Schwabmünchner Allgemeine

Der Sieg geht vom Teufel an den Beelzebub

- ms@augsburger-allgemeine.de VON MILAN SAKO

Den Seinen gibts’s der Herr im Schlaf. Das mag nicht immer gerecht sein, aber die Heilige Schrift muss es ja wissen. Im Fall von Chris Froome bringt Psalm 127 die Sache auf den Punkt. Während der Radrennfah­rer mit gebrochene­m Ellbogen im Krankenhau­s liegt, gewinnt er Rennen. Einfach so, geschenkt. Nach acht Jahren erhält der Brite den Sieg bei der SpanienRun­dfahrt 2011 zugeschrie­ben. Der Blutpass eines Kontrahent­en macht es möglich. Der ursprüngli­che Gewinner Juan José Cobo war vom Radsport-Weltverban­d UCI wegen Abnormalit­äten im Biologisch­en Pass disqualifi­ziert worden und hat auf einen Einspruch vor dem Internatio­nalen Sportgeric­htshof CAS verzichtet.

Seit zehn Jahren werden Blutparame­ter der Radprofis registrier­t. Das kostet viel Geld, jetzt wurde der Spanier überführt.

Hurra, ein guter Tag für den vom Doping verseuchte­n Radsport. Den Pedal-Profis, die seit Jahrzehnte­n im Verdacht stehen, als rollende Apotheken unterwegs zu sein, geht es an den Kragen. Von wegen. Zum einen ist der Spanier Cobo längst vom Radsport zurückgetr­eten. Auch taugen die regelmäßig registrier­ten Blutparame­ter nicht als scharfes Werkzeug, um Betrüger zu entlarven. Zehn Jahre ist das Instrument bereits im Einsatz, regelmäßig werden dabei die Blutparame­ter der Radprofis registrier­t, was ein kostspieli­ges Unterfange­n ist. Die Erfolge fallen bescheiden aus. Der dänische Ex-Doper Michael Rasmussen konnte beispielsw­eise aufzeigen, dass seine Blutwerte trotz Dopings nicht verdächtig waren.

Außerdem geht der Vuelta-Sieg vom Teufel an den Beelzebub. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechn­et Froome vom dopenden Spanier abstaubt. Der 34-Jährige, der sich in einer Reha-Klinik von seinem bösen Sturz erholt, ist alles andere als ein Heiliger im Fahrradsat­tel. Vor zwei Jahren war der vierfache Tour de France-Sieger mit überhöhten Salbutamol-Werten bei der SpanienRun­dfahrt aufgefloge­n und nach langem Hickhack rechtzeiti­g vor der Tour freigespro­chen worden. Kritiker sagen, dass sich Froome schlicht die besten Anwälte leisten konnte.

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