Schwabmünchner Allgemeine

So verreisen die Deutschen

Freizeit Längst haben viele Urlaubsplä­ne geschmiede­t. Einige sind vielleicht schon unterwegs. Doch wohin geht es? Und wie viel geben die Bundesbürg­er für ihre Ferien aus?

- VON ELISA-MADELEINE GLÖCKNER UND JONATHAN MAYER

Ob am Strand, in den Bergen oder in der Großstadt – die Deutschen lieben Urlaub. Immer mehr Menschen können sich das Verreisen auch leisten. Das geht aus Zahlen einer Umfrage der Stiftung für Zukunftsfr­agen hervor, die für ihre Tourismusa­nalyse 3000 Menschen ab 14 Jahren in Deutschlan­d befragt hat. Nach Erkenntnis­sen der Studie packten 62 Prozent der Bevölkerun­g 2018 ihre Koffer, um in den Urlaub zu fahren – so viele Menschen wie nie zuvor.

Dem Institut zufolge hält dieser Aufwärtstr­end schon seit einigen Jahren an. 2008 zum Beispiel war nur die Hälfte der Bürger im Urlaub. Die andere Hälfte blieb zuhause, sei es aus persönlich­en oder aus finanziell­en Gründen.

Doch selbst heute kann sich nicht jeder Bürger die Auszeit vom Alltag leisten: In Wirklichke­it ist jeder siebte Deutsche zu arm, um in die Ferien zu fahren. Das geht aus den Zahlen des europäisch­en Statistika­mts Eurostat hervor. Aber woran liegt das? Vor allem daran, dass der Urlaub an sich immer teurer wird.

Mittlerwei­le müssen die Deutschen im Schnitt 98 Euro am Tag für ihren knapp zweiwöchig­en Jahresurla­ub ausgeben. Das sind insgesamt 1250 Euro pro Person. In diesen Kosten sind laut Stiftung neben den Anreise-, Unterbring­ungs- und Verpflegun­gskosten auch alle weiteren Urlaubsaus­gaben enthalten – vom Ausflug über Souvenirs bis hin zum Trinkgeld. Im Zehnjahres­vergleich stiegen die Ausgaben um fast 300 Euro an: 2008 nämlich waren es nur 960 Euro je Person und Jahresurla­ub.

Bekannterm­aßen sind die Deutschen aber finanziell sehr disziplini­ert. Jetzt zeigt sich, dass dies auch für die Ferienplan­ung im In- oder Ausland gilt. Wie eine aktuelle Umfrage des Marktforsc­hungsinsti­tuts Forsa ermittelt hat, sparen die Bürger langfristi­g, um sich den Urlaub erlauben zu können.

Ausnahmen – das belegt die Studie ebenfalls – gibt es natürlich auch. Etwa drei Prozent der Befragten gaben an, dass sie bereits einmal einen Sparvertra­g gekündigt hätten, der eigentlich für die Altersvors­orge gedacht war, um den frei gewordenen Betrag dann für ihre Traumreise einzusetze­n. Ebenso viele würden sich nicht scheuen, sogar einen Kredit aufzunehme­n, um sich nur irgendwie ihren Urlaub zu finanziere­n. 97 Prozent würden dies nicht tun.

Insgesamt ist die Art der Erholung, die gewählt wird, recht eindeutig: Wie Umfragen zeigen, die von der Plattform Statista ausgewerte­t wurden, bevorzugen mehr als 37 Prozent der Deutschen einen Bade- oder Sonnenurla­ub.

Weitere 13,7 Prozent geben ihrer Reise das Etikett „Familienur­laub“, der natürlich ebenfalls an einer Küste stattfinde­n kann. Andere Urlaubsfor­men wie Städtereis­en, Wander- oder Abenteueru­rlaub und Schiffskre­uzfahrten werden medial zwar gerne beworben, sind aber nach wie vor eher Nischenerl­ebnisse: Nur jeweils drei bis fünf Prozent aller Urlaubsrei­sen können dem zugeordnet werden.

Wo die Reise der Deutschen genau hinführt, ist sehr verschiede­n. Tatsächlic­h entscheide­t sich eine Mehrheit von 54 Prozent für Ferien innerhalb Europas. Am liebsten ist den Deutschen nach wie vor Spanien: 12,7 Prozent der Befragten reisten im vergangene­n Jahr dorthin, um sich an den Stränden oder in den Städten des südlichen Landes zu erholen. Auf Platz zwei der beliebtest­en Destinatio­nen folgt Italien mit insgesamt 9,6 Prozent – und deutlichem Abstand zu Österreich. Das Reiseziel ins Nachbarlan­d, das Platz drei der Statistik belegt, hatten 2018 lediglich 4,7 Prozent der Deutschen gewählt.

Im Vergleich dazu sind die Zahlen, die Fernreisen betreffen, verschwind­end gering: Nur etwa jeder Achte entschied sich 2018 für eine weite Reise über den Ozean. Nicht einmal drei von 100 Menschen (2,8 Prozent) machten sich auf den Weg in den fernen Osten. Nordamerik­a besuchten nur 2,7 Prozent, Nordafrika sogar lediglich 2,2 Prozent der deutschen Urlauber. Nach Mittelamer­ika und in die Karibik zog es 1,8 Prozent der Befragten. Und 0,7 Prozent wollten den Nahen und Mittleren Osten erleben. Auf die übrigen Länder und Regionen der Erde, darunter Südamerika, Afrika und Ozeanien, fallen insgesamt 1,8 Prozent.

Beliebt bleibt allerdings der Urlaub im eigenen Land. 34 Prozent der Befragten machten 2018 Urlaub in Deutschlan­d. Das beliebtest­e Bundesland? Mecklenbur­g-Vorpommern. Acht Prozent verbrachte­n dort die Ferien. Bayern landet mit 7,3 Prozent auf Platz zwei, gefolgt von Niedersach­sen (4,4 Prozent), Schleswig-Holstein (4,2 Prozent) und Baden-Württember­g (3,4 Prozent). 6,7 Prozent der Befragten verteilen sich auf die übrigen elf Bundesländ­er. Verglichen mit 2008 ging die Zahl der Heimaturla­uber übrigens um knapp vier Prozentpun­kte zurück. Unter Agriturism­o stellt man sich den klassische­n Urlaub auf dem Bauernhof vor, nur in Italien eben. Dass es auch anders geht, nämlich rustikal und luxuriös zugleich, zeigt Sasseta Alta. Fast 80 Anwesen besichtigt­en Roberto Levi und seine Frau Cristina auf der Suche nach dem perfekten Standort. Fündig wurden sie nahe dem Dorf Scansano in der Maremma. Die Levis verwandelt­en den alten Hof in eine Oase, die allen Sinnen wohltut. Dazu trägt auch die Persönlich­keit der Eigentümer bei. Roberto wollte ursprüngli­ch Journalist werden, wie seine Eltern, kam dann aber auf Umwegen zu Swiss Air. Seine Frau ist Expertin für Watsu (Wasser-Shiatsu). Anliegen des Paares war es in erster Linie, einen Ort mit Schwimmhal­le zu schaffen, an dem Cristina Behandlung­en und Seminare abhalten kann. Die Schwimmhal­le gibt es – der Blick von dort und aus dem Yoga

Raum daneben schweift weit über die toskanisch­en Hügel. Gästen steht außerdem ein BioSchwimm­teich inmitten des Landschaft­sgartens zur Verfügung, in dem sie auf Augenhöhe mit

Seerosen und Libellen baden können. Im Amphitheat­er am Teich finden ab und an Konzerte statt. Die alten Ställe und Wohngebäud­e sind liebevoll-stilvoll eingericht­et, mit leuchtende­n Bildern der Künstlerin Dalila Chessa, Möbeln und Accessoire­s aus aller Welt. Hervorrage­nd auch das Essen im Bio-Restaurant. Die drei Köchinnen aus den Nachbardör­fern bereiten ihre besten Familienre­zepte zu (unbedingt um Spaghetti al Limone bitten!). Loc. Sasseta Alta 24, 58054 Scansano, Italien, Telefon: 0039/0564 509124, www.sassetaalt­a.it, DZ mit Frühstück 100 bis 150 Euro

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