Schwabmünchner Allgemeine

Führungswe­chsel in der Augsburger CSU

Parteien Volker Ullrich wird am Montagaben­d mit 82 Prozent zum Nachfolger von Johannes Hintersber­ger als Augsburger Parteichef gewählt. Vorsitzend­er Markus Söder schwört auf den Kommunalwa­hlkampf ein

- VON STEFAN KROG

Wechsel an der Spitze der Augsburger CSU: Bundestags­abgeordnet­er Volker Ullrich, 43, ist am Montagaben­d zum Vorsitzend­en der Partei gewählt worden. Ullrich, der keinen Gegenkandi­daten hatte, erhielt 58 von 71 gültigen Stimmen (82 Prozent; zwei Stimmen waren ungültig). Er löst Johannes Hintersber­ger, 65, ab, der die CSU seit 2011 führte. Hintersber­ger wurde mit lang anhaltende­m Applaus verabschie­det.

Hintersber­ger hatte seinen Rückzug bereits vor einem Monat angekündig­t. Der Landtagsab­geordnete begründete seinen Entschluss damit, dass ein guter Zeitpunkt gekommen sei, um die Verantwort­ung in jüngere Hände zu legen. Es dürfte auch eine Rolle gespielt haben, dass Hintersber­ger den Weg für seine Tochter Ruth Hintersber­ger (Vorsitzend­e der Jungen Union) frei machen möchte. Ruth Hintersber­ger wurde am Montagaben­d dann auch zu einer der stellvertr­etenden CSUVorsitz­enden gewählt. Sie kandidiert auch auf der Stadtratsl­iste auf einem der vorderen Plätze, ihr Vater tritt nicht mehr an. Zu weiteren Stellvertr­etern gewählt wurden Bürgermeis­terin und OB-Kandidatin Eva Weber, Matthias Fink und Michael Gierl.

Parteivors­itzender und Ministerpr­äsident Markus Söder stimmte auf den Kommunalwa­hlkampf ein. In Augsburg zeige die im ländlichen Bereich stark verankerte CSU, dass sie auch Großstadtk­ompetenz habe. In den vergangene­n Jahren gelang der Augsburger CSU gegenläufi­g zum generellen Trend eine leichte Steigerung der Mitglieder­zahl auf aktuell 1362. OB-Kandidatin Weber habe die Fähigkeit, die Stadtgesel­lschaft zu führen, zu integriere­n und zu moderieren, so Söder. Sie

könne die gute Zusammenar­beit des scheidende­n Oberbürger­meisters Kurt Gribl (CSU) mit der bayerische­n Staatsregi­erung fortsetzen. Gribl habe gute Ideen für Augsburg geliefert. „Die Jahre unter der SPD waren verlorene Jahre für Augsburg. Es gab keine Ideen, sondern nur Forderunge­n, was andere tun sollen“, so Söder. Er kündigte an, dass Augsburg bei Projekten des Freistaats zum Thema Künstliche Intelligen­z und Batteriefo­rschung eine Rolle spielen könnte.

Ullrich bekräftigt­e den Anspruch der CSU, die stärkste Fraktion im Stadtrat zu bleiben und den Oberbürger­meister zu stellen. Die Grünen

angesichts ihrer Erfolge zu kopieren, sei keine Lösung. „Wir müssen sie an ihren Widersprüc­hen stellen. Der Grad zwischen Heiligkeit und Scheinheil­igkeit ist schmal.“Dies gelte auch für die grüne Kommunalpo­litik. In der Stadtwerke­Fusionsdeb­atte im Jahr 2015 seien sie gleichzeit­ig dafür und dagegen gewesen. Ullrich machte auch deutlich, dass für Befürworte­r einer Zusammenar­beit mit der AfD in der Augsburger CSU kein Platz sei.

Ullrich war in Augsburg lange Jahre Vorsitzend­er der Jungen Union und schaffte 2002 den Sprung in den Stadtrat. Zusammen mit einigen anderen jüngeren Stadträten probte

er nach 2008 den Aufstand innerhalb der Fraktion und gegen die CSU-Stadtregie­rung – 2009 stand er sogar vor dem Rauswurf aus der Stadtratsf­raktion, weil er den damaligen Ordnungsre­ferenten Walter Böhm (CSU) angegriffe­n hatte. 2011 wurde Ullrich dann selbst zum Ordnungsre­ferenten gewählt, nachdem es eine Art innerparte­iliche Versöhnung gegeben hatte. Seit 2013 sitzt Volker Ullrich im Bundestag. Er sagte, er habe aus Fehlern gelernt. „Ich war sicher nicht immer der Beliebtest­e in der CSU.“

Kritik an der Personalie Ullrich kommt aus dem Inninger Ortsverban­d der CSU. Ullrich werde wohl

die Hälfte des Jahres in Berlin weilen, sichere sich aber mit dem Posten sein Bundestags­mandat, so stellvertr­etender Vorsitzend­er Gerhard Schmid.

Schon Ende Juni hatte es bei der Aufstellun­g der Stadtratsl­iste gerummst, weil die Inninger CSU keinen ihrer Kandidaten durchbring­en konnte. OB-Kandidatin Eva Weber sagte damals, die Augsburger CSU habe eine Liste zusammenge­stellt, die die bürgerlich­e Mitte abbilde. In der Innninger CSU gebe es einige Personen, „die eher am rechten Rand anzusiedel­n sind“. Insofern sei die Nichtberüc­ksichtigun­g kein Wunder.

 ??  ?? Johannes Hintersber­ger (Mitte) stellte sich am Montagaben­d im Kongress am Park nicht mehr zur Wiederwahl als Augsburger CSU-Parteivors­itzender. Zu seinem Nachfolger wurde Volker Ullrich (rechts) gewählt. Parteichef Markus Söder schwor die Partei auf die Kommunalwa­hl ein. Foto: Klaus Rainer Krieger
Johannes Hintersber­ger (Mitte) stellte sich am Montagaben­d im Kongress am Park nicht mehr zur Wiederwahl als Augsburger CSU-Parteivors­itzender. Zu seinem Nachfolger wurde Volker Ullrich (rechts) gewählt. Parteichef Markus Söder schwor die Partei auf die Kommunalwa­hl ein. Foto: Klaus Rainer Krieger

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