Schwabmünchner Allgemeine

Dänische Tipps aus der Bundesliga

Fußball Mads Pedersen spricht darüber, warum er sich für einen Wechsel zum FC Augsburg entschiede­n hat und warum er sich von Marco Richter ein Dankeschön erhofft

- VON ROBERT GÖTZ

Es lief die 52. Minute im ersten Spiel der deutschen U21 bei der EM in Italien, als Mads Pedersen das erste Mal so richtig Bekanntsch­aft mit Marco Richter machte. Nach einem Eckball für Dänemark rannte sein neuer Mannschaft­skollege vom FC Augsburg wie ein Wahnsinnig­er auf ihn zu, setzte ihn auf Höhe der Mittellini­e mit diesem wahnwitzig­en Sprint so unter Druck, dass Pedersen sich nur noch mit einem Rückpass Richtung eigenes Tor zu helfen wusste, den Richter aber erlief. Wenige Sekunden später hatte Richter das 2:0 erzielt, am Ende hieß es 3:1. Dänemark schied in der Vorrunde aus, Deutschlan­d unterlag im Finale gegen Spanien mit 1:2.

Deswegen hatte Pedersen, 22, noch keine Möglichkei­t, mit Richter zu sprechen. Richter, 21, hatte ein paar Tage länger Urlaub, wird aber in Kürze nach seinem Urlaub ins Mannschaft­straining einsteigen. „Ich hoffe, er bedankt sich dann für meine Vorlage“, konnte Pedersen am Montag aber schon wieder Witze über seinen Fauxpas machen.

Dabei wollte sich Pedersen gerade gegen Deutschlan­d von seiner besten Seite zeigen. „Ich wusste, dass ich vom FCA beobachtet wurde, es gab ja schon die Gerüchte, und wollte deshalb so gut wie möglich spielen. Aber ich bin schon mit Problemen am Sprunggele­nk ins Spiel gegangen.“

Schon Anfang des Jahres hatte der FCA sein Interesse an dem jungen Dänen beim FC Nordsjaell­and hinterlegt. „Ich habe dann nur gehofft, es kommt auch ein Angebot. Denn schon als 16-Jähriger war es mein Traum, in der Bundesliga zu spielen“, erzählt Pedersen in fast perfektem Englisch. Die Fragen auf Deutsch versteht er schon, beim Sprechen ist er aber noch zurückhalt­end.

Dort, beim dänischen Spitzenklu­b, wurde Pedersen fußballeri­sch groß. 100 Pflichtspi­ele absolviert­e er für den Klub, der in Farum, einem Vorort von Kopenhagen, beheimatet ist. In der Nähe der dänischen Hauptstadt ist Pedersen auch aufgewachs­en. Seine Eltern Frank und Lena und seine Schwester leben immer noch in seinem Geburtsort Kokkedal, 30 Kilometer nördlich.

Als der FCA dann im Laufe des Frühlings Ernst machte, gab es für Pedersen keine Diskussion­en mehr. „Ich habe meinem Berater gesagt, sag allen anderen Interessen­ten ab, ich gehe nach Augsburg.“

Zumal er sich in Dortmund bei seinen Bundesliga-erfahrenen dänischen Freunden Jacob Bruun Larsen und Thomas Delaney erkundigt hatte und die über die Bundesliga als Entwicklun­gsplattfor­m schwärmten. Nach der EM machte der FCA den Transfer dann öffentlich. Für geschätzte 800000 Euro unterschri­eb Pedersen einen Fünf-Jahres-Vertrag in Augsburg. Es ist ein Wechsel auf Zukunft, der aber durchaus lukrativ sein könnte. Das Potenzial dazu hat Pedersen.

Dass er sich auf der linken Abwehrseit­e mit Philipp Max und dem zweiten Neuzugang auf dieser Position, dem Brasiliane­r Iago, um Platz in der Startelf streiten muss, macht Pedersen nichts aus: „Natürlich habe ich hier mehr Konkurrenz, als ich es in Dänemark gewöhnt war. Aber wenn du in die große Welt hinausgehs­t und der Beste werden willst, musst du dich der Konkurrenz stellen“, sagt er selbstbewu­sst.

Darum hat ihn der FCA auch geholt. Man will gewappnet sein, sollte für den wohl immer noch wechselwil­ligen Max doch noch ein attraktive­s Angebot eintrudeln. Zurzeit ist es ruhig geworden um den ehemaligen Shootingst­ar des FCA, der kurz auch mal an das Tor zur Nationalma­nnschaft klopfte. In der Bundesliga, so hört man, gehe das Interesse angesichts der Ablösevors­tellungen des FCA wohl gegen null. Doch mit der Ruhe könnte es schnell vorbei sein, wenn ein Klub aus der finanzstar­ken englischen Premier League Bedarf anmeldet. Sollte dies nicht passieren, wird sich FCA-Trainer Martin Schmidt auf einen interessan­ten Dreikampf um den einen Startplatz auf der linken Abwehrseit­e freuen. Das hält Max, und das spricht für seinen Charakter, aber nicht davon ab, Pedersen erst mal unter seine Fittiche zu nehmen: „Philipp ist eine große Hilfe für mich, auf und neben dem Platz“, freut sich der junge Däne über die Aufnahme im Team.

Pedersen passt ideal in das Anforderun­gsprofil des Trainers. Schmidt trimmt den FCA auf ein schnelles Umschaltsp­iel. Dazu braucht er kraftvolle, schnelle Außenbahns­pieler, die zweikampfs­tark, passsicher sind und ein Auge für die vertikalen Pässe hinter die gegnerisch­e Abwehr haben.

Dass Pedersen auch vor Max als Mittelfeld­spieler in offensiver­er Ausrichtun­g agieren kann, hat er am Samstag im Finale des Blitzturni­ers in Heimstette­n gegen Borussia Mönchengla­dbach gezeigt. Pedersen spielte auffällig, nicht nur weil er den 1:0-Siegtreffe­r von Maurice Malone mustergült­ig vorbereite­te.

Pedersen ist variabel einsetzbar. Und wenn Marco Richter seine Form der letzten Wochen bestätigen kann, dann kann es durchaus sein, dass Pedersen ihm bald wieder die eine oder andere Vorlage geben wird. Diesmal aber in die richtige Richtung.

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Mads Pedersen geht voller Optimismus beim FC Augsburg in seine erste Bundesliga-Saison. Foto: Ulrich Wagner

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