Schüler machen den Test im Museum
Projekt Schulübergreifend wird ein Text für den Audioguide erarbeitet. Ist das Wort „Leichenschmaus“noch zeitgemäß?
Königsbrunn Eine Führung durch das Lechfeldmuseum der etwas anderen Art erlebte die Theatergruppe der Via-Claudia-Realschule. Für das Heimatmuseum wird ein Audioguide, also gesprochene und aufgezeichnete Erklärungen zu den einzelnen Ausstellungsstücken, speziell für Kinder entwickelt.
Mit ihrer Leiterin Gabi Spicker und Kulturbüroleiterin Ursula OffMelcher erkundeten die Jugendlichen die Räumlichkeiten ohne die üblichen, direkten Erklärungen durch einen ehrenamtlichen Kulturvermittler. Stattdessen hatte Gabi Spicker einige Blätter Papier in der Hand und las laut den darauf gedruckten Text vor, gleich mit der entsprechender Betonung. Sie fungierte sozusagen als Audioguide auf zwei Beinen.
Denn genau das war Sinn und Zweck der Übung. Die Theatergruppe wird den Audioguide besprechen, und nun sollte getestet werden, ob der Text so passt und schlüssig ist.
Für das Projekt „Audioguide von Kindern für Kinder“hat im Vorfeld die Mittelschule Königsbrunn mit einer Projektgruppe mehrere Besuche im Lechfeldmuseum absolviert und sich zusammen mit Konrektorin Dagmar Böhm-Lachmann, Jugendamt-Mitarbeiterin Julia Schmidt sowie einer Kulturvermittlerin von Raum zu Raum gearbeitet. Im Anschluss an die Führungen wurde pro Raum ein Text erstellt. Und nun geht das Projekt in die nächste Phase, die erstellten Texte sollen auf einen MP3-Player gesprochen werden.
Damit das auch klappt und eventuelle Unklarheiten im Vorfeld geändert werden können, übernahm Spicker die Rolle des Audioguides, und die Schüler hörten zu und reagierten entsprechend. Beispielsweise auf die Erklärung im Eingangsbereich und wandten sich alle dem Modell zu, welches Königsbrunn als ehemalig längstes Straßendorf Bayerns zeigt.
Und gleich zu Beginn zeigt sich, dass noch eine wichtige Information fehlt: Wohin müssen sich sie Besucher wenden, wenn sie einen Raum verlassen? Wo geht es weiter?
„Im Großen und Ganzen passen die Texte wunderbar, aber es ist sehr gut, dass die Theatergruppe der Realschule quasi eine Generalprobe im Lechfeldmuseum abhält. Ein paar Kleinigkeiten haben wir gleich noch abgeändert“, so die Kulturbüroleiterin.
Gabi Spicker findet die Aktion prima und sagt: „Das ist eine ganz tolle Idee und für uns auch mal ganz was anderes.“Sie macht sich Vermerke, wo Pausen im Text reingehören, und stoppt die Gruppe auch mal, wenn diese vor lauter Begeisterung einfach schnell weiterläuft, um sich die nächsten Räume und Gegenstände anzuschauen.
Es gibt im Text auch Wörter, die für einiges Staunen und für Diskussion sorgen, wie beispielsweise das Wort „Leichenschmaus“. Dieses fällt im Bereich des „Stammtisches“, als Erklärungen zum Leben früher und der Bedeutung des Wirtshauses gegeben werden. Abändern oder lassen? Die Frage wird kurz durchdiskutiert, und dann fällt die Entscheidung, das Wort kann bleiben. „Ich finde es gut, wenn die Kinder auch mal nachfragen müssen, wenn sie etwas nicht verstehen oder kennen“, erklärt Spicker. Denn Nachfragen können die jungen Besucher natürlich auch zukünftig. Der Audioguide soll ein Zusatzangebot sein, zusätzlich zu den ehrenamtlichen Kulturvermittlern, die immer im Museum mit dabei sind, wenn Besucher dort das Leben zwischen 1850 und 1950 erkunden. Die Theatergruppe wird in den kommenden Wochen die Texte sprechen, und auch die Technik wird über die Realschule in Zusammenarbeit mit der Stadt Königsbrunn entsprechend eingerichtet.
Wenn dann die ersten MP3-Player im Museum ausliegen, wird OffMelcher noch eine dritte Schule mit in das Projekt einbinden. Die Kinder dieser Schule sollen dann als Erstes den neuen Audioguide ausprobieren.
Dass das klappen wird, da ist die Kulturbüroleiterin optimistisch, wie sie erklärt: „Die Schulen in Königsbrunn arbeiten sehr gut zusammen auch im Rahmen der Schulprojektwochen, und ich freue mich, dass wir mit dieser Zusammenarbeit schon ein so tolles Ergebnis erzielt haben.“