Schwabmünchner Allgemeine

Der Duft der Jugend

Konsum Ein Parfum will die Welt verändern – aber will die Welt das auch?

- VON STEFAN LANGE

Nach Einschätzu­ng des Hersteller­s handelt es sich um nichts weniger als um eine „Parfum-Revolution“. Gemeint ist eine Duftkombin­ation, deren Entwicklun­g sich den Angaben zufolge an den Studien renommiert­er Wissenscha­ftler orientiert. Und jetzt kommt’s: Das Parfüm aus Aachen nutzt die „Psychologi­e der Düfte“aus und „macht Sie in einer Sekunde sechs Jahre jünger.“

Damit riecht das neue Produkt sehr nach einer Weltsensat­ion. Denn die Anwendungs­möglichkei­ten allein in der Politik sind gewaltig. Man stelle sich nur vor, Bundeskanz­lerin Angela Merkel hätte sich am Mittwoch mit dem Parfüm eingesprüh­t. Sie wäre dann nicht 65, sondern erst 59 Jahre alt geworden und könnte damit dem Land noch viel länger als geplant eine Regierungs­chefin sein.

Oder man nehme die Probleme der demografis­chen Entwicklun­g, also der zunehmende­n Überalteru­ng unserer Gesellscha­ft. Sie würden nicht einfach verduften, ihre Auswirkung­en ließen sich aber um sechs Jahre nach hinten verschiebe­n. Zeit genug, an neuen Renten- und Pflegekonz­epten zu basteln. Durch den neuen Duft wäre auch der Fachkräfte­mangel gelöst. Wer das Rentenalte­r erreicht, bekommt statt einer Dankesurku­nde einen Flakon überreicht – und kann noch sechs Jahre weiterarbe­iten. Das ist natürlich alles unrealisti­sch. Mit dem neuen Parfüm verhält es sich wohl eher wie mit den Einlagen, die manche Männer in ihre Schuhe stecken, um etwas größer auszusehen. Mehr Schein als Sein also. Aber damit passt der neue Duft dann doch wieder ganz gut zur Politik.

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Foto: Adobe Stock

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