E-Roller weltweit: Da rollt was an
Urlaub Mit dem Scooter im Ausland. Das sind die Regeln, das gibt es zu beachten
Stromern statt Pflastertreten: Auch in Deutschland setzt die Regierung jetzt darauf, dass die Menschen in den Städten künftig E-Roller fahren. Andere Länder sind schon deutlich weiter – inklusive erster schlechter Erfahrungen. Wir haben zusammengestellt, wo Sie Ihren nächsten Städteurlaub bereits mit einem der trendigen E-Scooter Strom geben können.
● USA: Hier fing alles an. Start-ups wie Lime und Bird aus dem nahen Silicon Valley sammelten seit 2017 Milliarden Dollar von Investoren ein und fluteten im Frühjahr 2018 die Straßen von San Francisco mit kleinen Leihrollern. Nach dem Wildwest-Start herrschen seit Oktober nun strenge Regeln: Gefahren werden darf nur auf Radwegen oder Straßen, nicht auf Bürgersteigen. Und Lizenzen bekamen nur noch zwei kleinere Anbieter, „Scoot“und „Skip“. Beide Firmen dürfen jeweils 1350 Scooter einsetzen. Die von Scoot sind rot und schwarz, während Skips Roller schwarz, blau und gelb sind. Benutzer können sie über die Apps des Unternehmens buchen. Sie zahlen einen US-Dollar für die Freischaltung und 15 Cent pro Minute für die Nutzung. Zu ähnlichen Konditionen funktioniert das Geschäft mittlerweile in zahlreichen anderen US-amerikanischen Städten – oft mit drei und vier konkurrierenden Systemen. Auch Taxischreck Uber ist mit der Marke „Jump“dabei, Autohersteller Ford firmiert E-rollermäßig als „Spin“. ● Paris: Bereits im Spätsommer 2018 starteten die beiden Big Player „Lime“und „Bird“auch in Europa, zunächst in Paris. Auch hier findet und leiht man sich die Roller als Nutzer per Smartphone-App und lässt sie einfach auf dem Bürgersteig stehen, wenn sie nicht mehr benötigt werden. Die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, hat die E-Roller-Anbieter jedoch von vornherein einen Verhaltenskodex unterschreiben lassen, der vorsieht, dass sie zerstörte und störende Fahrzeuge, die an Mülleimern und Bäumen liegen, binnen 24 Stunden abholen müssen. In der Praxis sammelt eine 40-köpfige Belegschaft die Roller jeden Abend ein, lädt sie auf und bringt sie am nächsten Morgen wieder auf die Straße. Die Scooter sind 24 Kilometer pro Stunde schnell und kosten einen Euro plus 15 Cent für jede Minute Fahrzeit. Im Vergleich zu einem Metroticket für 1,50 Euro ist das nicht gerade ein Schnäppchen.
● Schweiz: Kurz nach Paris eroberten die Tretroller mit Elektromotor auch Zürich und Basel. Dort heißen sie „Elektro-Trottinetts“, die Benutzung kostet einen Franken fürs Aktivieren, danach 30 Rappen pro Minute. Gefahren werden darf bei Bird ab 18 Jahren und nur auf Fahrradstreifen. Lime musste im Januar seine mehr als 300 E-Gefährte in Zürich wegen Schwierigkeiten mit den Bremsen zurückziehen und ist noch nicht wieder am Markt. Diese Lücke wollen nun andere Anbieter nutzen: „Voi“aus Schweden sowie „Flash“und „Tier Mobility“aus Deutschland treten neu in Zürich an. Dabei schrecken sie auch nicht die neuen Gebühren der Stadt ab: Zürich verlangt von Free-FloatingAnbietern zehn Franken pro Monat und E-Trottinett und zusätzlich eine Kaution.
● Österreich: Auch Österreich ist in Sachen Tretroller-Mobilität schon weiter. In Wien hat die Stadtverwaltung die E-Scooter schlicht zu Fahrrädern gemacht, es gelten also identische Regeln. So sammeln auch deutsche Start-ups wie „Tier Mobility“mangels Genehmigung daheim an der Donau erste Erfahrungen. Vier Anbieter stellen laut Mobilitätsagentur Wien rund 2800 Geräte. Darunter ist auch der US-Gigant Bird, der seine E-Scooter über Nacht von der Straße räumt. Das erledigen „Birdwatcher“, Privatpersonen, die für ein paar Euro die Fahrzeuge auch nachts aufladen. Zudem spendet Bird pro Tag und Scooter einen Euro an die Stadt Wien und gewährt der Stadtverwaltung in Echtzeit direkten Einblick über die Standorte der mit GPS ausgestatteten Elektroroller. Pro Fahrt zahlt man einen Grundpreis von einem Euro sowie zusätzlich 15 Cent pro genutzter Minute. Nutzer von Bird müssen in der App bestätigen, dass sie mindestens 18 Jahre alt sind. Gefahren werden darf nur zwischen 7 und 21 Uhr.
● Belgien: Besonders heftig tobt der Wettstreit zwischen den Anbietern in der EU-Hauptstadt Brüssel. Neben Lime und Bird sind längst auch Ubers Jump, Taxifys Bolt und Tier aus Deutschland am Start. Dazu kommen die lokalen Anbieter Troty und Scooty. Schon bröckeln die Preise, teilweise unter 15 Cent pro Minute. Nun hat Lime einen besonderen Coup gelandet: Seit einigen Wochen ist das Angebot in Google Maps integriert. Wer eine Fahrradstrecke in Google Maps sucht, dem wird in Brüssel (und in 80 anderen Städten weltweit) mit angezeigt, wo der nächste Mietroller steht und was die Strecke kosten wird.
● London/Italien: Warum starteten die US-Start-ups ihren Europafeldzug eigentlich nicht in London? Ganz einfach: Dort ist das Fahren mit den elektrischen Stadtrollern verboten. Das liegt an einem tatsächlich sehr vorausschauenden Gesetz, das bereits 183 Jahre alt ist und das Fahren aller Fahrzeuge auf britischen Bürgersteigen verbietet. Mittlerweile sind die großen Anbieter natürlich trotzdem längst auf dem britischen Markt – doch legale Vermietung ist bislang nicht möglich. Mit einer Ausnahme: Seit einem knappen halben Jahr dürfen die Scooter der Firma Lime auf einem einzigen Fußweg durch den Olympic Parc im Osten Londons rollen. Wer einen Roller mietet und heimlich vom rechten Pfad abweichen will, dem raubt das via GPS gelenkte System allerdings den elektrischen Saft. Vor ähnlichen Problemen wie in Großbritannien stehen die Scooter-Anbieter übrigens in Italien.
● Mallorca: Natürlich haben auch in Europas Mietwagenmetropole Palma de Mallorca die ersten Anbieter auf den neuen Trend der „Patinetes eléctricos“gestürzt. Im Angebot sind zwei Typen von Rollern: die gängigen für die Stadt und solche mit breiteren Reifen für Promenade und Strand. Neben internationalen Anbietern wie Tier und Wind mischen auch örtliche Anbieter wie Rent Express Mallorca und Starmotors mit. Die sparen sich die App und vermieten ganz klassisch: zwei Stunden für fünf Euro, einen Tag für 20 Euro. Auf diese Weise entgehen sie auch Problemen mit der Stadtverwaltung Palma, die im Weg liegende Scooter radikal entfernt. Das hat beim Anbieter Wind bereits dazu geführt, dass er seine Elektroroller selbst wieder eingesammelt hat und aktuell nicht vermietet. Offiziell muss auf Mallorca mit Helm gefahren werden, das wird jedoch wenig beachtet. Auf Fußwegen ist eine Höchstgeschwindigkeit von zehn Kilometern pro Stunde einzuhalten. Auf der Strandpromenade an der Playa de Palma gilt nachts zwischen 21 und 9 Uhr ein Fahrverbot. Große Pläne hat das britische Unternehmen Compass Pool in London: Ein 600 000 Liter fassender Infinity-Pool soll direkt auf dem Dach des 55-geschossigen Infinity Tower errichtet werden – über einem Hotel und Wohnungen. Die Lage des Gebäudes steht noch nicht genau fest. Aber die Gäste könnten so in 200 Metern Höhe mit Rundumblick auf die englische Hauptstadt planschen. Ins Wasser gelangen sie über eine automatische und rotierende Wendeltreppe. Die Wände des Pools bestehen aus gegossenem Acryl, auch der Boden des Beckens ist transparent. Das 360-Grad-Panorama-Badeerlebnis ist wohl eher nichts für Höhenkranke. Zur Beheizung des Pools soll die Abwärme der Klimaanlage des Turms genutzt werden. (li) Fotos: Compass Pool Sciacca? Nie gehört! Soll aber schön sein. Die kleine Stadt im Süden Siziliens öffne sich an steilen Hängen wie ein Amphitheater zum Meer hin, heißt es. Klingt gut. Wird ausprobiert. Auf der Fahrt ins Zentrum ist von Idylle erst einmal nichts zu sehen. Hässliche Hochhäuser und schließlich ein Hafenviertel, in dem echt viel gearbeitet wird. Zum Glück führt unser Weg raus aus der Stadt durch die schmalen Gassen der Altstadt, und so bekommt Sciacca doch noch eine Chance – und gewinnt unsere Herzen. Das liegt nicht zuletzt am Hotel Domus Maris, das ebenfalls eine Entdeckung auf den zweiten Blick ist. Denn von der Straße führt nur ein schmaler Gang zum schlichtmodernen Hoteleingang. Direkt dahinter warten die freundlichen Damen an der Rezeption in einer Empfangshalle, die von einem historischen Ochsenkarren dominiert wird.
Ganz hübsch, aber nicht unglaublich beeindruckend.
Das ändert sich in den
Zimmern mit ihren Balkonen. Plötzlich wird die Sache mit dem Amphitheater klar
– und wir haben einen Logenplatz. Das
Haus klebt mit seiner Rückseite hoch überm Wasser, die Aussicht aufs Mittelmeer ist fantastisch. Rechts der Yachthafen und links der Fischereihafen, wo es zugeht wie auf einem Wimmelbild. Man könnte einfach nur so dasitzen und über die Dächer aufs Meer schauen. Das Panorama lässt sich sogar vom bequemen Bett aus genießen und im Bad verbreiten riesige blau-weiße Fliesen weiter maritime Stimmung. Die versprochene sizilianische Idylle entdecken wir in Sciacca dann auch noch: Palazzi, die mit Grandezza vor sich hin bröseln, blühende Gärten in kleinen Höfen, urige Trattorien und winzige Bars. Und vor allem: freundliche Sizilianer. Ulf Lippmann Domus Maris Boutique Hotel, Corso Vittorio Emanuele 113, 92019 Sciacca (AG), Tel. +3909251901964/-65; www.domusmaris.de; DZ/F ab 70 Euro