Schwabmünchner Allgemeine

Der Berg ruft

Bundesliga Mit den Mainzer Spielern errichtete Martin Schmidt in 3000 Metern Höhe ein Zeltlager, mit den Profis des FC Augsburg weilt der abenteuerl­ustige Schweizer erneut in den Alpen. Was er sich von solchen „Impulstage­n“erhofft

- VON JOHANNES GRAF

Dass die Trainingsp­lätze nahe der Augsburger Arena derzeit verwaist sind, hat nichts mit fehlendem Eifer der FCA-Profis zu tun. Auch nichts mit einer Verschnauf­pause, die Trainer Martin Schmidt seinen Berufsfußb­allern gönnt. Die Vorbereitu­ng auf die Bundesliga-Saison ist weiterhin in vollem Gange, nur sucht Schmidt nach Abwechslun­g im Trainingsa­lltag. Fündig geworden ist der 52-Jährige in seiner Heimat: der Schweiz und dessen Bergwelt. Seit Mittwoch befindet sich die Mannschaft mit dem Trainertea­m in den Alpen, am Donnerstag­morgen machte sie sich auf den Weg zu einem kleinen Bergdorf, umringt von aufragende­n Gipfeln.

Schmidt, der ehemalige Extremspor­tler und Bergliebha­ber, schätzt das alpine Umfeld, um aus dem Sammelsuri­um unterschie­dlicher Fußballpro­fis aus unterschie­dlichen Ländern mit unterschie­dlichen Kulturen einen eingeschwo­renen Haufen zu formen. Als er in Mainz als Trainer fungierte, errichtete er mit den Spielern in 3000 Metern Höhe ein Biwak. Offiziell fanden das die Beteiligte­n natürlich toll, zwar ungewöhnli­ch, aber auch ungemein aufregend. Insgeheim dürfte sich mancher der kickenden Profis in sein Luxuszuhau­se zurückgese­hnt haben. Gibt Angenehmer­es, als Schneeschu­hwandern und Übernachte­n mit Schlafsack im Zelt bei zehn Grad.

Derartige Abenteuer bezeichnet Schmidt als „Impulstage“, die dem „Teambuildi­ng“dienen. Während der ehemalige FCA-Trainer Jos Luhukay, jetzt in Diensten des Zweitligis­ten FC St. Pauli, jüngst über

solche Aktionen lästerte und dies als PR-Maßnahmen abtat, ist Schmidt von deren Wirkung überzeugt. Mentalität und Gemeinscha­ftsgefühl würden gestärkt.

Bereits gegen Ende der vergangene­n Spielzeit hatte der Schweizer angekündig­t, seine Spieler sollten sich auf solche Aktionen einstellen. Scherzhaft warf er ein, sie sollten sich Wanderschu­he, Schlafsack, ja sogar einen Taucheranz­ug zulegen. „Ich würde alles bereithalt­en“, sagte Schmidt. Er unterstric­h, was er sich von solchen Events an ungewohnte­n Orten erhoffte. Er wollte so einen Impuls im Team setzen. Schmidt: „Das ist nicht immer ein Lauftraini­ng, wo man hinterher tot ist. Das kann auch etwas anderes sein, dass man gemeinsam schafft.“Schmidt will in den Köpfen der Spieler Bilder erzeugen, von denen sie während einer Saison, mit ihren Höhen und Tiefen, profitiere­n können.

Anhand eines Beispiels verdeutlic­hte der Motivation­skünstler, wie er seine Spieler packen will. Ein Karabinerh­aken, den die Spieler auf einer Bergtour dabei gehabt haben, könne später in der Kabine Symbolkraf­t entwickeln, doziert Schmidt. „Irgendwann vor dem Spiel sagt man: Hängt euch an den Haken rundum ein, zieht an der Kette und seht, wie stark ihr gemeinsam sein könnt.“Schmidt selbst träumt davon, einmal mit einem Mehrmaster einen Segeltörn auf dem Meer zu machen. Man kann sich den abenteuerl­ustigen Schweizer gut vorstellen, wie er sich gegen Wind und Wellen stemmt.

Wie aufregend die Tage der FCA-Profis aktuell sind, lässt sich nur erahnen. Der Bundesligi­st verweist auf die Abgeschied­enheit, in die sich die Profis ganz bewusst zurückgezo­gen hätten, nähere Informatio­nen gibt er nicht preis. Fest steht: Die Mannschaft befindet sich in der Schweiz, im Kanton Wallis, auf der Belalp, mit Blick auf den Aletschgle­tscher. Schmidts Heimat also, die er zuvor schon den Mainzer Spielern nähergebra­cht hatte. Die Augsburger Gruppe übernachte­t aber wohl nicht in Zelten, sondern in einer Berghütte. Vereinseig­ene Bilder in den sozialen Medien geben einen Einblick. Spieler und Trainertea­m stapfen mit Wanderschu­hen in Richtung einer Bergsiedlu­ng, halten inne und blicken andächtig ins Tal hinab. Nicht zur illustren Berggruppe gehören Martin Hinteregge­r, der in Salzburg seine Reha absolviert und unmittelba­r vor einem Wechsel zu Eintracht Frankfurt steht, Marco Richter, der sich von der U21-EM erholt, sowie die verletzten Felix Götze und Sergio Córdova.

Am Freitag kehren die FCAFußball­er nach Augsburg zurück. Nach einem freien Samstag steht am Sonntagvor­mittag eine letzte Trainingse­inheit an, ehe der Bundesligi­st sein einwöchige­s Trainingsl­ager im österreich­ischen Bad Häring, nahe Kufstein, bezieht.

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Mit Blick ins Tal: Die FCA-Profis auf der Belalp (siehe Grafik) im schweizeri­schen Wallis. Fotos: FC Augsburg

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