Augsburg feiert seine Welterbe-Auszeichnung
Unesco Die historische Wasserversorgung steht nun auf der internationalen Liste außergewöhnlicher Denkmäler. Wie die Reaktionen ausfielen, was die Experten überzeugte und wie die Bürger sich mitfreuen können
Am Ende ging alles schnell: Am Samstag um 15.13 Uhr deutscher Zeit stellte ein Vertreter des Internationalen Denkmalrats in Baku dem Welterbe-Komitee die Stadt Augsburg vor – ihre Wasserkanäle und Kraftwerke, ihre Monumentalbrunnen und Wasserwerke. Elf Minuten später fiel mit einem Hammerschlag die Entscheidung: Augsburgs historische Wasserwirtschaft ist Welterbe.
Während die Unesco-Experten über andere Nominierungen teils lange diskutierten, war die Meinung über Augsburg einhellig. Lediglich China, Tunesien und das Gastgeberland Aserbaidschan meldeten sich zu Wort, um der Augsburger Bewerbung ihr Lob auszusprechen. Die historische Wasserversorgung sei ein außergewöhnliches Beispiel nachhaltiger Wasserversorgung, das durch immer neue technische Erfindungen weiterentwickelt wurde.
Augsburg ist damit die achte bayerische Welterbestätte und die Nummer 1112 weltweit. So viele Orte auf allen Kontinenten werden von der Unesco als bedeutend für die gesamte Menschheit und damit als besonders schützenswert eingestuft. Den Titel darf die Stadt sofort tragen, auch wenn die offizielle Urkunde erst noch übergeben wird. Dies geschieht laut Welterbe-Koordinator Ulrich Müllegger wohl noch im Lauf dieses Jahres im Rahmen eines Festakts.
Die Augsburger Delegation, zu der auch Kulturreferent Thomas Weitzel gehört, ist glücklich, dass alles geklappt hat. „Wir können es selbst noch gar nicht fassen, dass wir das gewuppt haben“, sagte Müllegger am Samstag spontan. Acht Jahre lang hat Augsburg auf die Auszeichnung hingearbeitet und dafür knapp zwei Millionen Euro ausgegeben. Lechkanäle, Wasserwerke und andere Orte, die mit der Wasserversorgung zusammenhängen, wurden erforscht und dokumentiert, Wissenschaftler förderten neue Erkenntnisse über die ehemalige Wasserversorgung zutage. Ohne die Bewerbung hätte es diese intensive Auseinandersetzung nicht gegeben.
Die Entscheidung der Unesco hat in Augsburg viel Freude ausgelöst. Mit der Auszeichnung würdige die Organisation „einen unvergleichlichen Schatz, den die Stadt seit ihrer Stadtgründung birgt“, so Oberbürwerden Das Wasser ist in Augsburg seit Jahrhunderten ein wichtiges Thema. Nun hat die historische Wasserversorgung der Stadt den Welterbetitel der Unesco eingebracht. Augsburg ist die weltweit 1112. Welterbestätte. Fotos: Ulrich Wagner, Michael Hochgemuth, Thomas Weitzel Bei der langen Kunstnacht am Samstag wurde die neue Welterbestätte Augsburg gefeiert. „Wir plantschen vor Freude“, so der Slogan der Stadt aus Anlass der Ernennung. Die Augsburger Delegation präsentierte sich unter anderem mit Stefan Krawielicki (Leiter der Ständigen Vertretung Deutschlands bei der Unesco in Paris, links), Kulturreferent Thomas Weitzel (2. von links), Welterbe-Koordinator Ulrich Müllegger (rechts) und seine Stellvertreterin Antonia Hager (3. von rechts).
germeister Kurt Gribl. „Jahrhundertelang wurde die Wasserkraft des Lechs innovativ genutzt, um Mühlräder und Pumpwerke anzutreiben. Augsburgs Handwerk machte die Stadt reich – auch deshalb, weil dank eines ausgeklügelten Kanalsystems gute hygienische Verhältnisse herrschten und bestes Trinkwasser zur Verfügung stand.“Auf dieses Welterbe dürfe die Stadt zurecht stolz sein „und sich von Herzen freuen“, sagt Gribl. Kulturreferent Thomas Weitzel verlas in Baku auf Englisch die Dankesworte der Stadt. „Die Einschreibung in die Welterbe-Liste ist für die Stadt Augsburg und den Freistaat Bayern
eine große Ehre.“Den Auftrag, die Denkmäler zu bewahren und zu schützen sowie ihren Wert an folgende Generationen weiterzugeben, nehme die Stadt stolz an.
Was den Schutz der 22 Denkmäler betrifft, die zur Bewerbung und damit nun zum Welterbe gehören, ist die Stadt gut aufgestellt: Die Sanierung der Wassertürme am Roten Tor, ein Herzstück der Wasserwirtschaft, wurde vor fünf Jahren abgeschlossen, 4,7 Millionen Euro wurden verbaut. Was als Nächstes ansteht, ist die Sanierung des Kastenturms, der ebenfalls am Roten Tor steht. Aktuell wird das Gebäude vermessen, um Grundlagen für die
Sanierung zu haben. Andere Denkmäler wie Wasserkraftwerke oder der Hochablass sind in Betrieb und schon deshalb in Schuss. Wieder andere Orte unterliegen durch den Denkmal- und Trinkwasserschutz ohnehin hohen Auflagen.
Wie man den Wert dieser Denkmäler an Außenstehende vermitteln kann, will die Stadt laut Kulturreferent Weitzel „in Ruhe diskutieren“. Während Städte wie Bamberg oder Regensburg dabei auf Besucherzentren setzen, will Augsburg zunächst einen kleinen, aber zentral gelegenen „Wasserladen“eröffnen. Geplant ist er am Rathausplatz nahe der Tourist-Information, eröffnet
soll er 2020. Für weitere Welterbe-Themen sind im Haushalt 2020 derzeit 250000 Euro vorgesehen. Erst einmal wird aber gefeiert: Am Samstag, 20. Juli, ist ein Wasserfest geplant. „Die Bürger sollen den Titel feiern können“, sagt Müllegger. Viele Welterbe-Denkmäler haben geöffnet, es gibt ein Überraschungsprogramm.
Wie andere Bewerber abschnitten, lesen Sie auf
Seite 1. Auf Seite 34 erklärt Historiker Bernd Roeck, was die Augsburger Wasserversorgung so besonders macht. Auf Seite 34 stellen wir Ihnen die 22 Denkmäler der Bewerbung vor.