Wer wagt sich schon an Klinik-Schließungen?
Hintergrund Der Neubau eines Krankenhauses und die Abwicklungen älterer, kleinerer Häuser können aus medizinischer und finanzieller Sicht sinnvoll sein. Doch in der Region setzen die Politiker eher auf Zentralisierung und Fusionen
Augsburg Auch wenn komplette Klinik-Schließungen aktuell in der Region nicht anstehen: Die Krankenhausstruktur ist vielerorts in Bewegung geraten. Die Stichworte sind derzeit meist Fusion, Konzentration und Spezialisierung, aber auch Abwicklung einzelner Abteilungen. Der Druck, die in vielen Fällen dramatischen Defizite der Krankenhäuser zu verringern, ist erheblich. Hinzu kommt, dass es immer schwieriger wird, genügend Pflegepersonal zu finden. Eine Halbierung der Anzahl der Krankenhäuser, die die Verfasser der Bertelsmann-Studie zur Verbesserung der medizinischen Qualität für notwendig halten, erscheint jedoch derzeit in Schwaben und angrenzenden Regionen als politisch nicht im Ansatz durchsetzbar. Zumal die Bevölkerung auf jede Veränderung in der Struktur der ärztlichen Versorgung höchst empfindlich reagiert.
Der Chef der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, Siegfried Hasenbein, sagte unserer Redaktion, dass er davon ausgehe, dass im Zuge der Zentralisierung im Freistaat auch einige der 360 Krankenhäuser schließen würden. Ein „großes Krankenhaussterben“werde es aber nicht geben. Der Professor für Medizinmanagement Jürgen Wasem weiß um die Brisanz von Schließungen: „In ländlichen Regionen muss natürlich darauf geachtet werden, dass die medizinische Versorgung mit Krankenhäusern gewährleistet wird und die Wege nicht zu lang werden. Dennoch gibt es häufig ungenutzte Konzentrationspotenziale“, sagte er unserer Redaktion.
Beispiel Landkreis Neu-Ulm: Dort steht Ende dieser Woche der Beschluss über eine durchgreifende Klinik-Reform im Kreistag an. Bisher stehen Krankenhäuser in Weißenhorn, Illertissen und in NeuUlm für Patienten offen. In Zukunft, so sieht das Konzept vor, sollen die Donauklinik (Neu-Ulm) und die Stiftungsklinik (Weißenhorn) als Akutkrankenhäuser bestehen bleiben. Im Gegenzug soll die Illertalklinik in Illertissen zu einem Gesundheitszentrum umgebaut werden. Dort sollen dann Notfälle, wie kleinere Verletzungen, behandelt werden. Für tiefer gehende Untersuchungen und stationäre Behandlung wären dann in Zukunft die Häuser in Neu-Ulm und Weißenhorn zuständig. In Illertissen wurde dieses Konzept von nicht wenigen Bürgern als Abwertung gesehen. Auch gibt es die Befürchtung, dass ä Patienten dann zum Klinikum Memmingen – also außerhalb des Kreises – ausweichen werden.
Fachleute hatten zuvor für eine große Lösung plädiert: Den Neubau eines Krankenhauses im Zentrum des Landkreises, das sämtliche Bedürfnisse abdecken würde – bei gleichzeitiger Schließung der drei derzeitigen Standorte. Ein Ansatz, der den Verfassern der Bertelsmann-Studie sicher gefallen hätte, aber politisch eben – wie in vielen Regionen in Deutschland – nicht umsetzbar war. Auch Experte Jürgen Wasem von der Universität Duisburg-Essen kennt die großen Widerstände gegen solche Pläne. Doch woanders geht es: „Es kann durchaus sinnvoll sein, neue große Kliniken zu bauen. Die Dänen haben 16 große Häuser gebaut und dafür