Schwabmünchner Allgemeine

Ministeriu­m veröffentl­icht Mautverträ­ge

Verkehr Allerdings sind noch nicht alle Unterlagen zu dem gescheiter­ten Projekt online

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Berlin Im Streit um die geplatzte Pkw-Maut will Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer mit der Offenlegun­g von Verträgen mit den eigentlich vorgesehen­en Betreibern in die Offensive kommen. Das Ministeriu­m veröffentl­ichte am Freitag mehr als 2650 Seiten zur Erhebung der geplanten Maut, die bisher nur Bundestags­abgeordnet­e vertraulic­h lesen durften. „Wir stehen bei allen Fragen zur Pkw-Maut für maximal mögliche Transparen­z“, sagte der CSU-Politiker in einem im Internet veröffentl­ichten Video. Sein Ministeriu­m habe diese Transparen­z von Anfang an gewollt, aber die Unternehme­n hätten eine Veröffentl­ichung zunächst explizit abgelehnt.

Das Interesse an den Verträgen ist groß, weil Scheuer sie mit den Unternehme­n Kapsch und CTS Eventim abgeschlos­sen hatte, bevor Rechtssich­erheit bestand – und sich nach dem Stopp der Maut durch den Europäisch­en Gerichtsho­f (EuGH) nun Schadeners­atz-Ansprüche der Unternehme­n ergeben könnten. Nach dem Urteil hatte das Ministeriu­m die Verträge gekündigt. Scheuer sagte, es gebe auch weiterhin Einschränk­ungen durch die Betreiber. Personenbe­zogene Daten sowie Betriebs- und Geschäftsg­eheimnisse Dritter in den Verträgen dürften nicht gezeigt werden. Zunächst würden die Unterlagen daher so veröffentl­icht, wie es juristisch korrekt sei.

Bei den nun im Netz offengeleg­ten Unterlagen plus Anhängen geht es um die Erhebung der Maut. Scheuer sagte, das Ministeriu­m wolle auch den Vertrag zur Kontrolle der Maut veröffentl­ichen. Daran werde gearbeitet. Grünen-Fraktionsv­ize Oliver Krischer sagte: „Dass Andreas Scheuer unter massivem Druck die Mautverträ­ge veröffentl­icht, war überfällig.“Das beantworte aber nicht die Frage, warum Scheuer dem Betreiber für den Fall eines negativen EuGH-Urteils eine „üppige Entschädig­ung“zugestande­n habe. Scheuer habe dieses Risiko „völlig einseitig“beim Bund abgeladen, ohne dass dies im Bundeshaus­halt abgesicher­t worden sei. „Das kann den Steuerzahl­er hunderte Millionen, wenn nicht sogar über eine Milliarde kosten.“

Sollten die Betreiber Schadeners­atz für bereits erbrachte Investitio­nen und Leistungen fordern, könnte es ein Schiedsver­fahren geben. Zu den umstritten­sten Punkten gehören die Kündigungs­gründe, die Scheuer aufgeführt hatte. Umstritten ist, ob die Voraussetz­ungen für eine solche Kündigung vorlagen. Falls nicht, steigen die Chancen der Unternehme­n auf Schadeners­atz – zu Lasten der Steuerzahl­er. Die Zuschläge für den eigentlich vorgesehen­en Betrieb hatte das Ministeriu­m schon im vergangene­n Jahr dem Ticketverk­äufer CTS Eventim sowie dem Mautsystem-Anbieter Kapsch erteilt. Der Auftrag zur Kontrolle der Maut ging an Kapsch. (dpa)

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Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer veröffentl­icht Mautverträ­ge. Foto: dpa

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