Grüne wollen mehr Stadtratssitze holen
Politik Die Partei wird am Samstag ihre Kandidatenliste beschließen. Zwei amtierende Stadträtinnen werden aufhören. Auch einige prominente Grüne werden wohl kandidieren, wenn auch aus anderen Gründen
Am kommenden Wochenende werden die Augsburger Grünen ihre Kandidatenliste für den Stadtrat festklopfen. Die Partei, aktuell mit sechs Köpfen im Stadtrat vertreten, will nach dem Zuspruch bei Landtagsund Europawahl in Augsburg auch bei der kommenden Kommunalwahl zuzulegen. Bei der Kommunalwahl 2014 kam die Partei auf 12,4 Prozent und wurde drittstärkste Kraft im Augsburger Stadtrat.
Dass die Grünen damit rechnen, künftig mehr Stadtratsmandate besetzen zu können, zeigt sich schon an der Bewerberwahl kommenden Samstag. Während die Grünen 2014 nur über die ersten 14 Plätze ihrer Liste einzeln abstimmten, werden sich am kommenden Samstag 26 Kandidaten einzeln vorstellen.
Aus der momentan sechsköpfigen Fraktion (sie war 2014 mit sieben Mitgliedern gestartet, Christian Moravcik wechselte zuletzt in die SPD-Fraktion) wird Antje Seubert dem Vernehmen nach nicht mehr für den Stadtrat kandidieren. Gleiches gilt für Eva Leipprand. Bei beiden spielen persönliche Gründe eine Rolle. Der Rest der Stadträte will weitermachen – OB-Kandidatin und Fraktionschefin Martina Wild und Umweltreferent Reiner Erben dürften auf die beiden Spitzenplätze gewählt werden. Auch Verena von Mutius, Pia Haertinger und Matthias Lorentzen wollen weitermachen. Ambitionen hat auch die frühere Landtagsabgeordnete Christine Martina Wild Reiner Erben
Kamm angemeldet, die schon in den 90er-Jahren im Stadtrat saß. Auch die Parteichefs Melanie Hippke und Peter Rauscher werden sich als Kandidaten vorstellen.
Interessant wird die Frage sein, wie die Grünen das Thema „Stimmenfänger“handhaben. Bei Parteien ist es durchaus üblich, bekannte Bewerber auf die Liste zu schreiben, die eigentlich gar nicht in den Stadtrat wollen und darum weit unten auf der Liste stehen. Mit ihrem Bekanntheitsgrad und dem persönlichen Ergebnis wollen sie aber die Zahl der Gesamtstimmen für die Partei anheben.
Das System hat aber seine Tücken: Nach der Landtagswahl 2018 kam es zur skurrilen Situation, dass mit dem Ausscheiden der GrünenStadträte Stephanie Schuhknecht und Cemal Bozoglu (beide wurden in den Landtag gewählt) auf einmal zwei prominente Stadtratskandidatinnen, die nie ins Gremium wollten, als Nachrücker dran gewesen wären bzw. waren. Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth winkte wegen der Doppelbelastung durch zwei Mandate ab, ebenso der neu gewählte Bezirksrat Xaver Deniffel. Die frühere Kulturbürgermeisterin Eva Leipprand, die 2014 mit dem Ausscheiden aus dem Stadtrat eigentlich einen Schlussstrich unter die Kommunalpolitik gezogen hatte, musste als Nächste auf der Nachrückerliste ran, um die Lage nicht noch weiter zu verkomplizieren.
Vermutlich werden aber auch Schuhknecht und Bozoglu am Samstag für hintere Plätze auf der insgesamt 60 Kopf starken Liste kandidieren. Gleiches gilt für Roth. Dass die Parlamentarier im Falle einer Wahl ein Stadtratsmandat annehmen würden, gilt bei den Grünen als ausgeschlossen. In der Partei ist die Mandatshäufung nicht gerne gesehen, auch wenn Doppelmandate auf kommunaler Ebene (etwa Stadtund Bezirksrat) möglich sind.