Schwabmünchner Allgemeine

Leinenpfli­cht für Hunde: Pläne sind vom Tisch

Tiere Im Umweltauss­chuss protestier­en 40 erboste Hundehalte­r gegen die Idee des grünen Umweltrefe­renten. Der prallt auch bei den Stadträten auf Widerständ­e, die noch ein anderes Projekt ablehnen

- VON EVA MARIA KNAB

Augsburgs Stadträte wurden von E-Mails empörter Hundehalte­r regelrecht überschwem­mt. Die Sitzung des Umweltauss­chusses war am Montag überfüllt von Besuchern, die daheim einen Hund haben. Anlass waren die Pläne von Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne), in zwei Jahren eine Leinenpfli­cht für Hunde im Naturschut­zgebiet Stadtwald zu prüfen. Die Protestwel­le gegen einen „Leinenzwan­g“zeigte nun aber Wirkung.

Wie berichtet, wollte die Stadt zunächst ein neues Angebot für Hundehalte­r machen. Probeweise sollte am Südende des Siebentisc­hparks eine eingezäunt­e Freilauffl­äche für Hunde eingericht­et werden. Das Gelände an der Ilsungstra­ße sollte rund 9000 Quadratmet­er groß sein. Für die Einrichtun­g kalkuliert­e die Stadt mit Kosten von rund 10000 Euro. Der jährliche Unterhalt – unter anderem für das Mähen und Reinigen – sollte etwa 8500 Euro kosten.

Das Angebot für Hundehalte­r sollte zunächst für zwei Jahre gelten. Nach der Testphase wollte Erben dann aber prüfen lassen, ob sich diese Freilauffl­äche vor Ort bewährt, oder ob eine Leinenpfli­cht für Hunde im Stadtwald eingeführt muss, um Wildtiere und Biotope im Naturschut­zgebiet besser zu schützen. Nach Angaben des Amtes für Grünordnun­g gibt es dort immer wieder Probleme mit nicht angeleinte­n Hunden, die Tiere aufschreck­en.

Erbens Pläne sind nun aber vom Tisch. In der Umweltauss­chusssitzu­ng am Montag liefen rund 40 verärgerte Hundebesit­zer auf. Eine Unterschri­ftenliste gegen „Leinenzwan­g“im Stadtwald kursierte. Auch eine Online-Petition wendet sich gegen das Vorhaben. Im Internet wird sogar darüber debattiert, juristisch gegen die Stadt vorzugehen. Mehrere Stadträte berichtete­n, sie hätten massenhaft ProtestE-Mails bekommen – teilweise auch mit Drohungen.

Der Referent betonte am Montag, eine Leinenpfli­cht im Stadtwald stehe noch nicht zur Abstimmung,

sondern im ersten Schritt nur der neue Hunde-Freilaufpl­atz. Viele Hundebesit­zer würden sich ein solches Angebot der Stadt wünschen. Eine Mehrheit der Stadträte wollte dem Beschlussv­orschlag trotzdem nicht folgen. Er wurde mit sechs gegen fünf Stimmen abgelehnt. Das hat Gründe.

Zwar hatten sich die Grünen für den Vorschlag der Verwaltung ausgesproc­hen. Das FFH-Gebiet Stadtwald müsse erhalten werden und in Einklang mit der Naherholun­g gebracht werden, so Martina Wild. Die Hunde-Freilauffl­äche vor Ort sei der Versuch, einen Kompromiss zu erzielen. ÖDP-Stadtrat Christian

Pettinger sah das Angebot der Stadt als „eine Art Bewährungs­probe für Hundebesit­zer“. Diese müssten ihr Verhalten ändern, um den Stadtwald besser zu schützen. Eine Verordnung gibt vor, dass Hunde dort nicht unkontroll­iert herumlaufe­n dürfen. Auch Gabriele Thoma (SPD) plädierte dafür, es erst einmal mit der eingezäunt­en Hundewiese zu versuchen. Nicht alle 8500 Augsburger Hundehalte­r hätten ihre Tiere im Griff. „Ich habe selber schon zwei Jeans eingebüßt.“

Die Mehrheit im Ausschuss sprach sich aber gegen die Pläne aus. Thomas Lis (Pro Augsburg) vermisste vor allem belastbare Zahlen

für eine Entscheidu­ng, um wie viele Verstöße mit Hunden es im Stadtwald geht. Er und andere Stadträte hätten sich Fachleute aus der städtische­n Forstverwa­ltung und des Landschaft­spflegever­bandes gewünscht, die eine Einschätzu­ng des Problems geben.

Alexander Süßmair (parteilos) fände es gut, wenn im Naturschut­zgebiet kontrollie­rt würde, um belastbare Fakten für eine Entscheidu­ng zu erhalten. Er und andere Stadträte glauben auch nicht, dass die Hundewiese gut angenommen werden würde. Ähnliche Angebote seien vor Jahren in Kommunen eingeführt worden, wo es eine generelle

Leinenpfli­cht für Hunde gebe. In Augsburg gebe es aber viele andere Möglichkei­ten, Gassi zu gehen.

CSU-Stadtrat Peter Schwab kritisiert­e die geplante Verknüpfun­g der Hunde-Freilauffl­äche mit der Prüfung einer Leinenpfli­cht im Stadtwald. Indirekt sprach er damit an, dass das neue Angebot – sollte es nicht angenommen werden – als Argument für neue Verbote herhalten könnte. „Hier schmeckt der Köder nur dem Angler, aber nicht dem Fisch“, argumentie­rte er. Schwab ist beruflich Polizist und der Meinung, dass es für den Schutz des Stadtwalde­s ausreichen­d gesetzlich­e Regelungen gibt. INNENSTADT/LECHHAUSEN

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Für Hunde wird es keine neue Freilauffl­äche der Stadt und bis auf Weiteres auch keine Leinenpfli­cht im Augsburger Stadtwald geben. Für die Pläne der Umweltverw­altung gab es keine Mehrheit. Foto: Charly Höpfl
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