Der Duft der Jugend
Konsum Ein Parfum will die Welt verändern – aber will die Welt das auch?
Nach Einschätzung des Herstellers handelt es sich um nichts weniger als um eine „Parfum-Revolution“. Gemeint ist eine Duftkombination, deren Entwicklung sich den Angaben zufolge an den Studien renommierter Wissenschaftler orientiert. Und jetzt kommt’s: Das Parfüm aus Aachen nutzt die „Psychologie der Düfte“aus und „macht Sie in einer Sekunde sechs Jahre jünger.“
Damit riecht das neue Produkt sehr nach einer Weltsensation. Denn die Anwendungsmöglichkeiten allein in der Politik sind gewaltig. Man stelle sich nur vor, Bundeskanzlerin Angela Merkel hätte sich am Mittwoch mit dem Parfüm eingesprüht. Sie wäre dann nicht 65, sondern erst 59 Jahre alt geworden und könnte damit dem Land noch viel länger als geplant eine Regierungschefin sein.
Oder man nehme die Probleme der demografischen Entwicklung, also der zunehmenden Überalterung unserer Gesellschaft. Sie würden nicht einfach verduften, ihre Auswirkungen ließen sich aber um sechs Jahre nach hinten verschieben. Zeit genug, an neuen Renten- und Pflegekonzepten zu basteln. Durch den neuen Duft wäre auch der Fachkräftemangel gelöst. Wer das Rentenalter erreicht, bekommt statt einer Dankesurkunde einen Flakon überreicht – und kann noch sechs Jahre weiterarbeiten. Das ist natürlich alles unrealistisch. Mit dem neuen Parfüm verhält es sich wohl eher wie mit den Einlagen, die manche Männer in ihre Schuhe stecken, um etwas größer auszusehen. Mehr Schein als Sein also. Aber damit passt der neue Duft dann doch wieder ganz gut zur Politik.