Schwabmünchner Allgemeine

Kabarett: Klaffl kämpft für das Abitur für alle

Kabarett Han’s Klaffl erfreut zum Start der Projektwoc­hen an den Leonhard-Wagner-Schulen sein Publikum. Ein Schulleite­r bekommt in Schwabmünc­hen Szenen-Applaus

- VON UWE BOLTEN

Zum Start der Projektwoc­hen an den Leonhard-Wagner-Schulen in Schwabmünc­hen tritt der Kabarettis­t Han’s Klaffl auf. Er sorgt für viel Heiterkeit, aber auch für nachdenkli­che Momente. Ein Schulleite­r bekommt sogar Szenen-Applaus.

Schwabmünc­hen Weinrote Stoffbahne­n begrenzten die Bühne nach hinten. Tisch und Stuhl, der Kontrabass und das Piano, alles Requisiten und Instrument­e, die von Han’s Klaffl während des Abends genutzt wurden, erstrahlte­n scharf begrenzt aus den im Sternenhim­mel über der großen Bühne installier­ten Scheinwerf­ern. Der gebürtige „Zentralbay­er vom westlichen Zipfel des Sauwalds“, wie er in seiner Vita selber beschreibt, war nicht im Genre „Klamauk und Komik“anzusiedel­n, auch wenn die Betrachtun­gen zur Vergesslic­hkeit als körperlich­er Steuerungs­mechanismu­s im Alter für große Heiterkeit sorgten. Zu tiefgründi­g sind die Gedanken, mit dem Klaffl sein Programm „Nachschlag! Eh ich es vergesse…“, dem „vierten Teil der zweiteilig­en Trilogie“, begann.

„Wenn ich so schaue, was heute passiert, dann hab’ ich den Eindruck, wir hätten gar nichts kapiert“, konstatier­t er im Eröffnungs­lied. Besonders der unbedarfte Umgang mit Wörtern aus der dunkelsten deutschen Geschichte, die schnelle Vergesslic­hkeit rund zehn Jahre nach Ende der NaziDiktat­ur und die Parallelen zwischen den sogenannte­n Russlandde­utschen damals und den Flüchtling­en heute, erzeugte bei den mehr als 300 Gästen Nachdenkli­chkeit und Betroffenh­eit. Es war eine Reflexion der intensiven Art.

Die Reise in seine Kindheit, die er biografisc­h vortrug, löste öfters ein „Ach ja“oder „So war’s“im Publikum aus. Der Gedanke an Lebertran, den „Globuli des 20. Jahrhunder­ts“, sorgte für hörbare Erinnerung­en der Gäste. Klaffls Gedanken und Geschichte­n erschienen als Abguss der Realität, als er in der Rolle eines Rechtsanwa­lts vom Kampf

bund „Abitur für alle“den Wahnsinn der mittlerwei­le wohl normalen Konfrontat­ion von Elternwill­en, Bildungspo­litik und Schulsyste­men karikierte. Die dabei herausgest­ellten, überzogene­n Anforderun­gen einer zunehmende­n Gruppe von Eltern, welche die ganze Bildungsve­rantwortun­g auf die Lehrerscha­ft ab

geben möchte, fiel bei den anwesenden Lehrkräfte­n auf fruchtbare­n Boden.

Die deutliche Abgrenzung von Aufgabenst­ellungen zur Realität, beispielsw­eise in der Mathematik, sorgte für Erheiterun­g. „Ein Arbeiter gräbt eine Grube von einem mal einem Meter und ein Meter tief. Dazu braucht er sechs Stunden. Wie viele Arbeiter benötigt man, wenn die Grube in einer Minute fertig werden soll?“, war eines seiner erheiternd­en Beispiele.

Zu den Rückblicke­n des in den 50er-Jahren des vergangene­n Jahrhunder­ts geborenen Ex-Lehrers gehörte nicht nur die Kindheit, sondern auch die Phase der häufig mit Verweisen belasteten Jahre als Gymnasiast. Die Geschichte über den Direktor des Bildungsin­stitutes, der wegen seiner geringen Körpergröß­e von den Schülern mit dem Spitznamen „Laurin“, dem Zwergenkön­ig aus dem Nibelungen­lied, bedacht wurde. Die Würdigkeit des Verweises habe, so Klaffl, in seiner Bemerkung zu einer Lehrkraft gelegen, was das für ein Krach an der Tür von außen sei: „Das ist wahrschein­lich der Chef, der springt nach der Türklinke!“Nicht nur das große Gelächter und der heftige Applaus für die lebhafte Darstellun­g dieser Szene markierte den Höhepunkt. Dazu trug Markus Rechner, Leiter der Realschule, bei seinem Schlusswor­t bei: „Ich nehme für mich mit: Ich lass die Türklinken im Schulhaus etwas niedriger legen“, sagte der nicht großwüchsi­ge Pädagoge unter heftigem Lachen und Beifall des Publikums.

Die Organisato­ren zeigten sich zum Ende des Abends sehr zufrieden über die ausverkauf­te Veranstalt­ung in dem mit viele Liebe zum Detail hergericht­eten Veranstalt­ungsort. Seine ursprüngli­che Verwendung als Sporthalle war ihm nicht mehr anzusehen. „Han’s Klaffl war der ausverkauf­te Paukenschl­ag zu Beginn der Veranstalt­ungsreihe. Für alle anderen Veranstalt­ungen sind noch Karten an der Abendkasse erhältlich“, sagte Mitorganis­ator Nuri Shahiko, insbesonde­re mit Blick auf die Zirkus- und Musikveran­staltungen.

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Mit starker Mimik, gewandter Wortwahl und musikalisc­h abwechslun­gsreich nahm Han’s Klaffl die Besucher mit auf eine Reise gegen das Vergessen. Foto: Uwe Bolten

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