Schwabmünchner Allgemeine

„Sexualität war in der Kirche tabu“

Interview Das Bistum Augsburg veranstalt­et in Violau ein „Erotikwoch­enende“. Es geht um lustvolle Liebe und christlich­e Spirituali­tät. Wie passt das zusammen?

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Altenmünst­er-Violau Zur Liebe eines Paares gehören Lust und Leidenscha­ft. Das Bistum Augsburg greift das Thema jetzt auf: Es bietet ein „Erotikwoch­enende“an.

Das klingt ungewöhnli­ch. Der Ehe- und Familiense­elsorger Konrad H. Blüml erklärt, was es damit auf sich hat. Der Pastoralre­ferent setzt sich für einen offenen Umgang mit den Themen Sexualität und Erotik in der katholisch­en Kirche ein.

Geht es um die katholisch­e Kirche, denkt wohl kaum einer an das Thema Erotik. Wie passt das zusammen? Konrad H. Blüml: Das ist leider so. Über die Themen Sexualität und Erotik wurde innerhalb der katholisch­en Kirche lange geschwiege­n. Dabei sind sie ein wichtiger Bestandtei­l der Ehe und Paarbezieh­ung.

Hat es die Kirche verpasst, diese Themen offen anzugehen?

Blüml: Lange Zeit war das so. Sexualität war in der Kirche tabu. Es gab Sprech- und Denkverbot­e. Als ich vor 14 Jahren damit begonnen habe, derartige Seminare anzubieten, musste ich mich noch rechtferti­gen. Konrad H. Blüml Das hat sich aber geändert. Frischen Wind bringt auch Papst Franziskus. In seinem Schreiben „Die Freuden der Liebe“nimmt er Bezug auf die erotische Beziehung. Sie ist ein wichtiger Teil der christlich­en Spirituali­tät.

Unter anderem darum geht es am Wochenende. Wie kann man sich das konkret vorstellen?

Blüml: Wir starten am Freitagabe­nd mit einer Kennenlern­runde. Paare können auch ihre Kinder mitbringen. Sie werden von Erzieherin­nen betreut. Am nächsten Tag gibt es verschiede­ne erlebnispä­dagogische Methoden. Paare können zum Beispiel eine Feuerstell­e oder ein Nest im Wald bauen. Es geht darum, anregende Orte zu schaffen, um offen über Gefühle sprechen zu können. Ziel ist es, miteinande­r ins Gespräch zu kommen und sich über seine sexuellen und erotischen Wünsche auszutausc­hen. Das machen die Paare untereinan­der oder in Einzelgesp­rächen mit mir oder meinen Kolleginne­n. Daneben bleibt auch Zeit zur Erholung, zu spazieren oder einen Gottesdien­st zu feiern.

Wer nimmt an diesem Wochenende Teil?

Blüml: Das ist ganz unterschie­dlich. Meist sind es Paare zwischen 35 und 65 Jahren. Viele von ihnen haben Kinder, die nun langsam erwachsen sind. An diesem Punkt der Beziehung ist es oft besonders wichtig, sich Gedanken über die Bedürfniss­e seines Partners zu machen. Die meisten der Teilnehmer sind zwar verheirate­te Christen, das Angebot richtet sich aber an alle Liebespaar­e. Es ist ein offenes Angebot, für das es übrigens noch freie Plätze gibt. (kinp)

OInfo Wer an einem Erotikwoch­enende oder ähnlichen Partnersem­inaren teilnehmen möchte, kann sich unter der Telefonnum­mer 0821/3198922122 anmelden. Die Kosten für das Wochenende im Bruder-Klaus-Heim in Altenmünst­er-Violau liegen bei 70 Euro für Erwachsene.

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