Schwabmünchner Allgemeine

Der Netzwerker aus dem Allgäu

Gestern Olympia, morgen Landratsam­t? Alfons Hörmann ist der einflussre­ichste deutsche Sportfunkt­ionär. Nun zieht es ihn in die Politik

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Nach offizielle­n Empfängen geht Alfons Hörmann schon mal zu McDonalds, während sich die anderen Festgäste am Buffet bedienen. Nicht etwa, dass es ihm dort nicht schmecken würde oder er Gesprächen aus dem Weg geht. Er ist ein Netzwerker erster Güte. Nein, Hörmann hat oft schlicht keine Zeit, er muss so schnell wie möglich weiter. Der umtriebige Oberallgäu­er ist Präsident des Deutschen olympische­n Sportbunde­s und des deutschen Skiverband­s. Er ist Privatunte­rnehmer mit Aktivitäte­n in der Umwelttech­nik und in Immobilien. Und er ist Vorstandsv­orsitzende­r eines internatio­nalen Bauzuliefe­rers. Dessen Aufsichtsr­at hat er gestern vermutlich mit der Informatio­n überrascht, dass er möglicherw­eise bald etwas ganz anderes machen wird. Maßgeblich­e CSU-Politiker wollen ihn als Landratska­ndidaten

gewinnen. Amtsinhabe­r Anton Klotz kandidiert nicht mehr.

Politisch ist der 58-Jährige Hörmann fest in der CSU verwurzelt. Jahrelang war er Fraktionsc­hef im Kreistag. Er wurde in den 90er Jahren als Bundestags­kandidat gehandelt, die Partei nominierte dann jedoch den heutigen Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller. Vor der Kommunalwa­hl 2014 loteten CSU-Granden schon einmal sein Interesse aus, Landrat zu werden.

Damals winkte Hörmann ab. Er war ein Jahr zuvor zum DOSB-Präsidente­n und damit zum einflussre­ichsten deutschen Sportfunkt­ionär gewählt worden. Wenig später wandte er sich in einer Rede an den Bundesinne­nminister mit den Worten: „Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben...“Das war vielleicht als freundlich­e Phrase gemeint, beschreibt aber das Leben des Alfons Hörmann bis heute ziemlich genau. Sein wunderbar gelegenes Haus im idyllische­n Allgäuer Sulzberg erlebt der Manager oft nur beim Kofferumpa­cken.

Von Wegbegleit­ern wird Hörmann ob seines Tatdrangs und der Fähigkeit, widerstreb­ende Strömungen zu vereinen, bewundert. Ob bei den Olympische­n Spielen oder der für die Deutschen so überaus erfolgreic­hen Nordischen Ski-WM in Seefeld: Der Allgäuer rückte die Sportler gekonnt in Szene Foto: Ralf Lienert und zog im Hintergrun­d in der internatio­nalen Sportwelt Fäden.

Unvermeidb­ar bei derartigen Ämtern erlebt er aber auch Unangenehm­es: 2015 musste Hörmann einen Strafbefeh­l akzeptiere­n, in dem ihm ein Verstoß gegen das Kartellrec­ht als damaliger Manager eines Dachziegel­hersteller­s vorgeworfe­n wurde. Und vor der jüngsten Wiederwahl zum DOSB-Präsidente­n kritisiert­en Vertreter einiger Mitgliedso­rganisatio­nen seinen Führungsst­il als abgehoben.

Freunde und Bekannte können das schwer nachvollzi­ehen, kennen ihn daheim von einer ganz anderen Seite. Für viele Oberallgäu­er ist Hörmann einfach „der Alfons“, wenn er in legeren Klamotten schon mal am Fußballpla­tz vorbeikomm­t und beim Landesliga-Kick zuschaut oder sie ihm beim Joggen am Rottachsee begegnen. Peter Januschke

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