Tat im dritten Anlauf?
Fall Lübcke Hauptverdächtiger war wohl bereits früher bewaffnet zum Haus des Opfers gefahren
Karlsruhe Der Hauptverdächtige im Mordfall Lübcke hat laut seinem inzwischen zurückgezogenen Geständnis schon 2017 und 2018 je einen Anlauf zu der Tat unternommen. Zwei Mal sei Stephan E. bewaffnet zum Haus des Kasseler Regierungspräsidenten gefahren, dann aber wieder umgekehrt, hieß es aus Ermittlerkreisen. Hinterher sei er froh gewesen, Walter Lübcke nicht getötet zu haben, berichtete der Rechercheverbund aus Süddeutsche
Zeitung, NDR und WDR. Demnach will E. sich seine Schusswaffen ab 2014 besorgt haben, um seine Familie vor angeblich überhandnehmender Kriminalität von Ausländern zu schützen. Der Plan, Lübcke zu töten, sei dann nach und nach gereift. Dabei hätten auch islamistische Anschläge eine Rolle gespielt, die E. aufgewühlt und beschäftigt hätten. Die Bundesanwaltschaft kommentierte den Bericht nicht. Lübcke war Anfang Juni auf seiner Terrasse mit einem Kopfschuss getötet worden. DNA-Spuren am Tatort führten zu E., der seit Mitte Juni in Untersuchungshaft sitzt. Die Ermittler gehen von einem rechtsextremen Hintergrund der Tat aus. Der Generalbundesanwalt übernahm die Ermittlungen.
Der 45-jährige E. hatte zunächst zugegeben, Lübcke getötet zu haben – in einem achtstündigen Gespräch mit den Ermittlern, wie es in dem Medienbericht heißt. Bei einem Termin beim Haftrichter des Bundesgerichtshofs (BGH) widerrief er dieses Geständnis später. Für die Ermittler ändert das nichts am dringenden Tatverdacht. Sie gehen nach Informationen aus Justizkreisen davon aus, dass das Geständnis in einem Prozess gegen E. problemlos verwertbar wäre. Dieser habe in seiner ursprünglichen Aussage Täterwissen offenbart. An seiner Täterschaft bestünden deshalb keine Zweifel.