Beckenbauer „nicht verhandlungsfähig“
Justiz Eine Schweizer Zeitung berichtet von gesundheitlichen Problemen, die ihn hinderten, vernommen zu werden. Zuletzt erzählte der 73-Jährige, dass er einen Augeninfarkt erlitten habe
München In der vergangenen Woche räumte Franz Beckenbauer öffentlich gesundheitliche Probleme ein. Aufgrund eines Augeninfarkts sehe er auf einem Auge kaum noch etwas. Ein Bericht der NZZ (Neue Zürcher Zeitung) deutet nun ebenfalls auf gesundheitliche Schwierigkeiten hin. Demnach habe die Schweizer Bundesanwaltschaft gegenüber der Zeitung bestätigt, dass Beckenbauer weder einvernahme- noch verhandlungsfähig ist. Dies würden verschiedene ärztliche Atteste belegen.
Ursprünglich wurde gegen Beckenbauer und drei weitere ehemalige Funktionäre des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ermittelt. Darunter auch Ex-Verbandspräsident Theo Zwanziger. Aufgrund des Gesundheitszustands von Beckenbauer soll sein Verfahren jetzt aber von dem der anderen abgetrennt werden. Ermittelt wird wegen nicht geklärter Zahlungen im Zusammenhang mit der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland.
Im Vorfeld der WM-Vergabe sollen zehn Millionen Schweizer Franken in das Firmenimperium von Fifa-Vizepräsident Mohamed bin Hammam geflossen sein. Die Schweizer Bundesanwaltschaft geht dabei von einer betrügerischen Absicht aus.
Beckenbauers Verfahren soll wegen einer drohenden Verjährung abgetrennt werden. Diese würde im kommenden April eintreten und somit 15 Jahre, nachdem Robert Louis-Dreyfus die zehn Millionen Franken zurückverlangte, die geliehen wurden, um sie an Hammam zu überweisen. Der DFB überwies damals die Summe an die Fifa, die daraufhin eine Überweisung in der gleichen Höhe an Louis-Dreyfus tätigte.
Zwanziger erklärte, dass er der Abtrennung widersprechen werde. „Natürlich werden wir bei der Schweizer Bundesanwaltschaft diesem Abtrennungsersuchen massiv widersprechen“, sagte er. „Es geht nicht, dass ein Beschuldigter hier Im April dieses Jahres zeigte sich Franz Beckenbauer zur Einweihung der Hall of Fame im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund. Damals sagte er: „Ich bin nicht mehr der Alte.“Foto: Ina Fassbender, dpa
der Verantwortung gelassen wird.“
Über den Gesundheitszustand von Beckenbauer gibt es keine präzisen öffentlichen Angaben. In der vergangenen Woche präsentierte sich der 73-Jährige allerdings am Rande eines Golfturniers zugunsten der „Franz-Beckenbauer-Stiftung“. Die Bild schrieb von einem „gut aussehenden“Gastgeber, der sich zur Begrüßung zusammen mit seiner Frau Heidi auf der Bühne zeigte. „Ich habe ja schon länger gesund
heitliche Probleme. Das ist bekannt. Jetzt war ich zuletzt in einer Spezialklinik, weil Durchblutungsstörungen im Auge festgestellt wurden. Das entpuppte sich dann als ein Augeninfarkt. Jetzt sehe ich auf dem rechten Auge wenig bis nichts“, sagte er bei dieser Gelegenheit.
Vor vier Jahren starb Beckenbauers Sohn Stephan nach langer schwerer Krankheit. 2016 und 2017 musste sich der „Kaiser“zwei Operationen am Herzen unterziehen. Im vergangenen Jahr bekam er ein neuaus
es Hüftgelenk. Danach allerdings trat Beckenbauer wieder häufiger in der Öffentlichkeit auf, als er es zuvor tat. Als TV-Experte oder Kolumnist für die Bild war er zwar nicht mehr tätig, allerdings ließ er sich unter anderem bei der Eröffnung einer Sonderausstellung im Museum des FC Bayern im Mai sehen. Dabei verglich er die Münchner Mannschaft mit der Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft. Beckenbauer franzelte. Das wurde damals als gutes Zeichen gesehen. (time, dpa)