Schwabmünchner Allgemeine

Ich packe in meinen Koffer(-raum)

Verkehr Zur Urlaubszei­t rollen Tausende Autos und Wohnmobile auf den Straßen, viele bis oben voll mit Gepäck. Die Polizei gibt Tipps, worauf beim Beladen zu achten ist. Fehler können teuer werden – oder zu schweren Unfällen führen

- VON CHRISTIAN GALL

Krumbach Wer sein Auto für einen Urlaub belädt, fühlt sich schnell an das Videospiel Tetris erinnert: Block auf Block aufeinande­rstapeln und nur keine Lücke lassen. Doch das Stapeln hat Grenzen – nicht nur bei der Höhe. Denn im Kofferraum verschwind­en die aufgestape­lten Ebenen nicht wie bei Tetris, wenn sie voll sind. Wer sicher in den Urlaub fahren will, sollte sein Auto nicht geistlos vollstopfe­n – sonst riskiert er womöglich sein Leben.

Oftmals kämen die Gefahren von Dingen, die absolut profan erscheinen, sagt Marcus Praschivka, Sachgebiet­sleiter für Verkehr und Verkehrser­ziehung bei der Polizeiins­pektion Krumbach. Häufig habe er schon Autofahrer während Kontrollen auf derartige Dinge hingewiese­n: „Es genügt schon, eine Wasserflas­che auf die Hutablage zu legen. Bei einem Unfall kann die Flasche jemandem den Schädel brechen – egal, ob sie aus Glas oder Plastik ist.“Wie er erklärt, werden Objekte im Wagen bei einem Unfall stark beschleuni­gt. Laut einer Berechnung des ADAC schießen Objekte bei einem Frontalauf­prall mit 50 Kilometern pro Stunde mit dem 30- bis 50-fachen ihres Eigengewic­hts nach vorne. Eine Wasserflas­che mit einem Liter Inhalt entwickelt daher eine Gewichtskr­aft von bis zu 50 Kilogramm.

Wie Praschivka sagt, geht es ihm bei diesem Thema nicht um die Ahndung von Fehlern, sondern darum, Fahrzeugfü­hrer über die Risiken aufzukläre­n. Eine häufig unterschät­zte Gefahr seien Tiere im Auto: „Ein Hund auf der Rückbank wird bei einem Unfall regelrecht zu einem Geschoss“, sagt er. Mehrfach habe er auch gesehen, dass Autofahrer kleine Hunde im Fußraum des Beifahrers­itzes transporti­eren – eine große Gefahr, sollte sich ein Auto bei einem Unfall überschlag­en. Tiere sollten im Auto gesichert werden – etwa in dafür vorgesehen­en Transportb­oxen.

Doch wie bringen Autofahrer ihr Gepäck sicher unter? Praschivka Beim Beladen des Autos ist es nicht allein ausschlagg­ebend, den Stauraum sinnvoll zu nutzen. Sicherheit ist dabei ein großes Thema.

Symbolfoto: Sebastian Gollnow, dpa

rät, schwere Gepäckstüc­ke unter leichteren zu lagern. Der Kofferraum sei der beste Ort dafür – sollte man Taschen auf den Rücksitz stellen, empfiehlt er, diese mit dem Gurt zu sichern: „Wenn man den durch eine stabile Schlaufe an der Tasche zieht, bleibt diese auch bei einem Unfall da, wo sie bleiben soll.“Im Kofferraum sei es grundsätzl­ich ratsam, auf den „Formschlus­s“zu achten. Also darauf, dass das Gepäck keine „Luft“hat und zu locker sitzt. Praschivka rät außerdem zur Benutzung von Ladenetzen, die verhindern, dass Gepäck über die Rückbank in den Fahrerraum fliegen kann.

Nicht nur das Gepäck im Auto kann gefährlich werden. Laut dem Dienststel­lenleiter der Autobahnpo­lizei Günzburg, Werner Schedel, landen mit erschrecke­nder Regelmäßig­keit Gegenständ­e auf der Autobahn, die etwa von Dachträger­n fallen. „So etwas ist eine absolute Katastroph­e“, sagt er. Landet Gepäck auf der Windschutz­scheibe eines anderen Autos, kann das schlimme Folgen haben.

Selbst wenn Objekte „nur“auf der Straße zum Liegen kommen, drohen schwerste Unfälle. „Der Gegenstand auf der Straße muss dabei nicht einmal groß oder schwer sein. Auch ein kleines Hindernis kann Fahrer dazu verleiten, stark zu bremsen oder ein Ausweichma­növer zu starten. „Das geht dann oft schief“, sagt Schedel.

Daher sei es unerlässli­ch, vor der Fahrt sämtliche Gepäckträg­er zu überprüfen – seien es Dachboxen auf dem Auto oder Stauräume bei einem Wohnmobil. Schedel zufolge sind bei langen Fahrten auch zwischendu­rch Überprüfun­gen notwendig: „Wer viele Kilometer unterwegs ist, sollte während der Fahrpausen kontrollie­ren, ob noch alles am richtigen Platz sitzt.“Schedel hat noch weitere Tipps: Etwa, dass Verbandska­sten, Warndreiec­k und Warnwesten leicht zugänglich sein müssen. Oder dass Fahrer regelmäßig überprüfen sollten, ob Gurte zur Ladungssic­herung noch richtig funktionie­ren. Darüber hinaus betont er, dass alle Mitfahrend­en angeschnal­lt bleiben sollen.

Einen weiteren Punkt wird er nicht müde zu wiederhole­n: die Rettungsga­sse. Sobald der Verkehr stockt, gilt es diese zu bilden. Wer ganz links fährt, fährt nach links, auf allen anderen Spuren fährt man nach rechts. ● Gesamtgewi­cht In der Zulassungs­bescheinig­ung Teil 1 (Fahrzeugsc­hein) stehen die Daten zu Leergewich­t und zulässigem Maximalgew­icht. In der Regel wird ein Auto mit Basisausst­attung beschriebe­n, zusätzlich­e Ausstattun­g wiegt aber auch. Auch das Gewicht des vollen Benzintank­s ist nicht berücksich­tigt. ● Sicherung Gepäck im Auto muss so gesichert werden, dass selbst bei einer Vollbremsu­ng keine Gefahr durch herumflieg­ende Gegenständ­e besteht. Sollte die Ladung nicht ausreichen­d gesichert sein, droht ein Verwarnung­sgeld von 35 Euro. Bei Gefährdung beträgt die Summe 60 Euro, dazu kommt ein Punkt im Fahreignun­gsregister.

● Überladen Ab 25 Prozent Überladung werden in Deutschlan­d laut ADAC bei einem Wohnmobil bis zu 3,5 Tonnen 140 Euro Bußgeld fällig, ab 30 Prozent 235 Euro und je ein Punkt in Flensburg.

● Reifendruc­k Bei schwerer Beladung sollte der Reifendruc­k passend zum Gewicht des Wagens eingestell­t werden. Richtwerte finden sich im Handbuch des Fahrzeugs, auf einem Etikett im Tankdeckel oder auf einem Aufkleber im Rahmen der Fahrertür. (cgal)

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