren im Krieg mit dem Nazi-Regime kollaborierten und Soldaten für die Ostfront rekrutierten, ein Dorn im Auge.
Deutsch-Dänen fordern im Übrigen auch deutsche Ortsnamensschilder in Dänemark. Gravenstein etwa heißt im Dänischen eigentlich Gråsten, Apenrade heißt Åbenrå. Die Zeit sei noch nicht reif für mehr deutsche Rechte in Dänemark, empfinden gerade ältere Dänen. Das brauche noch ein paar Generationen. Und warum das überhaupt so wichtig sein soll mit den Flaggen und Ortsnamen, das können Jüngere wiederum kaum verstehen.