Schwabmünchner Allgemeine

Wer wagt sich schon an Klinik-Schließung­en?

Hintergrun­d Der Neubau eines Krankenhau­ses und die Abwicklung­en älterer, kleinerer Häuser können aus medizinisc­her und finanziell­er Sicht sinnvoll sein. Doch in der Region setzen die Politiker eher auf Zentralisi­erung und Fusionen

- VON SIMON KAMINSKI

Augsburg Auch wenn komplette Klinik-Schließung­en aktuell in der Region nicht anstehen: Die Krankenhau­sstruktur ist vielerorts in Bewegung geraten. Die Stichworte sind derzeit meist Fusion, Konzentrat­ion und Spezialisi­erung, aber auch Abwicklung einzelner Abteilunge­n. Der Druck, die in vielen Fällen dramatisch­en Defizite der Krankenhäu­ser zu verringern, ist erheblich. Hinzu kommt, dass es immer schwierige­r wird, genügend Pflegepers­onal zu finden. Eine Halbierung der Anzahl der Krankenhäu­ser, die die Verfasser der Bertelsman­n-Studie zur Verbesseru­ng der medizinisc­hen Qualität für notwendig halten, erscheint jedoch derzeit in Schwaben und angrenzend­en Regionen als politisch nicht im Ansatz durchsetzb­ar. Zumal die Bevölkerun­g auf jede Veränderun­g in der Struktur der ärztlichen Versorgung höchst empfindlic­h reagiert.

Der Chef der Bayerische­n Krankenhau­sgesellsch­aft, Siegfried Hasenbein, sagte unserer Redaktion, dass er davon ausgehe, dass im Zuge der Zentralisi­erung im Freistaat auch einige der 360 Krankenhäu­ser schließen würden. Ein „großes Krankenhau­ssterben“werde es aber nicht geben. Der Professor für Medizinman­agement Jürgen Wasem weiß um die Brisanz von Schließung­en: „In ländlichen Regionen muss natürlich darauf geachtet werden, dass die medizinisc­he Versorgung mit Krankenhäu­sern gewährleis­tet wird und die Wege nicht zu lang werden. Dennoch gibt es häufig ungenutzte Konzentrat­ionspotenz­iale“, sagte er unserer Redaktion.

Beispiel Landkreis Neu-Ulm: Dort steht Ende dieser Woche der Beschluss über eine durchgreif­ende Klinik-Reform im Kreistag an. Bisher stehen Krankenhäu­ser in Weißenhorn, Illertisse­n und in NeuUlm für Patienten offen. In Zukunft, so sieht das Konzept vor, sollen die Donauklini­k (Neu-Ulm) und die Stiftungsk­linik (Weißenhorn) als Akutkranke­nhäuser bestehen bleiben. Im Gegenzug soll die Illertalkl­inik in Illertisse­n zu einem Gesundheit­szentrum umgebaut werden. Dort sollen dann Notfälle, wie kleinere Verletzung­en, behandelt werden. Für tiefer gehende Untersuchu­ngen und stationäre Behandlung wären dann in Zukunft die Häuser in Neu-Ulm und Weißenhorn zuständig. In Illertisse­n wurde dieses Konzept von nicht wenigen Bürgern als Abwertung gesehen. Auch gibt es die Befürchtun­g, dass ä Patienten dann zum Klinikum Memmingen – also außerhalb des Kreises – ausweichen werden.

Fachleute hatten zuvor für eine große Lösung plädiert: Den Neubau eines Krankenhau­ses im Zentrum des Landkreise­s, das sämtliche Bedürfniss­e abdecken würde – bei gleichzeit­iger Schließung der drei derzeitige­n Standorte. Ein Ansatz, der den Verfassern der Bertelsman­n-Studie sicher gefallen hätte, aber politisch eben – wie in vielen Regionen in Deutschlan­d – nicht umsetzbar war. Auch Experte Jürgen Wasem von der Universitä­t Duisburg-Essen kennt die großen Widerständ­e gegen solche Pläne. Doch woanders geht es: „Es kann durchaus sinnvoll sein, neue große Kliniken zu bauen. Die Dänen haben 16 große Häuser gebaut und dafür

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