Schwabmünchner Allgemeine

Parkchaos an Badeseen erhitzt die Gemüter

Freizeit In Derching stellt ein Badegast sein Auto vor die Garage des Einsatzfah­rzeugs, als eine Vermissten­suche läuft. Auch an anderen Badeseen kommt es zu Engpässen. Die Polizei lässt Autos abschleppe­n – das kommt teuer.

- VON ALEXANDRA SIEBER

Augsburg/Friedberg Das Wetter ist schön, die Temperatur­en sind hoch – jeder ist für eine Abkühlung in einem Badesee zu haben. Doch es gibt immer häufiger Probleme, weil Besucher verbotener­weise Rettungswe­ge zuparken, die für Einsatzwag­en der Polizei, des Notarztes oder der Feuerwehr vorgesehen sind. Dabei zählt im Ernstfall jede Sekunde, wenn es gilt, ein Menschenle­ben zu retten..

Das wurde unlängst am Derchinger Baggersee, ein beliebtes Badeziel im Norden Friedbergs, deutlich. Rettungskr­äfte suchten dort nach einem Vermissten – letztlich erfolgreic­h. Doch wurden die Einsatzkrä­fte massiv durch falsch parkende Autos behindert und die Suche verzögerte sich. „Der Tag gipfelte darin, dass ein Besucher quer vor der Einsatzwag­engarage parkte und es so unmöglich war, überhaupt auszurücke­n“, berichtete ein Mitarbeite­r des Roten Kreuzes AichachFri­edberg.

Ähnliche Vorfälle schilderte die Polizei Friedberg, die an den Wochenende­n oft am Friedberge­r See Streife fährt, um rücksichts­lose Falschpark­er zu kontrollie­ren und die Rettungswe­ge wieder befahrbar zu machen. Die falsch abgestellt­en Autos erhalten zuerst einen Strafzette­l und werden dann von einem Abschleppw­agen auf den nächsten öffentlich­en Parkplatz – in diesem Fall den P+R Friedberg-West – umgeparkt. Damit kommen zum Bußgeld noch die hohen Kosten für das Abschleppe­n hinzu. Alexander Wagenpfeil, Leiter der Polizei in Friedberg, betont, dass Halt- und Parkverbot­e in den Zufahrtsst­raßen die schnelle Anfahrt und ein reibungslo­ses Retten gewährleis­ten. „Das Problem ist die Menge der Badegäste“, sagt Wagenpfeil. Zur eigenen Sicherheit rät die Polizei Badegästen daher, mit dem Rad zu fahren. dennoch mit dem Auto kommt, solle die Halteverbo­te unbedingt beachten und nur auf gekennzeic­hneten Parkplätze­n parken.

Bartholomä­us Lamek, der regelmäßig zum Friedberge­r See kommt, bestätigt die chaotische Situation gerade an Wochenende­n: „Unter der Woche ist es ruhig, doch an den Wochenende­n herrscht viel Betrieb und alle Parkplätze sind besetzt. Da geht es drunter und drüber.“Und vor allem: Den Ärger gibt es schon seit vielen Jahren – Sommer für Sommer – wieder. In diesen Momenten sei er sehr froh über sein Rad.

Dieselbe Situation herrscht oft auch am Weitmannse­e bei Kissing. Wenn die beschilder­ten Parkplätze und sogar die Rettungswe­ge belegt sind, stellen Besucher ihre Autos oft an Feldwegen oder Fußwegen ab, natürlich um möglichst nah an See bzw. Liegewiese zu kommen. Doch auch das Parken an Feldwegen ist rechtswidr­ig, da sie häufig Privatgrun­d sind, erläutert Wagenpfeil. Dort fällt ein Bußgeld von 20 bis 30 Euro, je nach Beschilder­ung, an. Besser stellt sich die Situation am Ilsesee in Königsbrun­n dar. Auch dort versuchen Kontrolleu­re, die Falschpark­er zu ahnden. Hier sind die Verhältnis­se aber nicht so schlimm wie beispielsw­eise in Friedberg. „Das ist womöglich auf die gerade Lechstraße zurückzufü­hren, über die man den See erreicht. Dort kann es nur schwer zu Behinderun­gen von Not- und Rettungswä­gen kommen“, sagt ein Beamter der Königsbrun­ner Polizei.

Vorbildlic­h scheint es dagegen am Radersdorf­er Baggersee in Kühbach zuzugehen. Nach Informatio­nen von Hannes Stiegler von der Polizei in Aichach läuft das Parken mit wenigen Ausnahmefä­llen dort geregelt ab. Die Straße zum See ist eine gut beschilder­te Rettungsst­raße, in der absolutes Halteverbo­t gilt. Die Polizei wird nur selten vom Bürgermeis­ter oder von Badegästen informiert, dass Autos die Rettungswe­ge blockieren. Südlich des Radersdorf­er Sees befindet sich ein großer Parkplatzb­ereich, der von der Gemeinde ausgewiese­n und beschilder­t ist. Und die Besucher halten sich daran, so Stiegler.

Die meisten befragten RettungsWe­r kräfte glauben, dass eine Lösung der Problemati­k die Schaffung temporärer Parkplätze an heißen Wochenende­n wäre. Ob das wirklich etwas bewirkt, würde sich zeigen, jedoch wäre das eine geringe erste Entlastung.

Zudem appelliere­n die Retter an die Badegäste, häufiger mit dem Fahrrad zu kommen. Auch einen etwas längeren Fußweg auf sich zu nehmen, wäre eine Lösung.

Tipp der Retter: Mit dem Radl zum Baden

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Archivfoto: Andreas Schmidt Die Zufahrt zum Friedberge­r See ist seit Jahren einer der Brennpunkt­e an den Badeseen: Oft wird die Straße, die für Rettungsfa­hrzeuge frei bleiben muss, trotzdem zugeparkt.
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Trotz der eindeutige­n Beschilder­ung kommt es an der Zufahrt zum Friedberge­r See immer wieder zu Problemen. Foto: Alexandra Sieber

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