„Revolverheld“legt sich mit Fürstin Gloria an
Festspiele Während ihres Auftritts auf dem Schloss von Gloria von Thurn und Taxis in Regensburg kritisiert die Band die Hausherrin scharf. Wie sie darauf reagiert
Regensburg Für gewöhnlich wird Gloria von Thurn und Taxis bei den Schlossfestspielen in Regensburg, die derzeit wieder auf ihrem Anwesen stattfinden, von allen Seiten hofiert: Als beispielsweise Elton John im Jahr 2014 dort auf der Bühne stand, bedankte er sich mehrfach bei der Fürstin, widmete ihr kurzerhand einen Song und versicherte: „I love you dearly“(übersetzt: Ich liebe dich von ganzem Herzen). Einen gänzlich anderen Ansatz verfolgte nun die deutsche Pop-Rock-Band Revolverheld bei ihrem Auftritt am Sonntagabend. Zum Ende ihres Konzerts schoss Frontmann Johannes Strate mit deutlichen Worten gegen die Gastgeberin: „Wir spielen hier auf dem Grund einer Frau, mit deren Werten wir überhaupt nicht übereinstimmen“, sagte er. Ein Video, das die Band auf verschiedenen sozialen Kanälen postete, zeigt die knapp einminütige Botschaft der in Hamburg gegründeten Band, in Revolverheld-Frontmann Johannes Strate kritisierte Gloria von Thurn und Taxis mit klaren Worten. Foto: Hochgemuth dem Strate davon spricht, dass die Gruppe das Konzert im Vorfeld kontrovers diskutiert habe. Dann legt er mit seinem Statement an die Adresse der Fürstin los: „Nächstenliebe bedeutet für uns, dass wir Menschen, egal, woher sie kommen, welche Herkunft sie haben, welche Hautfarbe sie haben, welcher Religion sie angehören, dass wir sie hier mit offenen Armen empfangen und nicht elendig im Mittelmeer verrecken lassen.“
Gloria von Thurn und Taxis machte wiederholt Schlagzeilen mit umstrittenen Aussagen: So sagte sie Sätze wie „Der Schwarze schnackselt gern“, bezeichnete Abtreibung als „Massenmord“und relativierte den Missbrauchsskandal bei den Regensburger Domspatzen. Auch darauf ging die Band bei ihrem Auftritt ein: „Nächstenliebe bedeutet eben auch, dass wir den systematischen Missbrauch, der in der katholischen Kirche so lange stattgefunden hat, dass wir den nicht bagatellisieren, sondern dass wir die Opfer ernst nehmen.“
Die Angegriffene selbst blieb gelassen. „Das sehe ich ganz locker“, sagte sie dem Bayerischen Rundfunk. „Wahrscheinlich haben sie sich das gut überlegt und gesagt, das müssen wir jetzt machen, wir sind schließlich Künstler. Und Gott sei Dank kann man heute noch seine Meinung sagen. Insofern können wir da ganz froh sein.“
Die Band wolle sich zu der Kritik auf Nachfrage unserer Zeitung nicht mehr äußern, teilte deren Management mit. Ihren Fans scheint die Botschaft jedenfalls zu gefallen, wie ein Blick in die Kommentarspalten ihrer Posts zeigt. (mit dpa)