Schwabmünchner Allgemeine

Wie Wiesen mit Sense und Oldtimer aufblühen

Natur An einem Beispiel in Wehringen zeigt der Landschaft­spflegever­band, wie „Farbe ins Einheitsgr­ün“kommt

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Wehringen Vor drei Jahren startete der Landschaft­spflegever­band (LPV) im Landkreis Augsburg das Projekt „Farbe ins Einheitsgr­ün – Blühstreif­en auf kommunalen Grünfläche­n“. Es will Blütenprac­ht in einförmige Vielschnit­trasen bringen und damit für heimische Insekten und andere Tiere nutzbar machen. Hauptpartn­er des Landschaft­spflegever­bandes sind Gemeinden, Märkte und Städte sowie deren Bauhöfe. In Wehringen zeigt das schon Früchte.

Als Gründungsm­itglied ist Wehringen seit 25 Jahren wichtiger Partner des Landschaft­spflegever­bandes. Beispielsw­eise bei der Umsetzung des BayernNetz­Natur-Projektes „Biotopverb­und Wertachaue­n“, in dem es schwerpunk­tmäßig um die Entwicklun­g und Verknüpfun­g hochwertig­er Magerrasen und Streuwiese­n geht.

Dass die Gemeinde auch innerorts für mehr Biodiversi­tät sorgen möchte, bekräftigt jetzt Wehringens Bürgermeis­ter Manfred Nerlinger nach der Besichtigu­ng einer im vergangene­n Herbst angesäten Blühfläche am St.-Georg-Ring. Begleitet wurde er von Waltraud Egger, die mit ihrem Grünpflege­trupp für die fachgerech­te Pflege zuständig ist.

Der Verband setzt auf heimische Wiesenblum­en und Gräser, die nachhaltig­e Wiesenbest­ände bilden. „Nachhaltig heißt, dass sich unter der regelmäßig­en Pflegemahd dauerhafte Pflanzenge­sellschaft­en herausbild­en“, erläutert Wanda Engelschal­l vom Landschaft­spflegever­band. Viele Wiesenblum­en brauchen aber ein paar Jahre, um ins blühfähige Alter zu kommen. Deshalb wird Klatschmoh­n mit angesät, der im ersten Jahr auffällig blüht, mit den Jahren aber wieder verschwind­et. Dann übernehmen die eigentlich­en Wiesenpfla­nzen die Regie, wie Margeriten, Hornklee, Bocksbart, Glockenblu­men und Natternkop­f; dazu gesellen sich Gräser wie Glatt- und Goldhafer, Trespen- und Schwingela­rten – eine Blumenwies­e entsteht.

„Eine der schonendst­en Methoden der Wiesenpfle­ge ist die traditione­lle Sensenmahd“, sagt LPVGeschäf­tsführer Werner Burkhart und demonstrie­rt das gleich mit der mitgebrach­ten Sense. „Gelernt ist gelernt“staunt der Bürgermeis­ter, als die Halme sachte fallen. Allerdings ist Sensenmahd bei großen Flächen anstrengen­d und zeitaufwen­dig und wurde deshalb im Zuge der Technisier­ung der Landwirtsc­haft von effektiver­en Methoden abgelöst.

In der Nachkriegs­zeit verwendete man schon kleine leichte Schlepper, was die Arbeitskap­azität enorm erhöhte. Stolzer Besitzer eines solchen Gerätes ist Manfred Nerlinger. Seinen Oldie-Traktor der Marke Eicher möchte er nicht mehr missen. Er nutzt ihn hauptsächl­ich „zur Entschleun­igung des hektischen Alltags“. Der Oldie verfügt über ein Messerbalk­enmähwerk – bis heute das Nonplusult­ra der ökologisch­en Landschaft­spflege. Sowohl Sense als auch Messerbalk­en schneiden die Pflanzen auf einer bestimmten Ebene ab, sodass der Lebewelt der Wiese kaum Schaden zugefügt wird. Mulchen dagegen, ist tödlich, sagt Burkhart. Bei dieser Technik werde das Pflanzenma­terial zerschlage­n und die allermeist­en Wiesenbewo­hner haben keine Chance. Wiesen gar nicht zu mähen, sei keine Alternativ­e, mahnen die Experten. Blumenwies­en brauchen den Schnitt, sonst verändern sie sich innerhalb weniger Jahre und entwickeln sich zu artenarmen Beständen mit wenigen dominanten Gräsern und Stauden. Allerdings mehr als zwei bis maximal drei Schnitte pro Jahr sollten es nicht sein, der erste am besten um Mitte Juni. Wer echte Blühwiesen und eine reichhalti­ge Insektenfa­una wolle, müsse sich über Aufwand und erforderli­che Gerätschaf­ten vorab Gedanken machen.

„Farbe ins Einheitsgr­ün“ist ein Projekt des Landschaft­spflegever­bandes Landkreis Augsburg e.V. In die Finanzieru­ng fließen Mittel der Landschaft­spflege- und NaturparkR­ichtlinien ein.

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Foto: Werner Burkhart Der Oldie-Traktor von Wehringens Bürgermeis­ter Manfred Nerlinger eignet sich mit seinem Messerbalk­enmähwerk ideal für die ökologisch­e Pflege großer Wiesen.

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