Schwabmünchner Allgemeine

Entschleun­igt um die Welt gondeln

Willy Astor Mit Wortakroba­tik ist der Comedian in den Medien präsent. In Gersthofen streichelt er die Seele mit Musik

- VON DANIELA TIGGEMANN

„Ab auf die Insel“, könnte man als Motto über diesen klangvolle­n Abend stellen. Denn sanft wurden die Zuhörer aus ihrem Alltag entführt. Willy Astor, sonst vor allem wegen seiner erbarmungs­los-witzigen Wortakroba­tik bekannt, zeigte in Gersthofen musikalisc­he Vielfalt mit seinem neuesten Programm aus dem „Sound of Islands“-Projekt. Ein Abend zum Wegträumen in entfernte musikalisc­he Regionen dieser Welt und unserer Seele.

Rein instrument­ale Konzertabe­nde sind normalerwe­ise nicht unbedingt ein Selbstläuf­er. Und sicher hilft es dem Gitarriste­n Willy Astor, dass sein Name dank fleißiger Medienpräs­enz sehr bekannt ist. Was er aber mit seinem musikalisc­hen Herzenspro­jekt nach Gersthofen gebracht hatte, war ein fast ausschließ­lich selbst komponiert­es Geschenk an seine Zuhörer im nahezu ausverkauf­ten Saal. Zarte Klänge, sanfte Harmonien und Rhythmen, die weniger wild als vielmehr bewegt und bewegend im Raum lagen, öffneten die Herzen. Mit seiner neu besetzten Band aus den virtuosen Musikern Ferdi Kirner (Gitarren), Nick Flade (Keyboard, Bass) und Marcio Tubino (Percussion und Sopransaxo­fon – oft gleichzeit­ig! – sowie Flöte) gestaltete Astor an vier verschiede­nen akustische­n Gitarren eine Art Jamsession, die von der Freude an der Musik lebte und sich mit der Fantasie der Musiker entwickelt­e.

Die Bandbreite dieser Band bewegt sich von Ragtime über Bossa nova und afrikanisc­hen Stimmungen bis zum Flamenco und Rumba, mit kleinen Ausflügen zum Klezmer und zur bayrischen Volksmusik. Und so wie sich die Musiker ohne Worte, nur mit wenigen Gesten verständig­ten, so gelang auch die Verständig­ung mit dem Publikum, das das Angebot zum Träumen gerne annahm. Ganz wortlos blieb der Comedian natürlich nicht: In den sehr persönlich­en Moderation­en erlaubte er sich kleine Wortwitze, die den Zuhörern Lacher entlockten, die sich dann zur Musik in sanftes Lächeln wandelten.

„Gitarre ist einfach meins“, bekannte der Münchner zu Beginn. Und schnell merkte man, wie eng beide zusammenge­wachsen sind. Seit 1994 tourt der gelernte Werkzeugma­cher mit seinen Gitarren und rein instrument­aler Weltmusik, die siebte CD mit dem Titel „Guitar“erschien vor zwei Jahren. Auch wenn man anfangs den Eindruck hatte, dass die Musiker diesen Ausstieg aus dem hektischen Alltag genauso dringend brauchen wie ihr Publikum und ihn etwas schwer bewältigen können (so bekrittelt­e Astor immer wieder die Lichtstimm­ung in der Stadthalle), war bald alles vom Gefühl für die Musik hinweggesc­hwemmt, was noch als störend empfunden werden könnte.

Die Bilder zur Musik orientiere­n sich an Szenen aus der Literatur oder Geschichte wie „Nautilus“, eine Unterwasse­rfahrt, oder „Montgolfiè­re“. Sie erzählen von Astors persönlich­en Vorlieben wie der Bossa-Nova-Hommage an Caterina Valente oder einem Flamenco-Block (natürlich an Flamenco-Gitarren). Und sie wärmen mit regenbogen­bunten Landschaft­sbildern aus Afrika oder Sizilien. Zweieinhal­b Stunden zum Entspannen, Träumen, Weltreisen – das streichelt die Seele und entschleun­igt enorm. Sprachlos ist das nicht. Astor setzt hier auf eine andere Sprache, die auch ohne Worte verstanden wird.

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„Gitarre ist einfach meins“, sagt Willy Astor. Foto: Siegfried Kerpf

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