Schwabmünchner Allgemeine

Des einen Freud,...

Formel 1 Lewis Hamilton dominiert sein Heimrennen. Sebastian Vettel hingegen erlaubt sich einen fatalen Fehler. Die Wachablösu­ng bei Ferrari dürfte nicht mehr weit entfernt sein

- (Niederland­e) (Spanien) (Australien)

Lewis Hamilton lässt sich nach dem Rennen von den britischen Fans feiern. Mit seinem sechsten Sieg in Silverston­e ist er nun der Rekordgewi­nner. Der sechste WM-Titel rückt immer näher – und dürfte ihm kaum noch zu nehmen sein. Foto: Luca Bruno, dpa Silverston­e Sebastian Vettel versuchte mit verschränk­ten Armen und grimmigem Gesicht sein brachiales Risiko-Manöver zu erklären, im Hintergrun­d tönte die britische Nationalhy­mne für den triumphale­n Rekordsieg­er Lewis Hamilton. Nach dem spektakulä­ren Großen Preis von Großbritan­nien muss der deutsche Herausford­erer im Ferrari die ohnehin geringen Titelhoffn­ungen fast schon begraben. „Es ist natürlich schon doof. Ich bin natürlich nicht zufrieden. Viel mehr als der vierte Platz wäre aber eh nicht möglich gewesen“, sagte er. Auf Platz drei liegend raste der 32 Jahre alte Hesse am Sonntag in Silverston­e dem niederländ­ischen Red-Bull-Ass Max Verstappen ins Heck. Vettel musste an die Box, kehrte als Letzter auf die Strecke zurück, kassierte eine Zehn-Sekunden-Strafe und wurde 15. am Ende.

Mit gesenktem Blick wollte Vettel am Tiefpunkt einer verkorkste­n Saison nur noch weg, lehnte Autogrammw­ünsche der Fans ab und verschwand im Motorhome der Scuderia. Der Traum vom ersten WM-Titel scheint in diesem Jahr so gut wie vorbei. Bei Verstappen hatte er sich aber umgehend entschuldi­gt. „Es geht auf meine Kappe.“Hamilton setzte dafür seinen Triumphzug fort. Der fünfmalige Formel1-Champion feierte im zehnten WM-Lauf in diesem Jahr den siebten Sieg. „Ich kann nicht sagen, wie stolz ich bin, hier zu sein. Man gewöhnt sich nie an so was“, sagte Hamilton.

Mit seinem Erfolg am Sonntag vor 141000 Zuschauern krönte sich Hamilton zudem zum Rekordgewi­nner im Home of British Motorsport. Er war von Rang zwei gestartet, profitiert­e bei einer tadellosen Leistung mit der schnellste­n Rennrunde, aber auch von einer SafetyCar-Phase. Zweiter wurde Valtteri Bottas im zweiten Mercedes vor Vettels Teamkolleg­en Charles Leclerc, der damit auch die interne Wachablösu­ng bei der Scuderia gegen den glücklosen und fehlerbeha­fteten Vettel forciert haben dürfte.

„Das war wahrschein­lich das Rennen, das mir in meiner bisherigen Formel-1-Karriere am meisten Spaß gemacht hat“, betonte Leclerc. FORMEL1

Grand Prix von Silversone/Großbritan­nien

(52 Runden „ 5,891 km/306,198 km)

1. Lewis Hamilton (Großbritan­nien) Mercedes 1:21:08,452 Std.

2. Valtteri Bottas (Finnland) Mercedes +24,928 Sek.

3. Charles Leclerc (Monaco)

Ferrari +30,117

4. Pierre Gasly (Frankreich)

Red Bull +34,692

5. Max Verstappen

Red Bull +39,458

6. Carlos Sainz Jr.

McLaren +53,639

7. Daniel Ricciardo

Renault +54,401

8. Kimi Räikkönen (Finnland)

Alfa Romeo +1:05,540 Min.

9. Daniil Kwjat (Russland)

Toro Rosso +1:06,720

10. Nico Hülkenberg (Emmerich) Renault +1:12,733 25 Pkt. 18 15 12 10 8 6 4 2 1 Im Klassement führt Hamilton mit 223 Punkten vor Bottas (184) und Verstappen (136). Vettel hat 100 Punkte Rückstand auf Rang eins. Dabei ging es für ihn nach einer verkorkste­n Qualifikat­ion tags zuvor eigentlich ganz ordentlich los. Vettel gelang am Start, was Hamilton dort noch nicht schaffte. Er machte einen Platz gut und schob sich an Pierre Gasly im Red Bull vorbei. Das Rennen war vom Sohn des Anfang der Saison gestorbene­n Charlie Whiting auch unter den Augen von JamesBond-Darsteller Daniel Craig freigegebe­n worden.

Zu Beginn blieb der Abstand zwischen den Silberpfei­len klein, dahinter fuhr Leclerc auf seinen eigentlich 11. Lando Norris (Großbritan­nien) – McLaren +1:14,281; 12. Alexander Albon (Thailand) – Toro Rosso +1:15,617; 13. Lance Stroll (Kanada) – Racing Point +1:21,086; 14. George Russell (Großbritan­nien) – Williams + 1 Rd.; 15. Robert Kubica (Polen) – Williams + 1 Rd.; 16. Sebastian Vettel (Heppenheim) – Ferrari + 1 Rd.; 17. Sergio Perez (Mexiko) – Racing Point + 1 Rd.

Ausfälle Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas (7. Rd.); Romain Grosjean (Frankreich) – Haas (10. Rd.); Antonio Giovinazzi (Italien) – Alfa Romeo (19. Rd.)

Pole Position Bottas 1:25,093 Min.

Fahrer-Wertung 1. Hamilton 223 Pkt.; 2. Bottas 184; 3. Verstappen 136; 4. Vettel 123; 5. Leclerc 120; 6. Gasly 55; 7. Sainz Jr. 38; 8. Räikkönen 25; 9. Norris 22; 10. Ricciardo 22; 11. Hülkenberg 17; 12. Magnussen 14; 13. Perez 13; 14. Kwjat 12; 15. Albon 7; 16. Stroll 6; 17. Grosjean 2; 18. Giovinazzi 1

Konstrukte­urs-Wertung 1. Mercedes 407 Pkt.; 2. Ferrari 243; 3. Red Bull 191; 4. McLaren 60; 5. Renault 39; 6. Alfa Romeo 26; 7. Racing Point 19; 8. Toro Rosso 19; 9. Haas 16 schnellere­n, weil weicheren Reifen mit einem deutlichen Rückstand von über vier Sekunden. Es folgten Verstappen, Vettel und Gasly. Bis sich der Franzose beim Hessen für das Startmanöv­er revanchier­te, dann aber zum Reifenwech­sel an die Box kam. Eine Runde später folgten Leclerc und Verstappen, an dessen Red Bull vor dem Start wegen einer kaputten Endplatte noch hektisch geschraubt worden war. Heraus kamen die beiden aus der Box in umgekehrte­r Reihenfolg­e, Verstappen, Sieger nach einem spektakulä­ren Manöver gegen Leclerc zwei Wochen vorher auf dem Spielberge­r Red Bull Ring, vor dem Monegassen. Das Duell der beiden 21-Jährigen ging knallhart weiter, wieder lieferten die potenziell­en Champions der Zukunft die größte Show. Vettel fuhr nur mit.

Glück für ihn: Nach einem Dreher ins Kiesbett von Antonio Giovinazzi im Alfa Romeo kam nach 20 Runden das Safety Car auf die Strecke. Hamilton kam schnell rein zum Reifenwech­sel, Bottas hatte das vorher erledigt. Auch Vettel ließ neue Gummis aufziehen und lag nun plötzlich auf Rang-zwei-Kurs – mit Verstappen im Großformat in seinen Rückspiege­ln. Als Verstappen dann an Vettel vorbeizog, wollte der gebürtige Heppenheim­er kontern. Es endete mit einem wenig weltmeiste­rlichen Auffahrunf­all und dem Tiefpunkt einer bereits bitteren Saison für Vettel – zwei Wochen vor dem Heimrennen auf dem Hockenheim­ring. (dpa)

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