Schwabmünchner Allgemeine

Augsburg feiert seine Welterbe-Auszeichnu­ng

Unesco Die historisch­e Wasservers­orgung steht nun auf der internatio­nalen Liste außergewöh­nlicher Denkmäler. Wie die Reaktionen ausfielen, was die Experten überzeugte und wie die Bürger sich mitfreuen können

- VON NICOLE PRESTLE

Am Ende ging alles schnell: Am Samstag um 15.13 Uhr deutscher Zeit stellte ein Vertreter des Internatio­nalen Denkmalrat­s in Baku dem Welterbe-Komitee die Stadt Augsburg vor – ihre Wasserkanä­le und Kraftwerke, ihre Monumental­brunnen und Wasserwerk­e. Elf Minuten später fiel mit einem Hammerschl­ag die Entscheidu­ng: Augsburgs historisch­e Wasserwirt­schaft ist Welterbe.

Während die Unesco-Experten über andere Nominierun­gen teils lange diskutiert­en, war die Meinung über Augsburg einhellig. Lediglich China, Tunesien und das Gastgeberl­and Aserbaidsc­han meldeten sich zu Wort, um der Augsburger Bewerbung ihr Lob auszusprec­hen. Die historisch­e Wasservers­orgung sei ein außergewöh­nliches Beispiel nachhaltig­er Wasservers­orgung, das durch immer neue technische Erfindunge­n weiterentw­ickelt wurde.

Augsburg ist damit die achte bayerische Welterbest­ätte und die Nummer 1112 weltweit. So viele Orte auf allen Kontinente­n werden von der Unesco als bedeutend für die gesamte Menschheit und damit als besonders schützensw­ert eingestuft. Den Titel darf die Stadt sofort tragen, auch wenn die offizielle Urkunde erst noch übergeben wird. Dies geschieht laut Welterbe-Koordinato­r Ulrich Müllegger wohl noch im Lauf dieses Jahres im Rahmen eines Festakts.

Die Augsburger Delegation, zu der auch Kulturrefe­rent Thomas Weitzel gehört, ist glücklich, dass alles geklappt hat. „Wir können es selbst noch gar nicht fassen, dass wir das gewuppt haben“, sagte Müllegger am Samstag spontan. Acht Jahre lang hat Augsburg auf die Auszeichnu­ng hingearbei­tet und dafür knapp zwei Millionen Euro ausgegeben. Lechkanäle, Wasserwerk­e und andere Orte, die mit der Wasservers­orgung zusammenhä­ngen, wurden erforscht und dokumentie­rt, Wissenscha­ftler förderten neue Erkenntnis­se über die ehemalige Wasservers­orgung zutage. Ohne die Bewerbung hätte es diese intensive Auseinande­rsetzung nicht gegeben.

Die Entscheidu­ng der Unesco hat in Augsburg viel Freude ausgelöst. Mit der Auszeichnu­ng würdige die Organisati­on „einen unvergleic­hlichen Schatz, den die Stadt seit ihrer Stadtgründ­ung birgt“, so Oberbürwer­den Das Wasser ist in Augsburg seit Jahrhunder­ten ein wichtiges Thema. Nun hat die historisch­e Wasservers­orgung der Stadt den Welterbeti­tel der Unesco eingebrach­t. Augsburg ist die weltweit 1112. Welterbest­ätte. Fotos: Ulrich Wagner, Michael Hochgemuth, Thomas Weitzel Bei der langen Kunstnacht am Samstag wurde die neue Welterbest­ätte Augsburg gefeiert. „Wir plantschen vor Freude“, so der Slogan der Stadt aus Anlass der Ernennung. Die Augsburger Delegation präsentier­te sich unter anderem mit Stefan Krawielick­i (Leiter der Ständigen Vertretung Deutschlan­ds bei der Unesco in Paris, links), Kulturrefe­rent Thomas Weitzel (2. von links), Welterbe-Koordinato­r Ulrich Müllegger (rechts) und seine Stellvertr­eterin Antonia Hager (3. von rechts).

germeister Kurt Gribl. „Jahrhunder­telang wurde die Wasserkraf­t des Lechs innovativ genutzt, um Mühlräder und Pumpwerke anzutreibe­n. Augsburgs Handwerk machte die Stadt reich – auch deshalb, weil dank eines ausgeklüge­lten Kanalsyste­ms gute hygienisch­e Verhältnis­se herrschten und bestes Trinkwasse­r zur Verfügung stand.“Auf dieses Welterbe dürfe die Stadt zurecht stolz sein „und sich von Herzen freuen“, sagt Gribl. Kulturrefe­rent Thomas Weitzel verlas in Baku auf Englisch die Dankeswort­e der Stadt. „Die Einschreib­ung in die Welterbe-Liste ist für die Stadt Augsburg und den Freistaat Bayern

eine große Ehre.“Den Auftrag, die Denkmäler zu bewahren und zu schützen sowie ihren Wert an folgende Generation­en weiterzuge­ben, nehme die Stadt stolz an.

Was den Schutz der 22 Denkmäler betrifft, die zur Bewerbung und damit nun zum Welterbe gehören, ist die Stadt gut aufgestell­t: Die Sanierung der Wassertürm­e am Roten Tor, ein Herzstück der Wasserwirt­schaft, wurde vor fünf Jahren abgeschlos­sen, 4,7 Millionen Euro wurden verbaut. Was als Nächstes ansteht, ist die Sanierung des Kastenturm­s, der ebenfalls am Roten Tor steht. Aktuell wird das Gebäude vermessen, um Grundlagen für die

Sanierung zu haben. Andere Denkmäler wie Wasserkraf­twerke oder der Hochablass sind in Betrieb und schon deshalb in Schuss. Wieder andere Orte unterliege­n durch den Denkmal- und Trinkwasse­rschutz ohnehin hohen Auflagen.

Wie man den Wert dieser Denkmäler an Außenstehe­nde vermitteln kann, will die Stadt laut Kulturrefe­rent Weitzel „in Ruhe diskutiere­n“. Während Städte wie Bamberg oder Regensburg dabei auf Besucherze­ntren setzen, will Augsburg zunächst einen kleinen, aber zentral gelegenen „Wasserlade­n“eröffnen. Geplant ist er am Rathauspla­tz nahe der Tourist-Informatio­n, eröffnet

soll er 2020. Für weitere Welterbe-Themen sind im Haushalt 2020 derzeit 250000 Euro vorgesehen. Erst einmal wird aber gefeiert: Am Samstag, 20. Juli, ist ein Wasserfest geplant. „Die Bürger sollen den Titel feiern können“, sagt Müllegger. Viele Welterbe-Denkmäler haben geöffnet, es gibt ein Überraschu­ngsprogram­m.

Wie andere Bewerber abschnitte­n, lesen Sie auf

Seite 1. Auf Seite 34 erklärt Historiker Bernd Roeck, was die Augsburger Wasservers­orgung so besonders macht. Auf Seite 34 stellen wir Ihnen die 22 Denkmäler der Bewerbung vor.

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