Schwabmünchner Allgemeine

Krach um Schwarz-Rot-Gold

Politikum In Dänemark will die deutsche Minderheit ihre Verbundenh­eit zur Bundesrepu­blik auch mit Flaggen zeigen dürfen. Warum das gar nicht so einfach und mitunter kurios ist

- VON ANDRÉ ANWAR

Ultima Hora berichtete, bestreiten die Hauptverdä­chtigen die Vergewalti­gung. Die Frau habe freiwillig Sex mit ihnen gehabt. Sie selbst hatte ausgesagt, dass sie die Männercliq­ue in einem Lokal kennengele­rnt habe und in ihr Hotel eingeladen worden sei. Im Zimmer sei sie bedrängt, brutal festgehalt­en und vergewalti­gt worden. Bei einer gynäkologi­schen Untersuchu­ng stellten Ärzte offenbar Verletzung­en fest, die auf eine „sexuelle Aggression“hindeuten.

Mehr zum Alter und zur Identität der Verdächtig­en, die am Freitag in einer Wache der Guardia Civil weiter hinter Gittern saßen, wurde nicht mitgeteilt. Auf Anfrage teilte das Auswärtige­n Amt mit, die Festnahmen auf Mallorca seien bekannt – mehr nicht. (mit dpa) Kopenhagen Rot-Weiß und sonst nichts: Im Gegensatz zur lockeren Gesetzgebu­ng in Deutschlan­d darf in Dänemark grundsätzl­ich nur die dänische Flagge, die „Dannebrog“, gehisst werden. Bei Zuwiderhan­dlung drohen Anzeige und Bußgeld. Doch die deutsche Minderheit im dänischen Nordschles­wig fühlt sich deshalb diskrimini­ert.

Historisch bedingt gibt es im Süden Dänemarks eine offiziell anerkannte deutsche Minderheit von etwa 15000 Menschen. Die Dänisch-Deutschen sehen sich auch heute noch als dänische Staatsbürg­er mit deutscher Gesinnung. Für die anerkannte und EU-geförderte Minderheit gibt es etwa deutsche Schulen, Kindergärt­en, eine eigene Zeitung, eine eigene politische Partei, Büchereien und ein deutsches Museum. Doch wenn sie die Deutschlan­dflagge hissen wollen, müssen sie zu jedem Anlass eine Genehmigun­g im lokalen Polizeirev­ier einholen. So wie auch andere später hinzugekom­mene Minderheit­en – etwa aus muslimisch­en Ländern. Sonst drohen Geldstrafe­n. Nur offizielle Gesandte aus dem Ausland dürfen an ihrer Vertretung und ihrem Eigenheim die „Flagge eines fremden Staates“flattern lassen, wie es dazu offiziell vom Justizmini­sterium in Kopenhagen heißt.

Und selbst, wenn die deutsch gesinnten Dänen eine polizeilic­he Erlaubnis für Schwarz-Rot-Gold zu einem bestimmten Anlass erhalten, müssen sie stets daneben die dänische Flagge in „mindestens der gleichen Größe“und auf keinen Fall an „weniger prominente­m Platz anbringen“.

Wer da nur über einen einzigen Fahnenmast im Garten verfügt, hat eben Pech gehabt. Denn zwei Fahnen dürfen nicht gleichzeit­ig untereinan­der am gleichen Mast hängen. Auch nicht, wenn die deutsche Flagge – in aller Bescheiden­heit – unter der dänischen angebracht wird.

Der Vorsitzend­e der deutschen Minderheit, Hinrich Jürgensen, will das ändern. „Es könnte so sein, dass wir bei offizielle­n Anlässen die deutsche Fahne an unseren Institutio­nen hissen dürfen, ohne zuvor um Erlaubnis bitten zu müssen“, forderte er vorsichtig in dänischen Medien.

Aber die deutsche Minderheit ist nicht immer beliebt in Dänemark, das sich noch bitter an die deutsche Besatzungs­zeit im Zweiten Weltkrieg, die vielen willkürlic­hen Hinrichtun­gen und Deportatio­nen erinnert. Die Dänisch-Deutschen betonen in dem immer wieder bemühten Zusammenha­ng, dass sie ja nicht mit Adolf Hitlers Wehrmacht gekommen seien, sondern schon lange zuvor im heutigen Dänemark ihre Wurzeln geschlagen hätten.

Auch betonen sie, dass es ja auch auf der deutschen Seite eine offiziell anerkannte dänische Minderheit, die dänisch gesinnten Deutschen, gäbe. Da flattere in fast jedem Vorgarten die „Dannebrog“im deutschen Himmel und die Deutschen fänden das niedlich.

In Deutschlan­d gibt es für das Flaggenhis­sen eben kaum Einschränk­ungen, nur Nazi-Flaggen und ähnlich Volksverhe­tzendes darf bei uns nicht gehisst werden. Ansonsten gilt lediglich, dass Flaggen ordentlich aufhängt sein müssen.

Und so will die deutsche Minderheit in Dänemark ebenfalls Schwarz-Rot-Gold aufhängen. Über 70 Jahre nach Kriegsende müsste das doch möglich sein, finden sie. Doch vielen Dänen ist auch heute noch jegliches Aufmucken der Dänisch-Deutschen, deren Vorfahren im Krieg mit dem Nazi-Regime kollaborie­rten und Soldaten für die Ostfront rekrutiert­en, ein Dorn im Auge.

Deutsch-Dänen fordern im Übrigen auch deutsche Ortsnamens­schilder in Dänemark. Gravenstei­n etwa heißt im Dänischen eigentlich Gråsten, Apenrade heißt Åbenrå. Die Zeit sei noch nicht reif für mehr deutsche Rechte in Dänemark, empfinden gerade ältere Dänen. Das brauche noch ein paar Generation­en. Und warum das überhaupt so wichtig sein soll mit den Flaggen und Ortsnamen, das können Jüngere wiederum kaum verstehen.

 ?? Foto: Carsten Rehder, dpa ?? Die gesetzlich­en Bestimmung­en in Dänemark sind streng. Wer eine ausländisc­he Fahne hissen will, muss sich sogar eigens eine behördlich­e Genehmigun­g einholen. Sonst drohen Bußgeld und Anzeige.
Foto: Carsten Rehder, dpa Die gesetzlich­en Bestimmung­en in Dänemark sind streng. Wer eine ausländisc­he Fahne hissen will, muss sich sogar eigens eine behördlich­e Genehmigun­g einholen. Sonst drohen Bußgeld und Anzeige.

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