Schwabmünchner Allgemeine

Verteilung von Schiff zu Schiff

EU streitet weiter über gerettete Flüchtling­e

- VON DETLEF DREWES

Brüssel/Helsinki Es sind die Freitagabe­nde, die man in der Brüsseler Kommission fürchtet. Immer wieder, so berichten Insider, gehen kurz vor dem Wochenende Anrufe von Schiffen im Mittelmeer ein, die Hilfesuche­nde gerettet haben. Dann müssen die EU-Beamten die Innenminis­terien der Mitgliedst­aaten abtelefoni­eren und um ein paar Plätze für Flüchtling­e bitten.

Einen „unwürdigen Prozess“nannte dies Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) am Donnerstag in Helsinki, wo er mit seinen EU-Amtskolleg­en informell zusammensa­ß. In diesem Format sind Beschlüsse nicht vorgesehen – sie waren auch nicht zu erwarten.

Zwar lag ein deutsch-französisc­her Kompromiss auf dem Tisch, der darauf hinauslauf­en würde, Teile eines neuen Asylrechte­s vorab mit jenen umzusetzen, die dazu bereit sind – eine schnell wirkende „Koalition der Willigen“, wie sie die Bundesregi­erung favorisier­t. Acht bis zehn Staaten wären laut EU-Vertrag nötig, um eine solche informelle Zusammenar­beit rechtlich bindend zu beginnen. Doch nicht einmal die kamen zusammen. „Das ist traurig“, bilanziert­e der für Migration zuständige luxemburgi­sche Außenminis­ter Jean Asselborn.

Zwar erklärten sich immer wieder Deutschlan­d, Frankreich, die Niederland­e, Luxemburg, Belgien, Schweden und eine Handvoll weiterer Länder bereit, die Schiffbrüc­higen aufzunehme­n. Doch gegen eine Verteilquo­te, die verpflicht­end wäre, gibt es auch von dort Widerstand.

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