Traurig, dass erst Angehörige eingreifen müssen
Nur weil Angehörige von Heimbewohnern so couragiert waren, die Missstände in der Einrichtung publik zu machen, passiert jetzt etwas. Der Träger Korian verspricht Verbesserungen. Derzeit hält sich ein externes Team im Heim auf, auch um Ansprechpartner für Betroffene zu sein. Das klingt schon mal gut. Traurig allerdings ist es, dass Angehörige erst öffentlich auf die Barrikaden gehen müssen, damit etwas unternommen wird. In dem Fall dieser Einrichtung sind vorherige Beschwerden durch Bewohner und Angehörige, aber auch Kontrollen offenbar wirkungslos geblieben. Es scheint ein generelles Problem zu sein, dass es offenbar zu wenig Druckmittel auf schlecht geführte Pflegeeinrichtungen gibt. Das liegt auch an der Knappheit der Pflegeplätze.
Denn jeder ist froh, wenn er für sich selbst oder für einen Angehörigen noch einen freien Platz findet. Deshalb passiert es auch nur selten, dass in letzter Konsequenz ein Heim geschlossen wird. Unter Umständen würden sonst auf einen Schlag hundert pflegebedürftige Menschen auf der Straße sitzen. Wo sollten diese untergebracht werden? Den Pflegekassen sind also oft die Hände gebunden. Was Angehörigen oder Pflegekräften bei Missständen bleibt, ist der Schritt an die Öffentlichkeit.
Sicherlich ist es nicht immer einfach, ein gutes Pflegeheim zu erkennen. Nach der offiziellen Benotung darf man nicht gehen. Bislang wird die Bewertungssystematik praktisch zwischen den Pflegeversicherungen und den Einrichtungsträgern ausgehandelt. Zudem bedeutet die Note 1 nur, dass Mindeststandards eingehalten werden. Wie also soll man sich als Angehöriger entscheiden? Experten raten, sich eine Einrichtung genau anzuschauen. Auf Atmosphäre, Stimmung unter Pflegekräften und Bewohnern, auf den Geruch im Heim und auf das Essen zu achten. Und auch auf das eigene Bauchgefühl.