VfB-Präsident tritt zurück
Fußball Beim Bundesliga-Absteiger herrscht explosive Stimmung
Stuttgart Selbst im Moment seines Rücktritts blieb Wolfgang Dietrich trotzig. Mit einer persönlichen Generalabrechnung hat sich der 70-Jährige am Montag vom Präsidentenamt des krisengeplagten VfB Stuttgart zurückgezogen und gegen seine Widersacher nachgelegt. „Ich kann und will nicht mehr verantwortlich für alles gemacht werden, was beim VfB Stuttgart berechtigt oder unberechtigt nicht gut funktioniert“, schrieb Dietrich auf seiner Facebook-Seite. „Ich lasse mir meine Würde und Ehre nicht von denjenigen nehmen, die ihre Macht lautstark und mit verbaler Gewalt demonstrieren.“
Dietrich war im Oktober 2016 eigentlich für vier Jahre gewählt worden, der Ärger einiger Fans wurde aber nicht erst durch den Abstieg immer größer. Seine Kritiker warfen Dietrich nicht nur die Verpflichtung des im vergangenen Februar wieder abberufenen Ex-Sportvorstands Michael Reschke vor. Auch Dietrichs frühere Verflechtungen mit dem Unternehmen Quattrex, das Fußballklubs und auch direkten Konkurrenten des VfB Kredite gewährt hatte, sorgte bei einigen Mitgliedern bis zuletzt für Ärger. Dietrich sieht sich als Sündenbock und reagierte mit seinem Rücktritt auf die am Sonntag wegen einer technischen Panne abgebrochene Mitgliederversammlung des VfB. Weil das WLAN im Stuttgarter Stadion nicht funktioniert hatte, konnte die Abstimmung über seine Abwahl nicht stattfinden. Nachdem Dietrich die Veranstaltung unter lautstarken Protesten abgebrochen hatte, wurde er von Personenschützern aus dem Innenbereich des Stadions begleitet.
Der Grünen-Politiker Cem Özdemir begrüßte als VfB-Mitglied und glühender Fan den Rücktritt Dietrichs. „Ich bin erleichtert“, sagte der 53-Jährige. Einige VfB-Fans fordern im Internet unter dem Hashtag #yeswecem bereits Özdemir als Nachfolger Dietrichs. „Das Vertrauen der Fans ehrt und berührt mich. Aber hier geht es gerade nicht um einzelne Namen, sondern darum, was für den VfB am besten ist“, sagte er dazu. (dpa)