Ich packe in meinen Koffer(-raum)
Verkehr Zur Urlaubszeit rollen Tausende Autos und Wohnmobile auf den Straßen, viele bis oben voll mit Gepäck. Die Polizei gibt Tipps, worauf beim Beladen zu achten ist. Fehler können teuer werden – oder zu schweren Unfällen führen
Krumbach Wer sein Auto für einen Urlaub belädt, fühlt sich schnell an das Videospiel Tetris erinnert: Block auf Block aufeinanderstapeln und nur keine Lücke lassen. Doch das Stapeln hat Grenzen – nicht nur bei der Höhe. Denn im Kofferraum verschwinden die aufgestapelten Ebenen nicht wie bei Tetris, wenn sie voll sind. Wer sicher in den Urlaub fahren will, sollte sein Auto nicht geistlos vollstopfen – sonst riskiert er womöglich sein Leben.
Oftmals kämen die Gefahren von Dingen, die absolut profan erscheinen, sagt Marcus Praschivka, Sachgebietsleiter für Verkehr und Verkehrserziehung bei der Polizeiinspektion Krumbach. Häufig habe er schon Autofahrer während Kontrollen auf derartige Dinge hingewiesen: „Es genügt schon, eine Wasserflasche auf die Hutablage zu legen. Bei einem Unfall kann die Flasche jemandem den Schädel brechen – egal, ob sie aus Glas oder Plastik ist.“Wie er erklärt, werden Objekte im Wagen bei einem Unfall stark beschleunigt. Laut einer Berechnung des ADAC schießen Objekte bei einem Frontalaufprall mit 50 Kilometern pro Stunde mit dem 30- bis 50-fachen ihres Eigengewichts nach vorne. Eine Wasserflasche mit einem Liter Inhalt entwickelt daher eine Gewichtskraft von bis zu 50 Kilogramm.
Wie Praschivka sagt, geht es ihm bei diesem Thema nicht um die Ahndung von Fehlern, sondern darum, Fahrzeugführer über die Risiken aufzuklären. Eine häufig unterschätzte Gefahr seien Tiere im Auto: „Ein Hund auf der Rückbank wird bei einem Unfall regelrecht zu einem Geschoss“, sagt er. Mehrfach habe er auch gesehen, dass Autofahrer kleine Hunde im Fußraum des Beifahrersitzes transportieren – eine große Gefahr, sollte sich ein Auto bei einem Unfall überschlagen. Tiere sollten im Auto gesichert werden – etwa in dafür vorgesehenen Transportboxen.
Doch wie bringen Autofahrer ihr Gepäck sicher unter? Praschivka Beim Beladen des Autos ist es nicht allein ausschlaggebend, den Stauraum sinnvoll zu nutzen. Sicherheit ist dabei ein großes Thema.
Symbolfoto: Sebastian Gollnow, dpa
rät, schwere Gepäckstücke unter leichteren zu lagern. Der Kofferraum sei der beste Ort dafür – sollte man Taschen auf den Rücksitz stellen, empfiehlt er, diese mit dem Gurt zu sichern: „Wenn man den durch eine stabile Schlaufe an der Tasche zieht, bleibt diese auch bei einem Unfall da, wo sie bleiben soll.“Im Kofferraum sei es grundsätzlich ratsam, auf den „Formschluss“zu achten. Also darauf, dass das Gepäck keine „Luft“hat und zu locker sitzt. Praschivka rät außerdem zur Benutzung von Ladenetzen, die verhindern, dass Gepäck über die Rückbank in den Fahrerraum fliegen kann.
Nicht nur das Gepäck im Auto kann gefährlich werden. Laut dem Dienststellenleiter der Autobahnpolizei Günzburg, Werner Schedel, landen mit erschreckender Regelmäßigkeit Gegenstände auf der Autobahn, die etwa von Dachträgern fallen. „So etwas ist eine absolute Katastrophe“, sagt er. Landet Gepäck auf der Windschutzscheibe eines anderen Autos, kann das schlimme Folgen haben.
Selbst wenn Objekte „nur“auf der Straße zum Liegen kommen, drohen schwerste Unfälle. „Der Gegenstand auf der Straße muss dabei nicht einmal groß oder schwer sein. Auch ein kleines Hindernis kann Fahrer dazu verleiten, stark zu bremsen oder ein Ausweichmanöver zu starten. „Das geht dann oft schief“, sagt Schedel.
Daher sei es unerlässlich, vor der Fahrt sämtliche Gepäckträger zu überprüfen – seien es Dachboxen auf dem Auto oder Stauräume bei einem Wohnmobil. Schedel zufolge sind bei langen Fahrten auch zwischendurch Überprüfungen notwendig: „Wer viele Kilometer unterwegs ist, sollte während der Fahrpausen kontrollieren, ob noch alles am richtigen Platz sitzt.“Schedel hat noch weitere Tipps: Etwa, dass Verbandskasten, Warndreieck und Warnwesten leicht zugänglich sein müssen. Oder dass Fahrer regelmäßig überprüfen sollten, ob Gurte zur Ladungssicherung noch richtig funktionieren. Darüber hinaus betont er, dass alle Mitfahrenden angeschnallt bleiben sollen.
Einen weiteren Punkt wird er nicht müde zu wiederholen: die Rettungsgasse. Sobald der Verkehr stockt, gilt es diese zu bilden. Wer ganz links fährt, fährt nach links, auf allen anderen Spuren fährt man nach rechts. ● Gesamtgewicht In der Zulassungsbescheinigung Teil 1 (Fahrzeugschein) stehen die Daten zu Leergewicht und zulässigem Maximalgewicht. In der Regel wird ein Auto mit Basisausstattung beschrieben, zusätzliche Ausstattung wiegt aber auch. Auch das Gewicht des vollen Benzintanks ist nicht berücksichtigt. ● Sicherung Gepäck im Auto muss so gesichert werden, dass selbst bei einer Vollbremsung keine Gefahr durch herumfliegende Gegenstände besteht. Sollte die Ladung nicht ausreichend gesichert sein, droht ein Verwarnungsgeld von 35 Euro. Bei Gefährdung beträgt die Summe 60 Euro, dazu kommt ein Punkt im Fahreignungsregister.
● Überladen Ab 25 Prozent Überladung werden in Deutschland laut ADAC bei einem Wohnmobil bis zu 3,5 Tonnen 140 Euro Bußgeld fällig, ab 30 Prozent 235 Euro und je ein Punkt in Flensburg.
● Reifendruck Bei schwerer Beladung sollte der Reifendruck passend zum Gewicht des Wagens eingestellt werden. Richtwerte finden sich im Handbuch des Fahrzeugs, auf einem Etikett im Tankdeckel oder auf einem Aufkleber im Rahmen der Fahrertür. (cgal)