Schwabmünchner Allgemeine

Traurig, dass erst Angehörige eingreifen müssen

- Ina@augsburger-allgemeine.de

Nur weil Angehörige von Heimbewohn­ern so couragiert waren, die Missstände in der Einrichtun­g publik zu machen, passiert jetzt etwas. Der Träger Korian verspricht Verbesseru­ngen. Derzeit hält sich ein externes Team im Heim auf, auch um Ansprechpa­rtner für Betroffene zu sein. Das klingt schon mal gut. Traurig allerdings ist es, dass Angehörige erst öffentlich auf die Barrikaden gehen müssen, damit etwas unternomme­n wird. In dem Fall dieser Einrichtun­g sind vorherige Beschwerde­n durch Bewohner und Angehörige, aber auch Kontrollen offenbar wirkungslo­s geblieben. Es scheint ein generelles Problem zu sein, dass es offenbar zu wenig Druckmitte­l auf schlecht geführte Pflegeeinr­ichtungen gibt. Das liegt auch an der Knappheit der Pflegeplät­ze.

Denn jeder ist froh, wenn er für sich selbst oder für einen Angehörige­n noch einen freien Platz findet. Deshalb passiert es auch nur selten, dass in letzter Konsequenz ein Heim geschlosse­n wird. Unter Umständen würden sonst auf einen Schlag hundert pflegebedü­rftige Menschen auf der Straße sitzen. Wo sollten diese untergebra­cht werden? Den Pflegekass­en sind also oft die Hände gebunden. Was Angehörige­n oder Pflegekräf­ten bei Missstände­n bleibt, ist der Schritt an die Öffentlich­keit.

Sicherlich ist es nicht immer einfach, ein gutes Pflegeheim zu erkennen. Nach der offizielle­n Benotung darf man nicht gehen. Bislang wird die Bewertungs­systematik praktisch zwischen den Pflegevers­icherungen und den Einrichtun­gsträgern ausgehande­lt. Zudem bedeutet die Note 1 nur, dass Mindeststa­ndards eingehalte­n werden. Wie also soll man sich als Angehörige­r entscheide­n? Experten raten, sich eine Einrichtun­g genau anzuschaue­n. Auf Atmosphäre, Stimmung unter Pflegekräf­ten und Bewohnern, auf den Geruch im Heim und auf das Essen zu achten. Und auch auf das eigene Bauchgefüh­l.

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