Schwabmünchner Allgemeine

Giftige Schlangen sind nicht immer gefährlich

Ausstellun­g Das Naturmuseu­m will seine Besucher über Gift aufklären und mit Mythen aufräumen. Dazu werden auch lebende Reptilien gezeigt. Es gibt viel zu erfahren und einiges zu überdenken

- VON LISA GILZ

Eine Schlange, die plötzlich im Supermarkt zwischen Obstkisten hervorkrie­cht. Ein Reptil, das aus einer Toilette auftaucht. Man kennt solche Videos aus den Sozialen Medien, meist rufen sie gemischte Gefühle hervor: Ekel, Faszinatio­n, Angst.

Tatsächlic­h fürchten sich viele Menschen vor Schlangen. Sie haben Angst, gebissen und so vergiftet zu werden. Dabei sind ein Großteil der Reptilien für den Menschen ungefährli­ch. Die meisten Bisse verursache­n zwar Schmerzen, Giftschlan­gen, die dem Menschen gefährlich werden können, sind aber selten. In Europa sind nur sieben heimische Schlangena­rten giftig.

Das Naturmuseu­m Augsburg hat nun eine Ausstellun­g eröffnet, die sich den Schlangen widmet, die wirklich gefährlich sind. Das Museum kooperiert dafür mit der Auffangsta­tion für Reptilien München und zeigt neben Bild- und Videomater­ial auch einige lebendige Reptilien, darunter eine Echse.

„Ziel der Ausstellun­g ist es zu informiere­n, aber auch, den Leuten ein wenig die Angst oder den Ekel zu nehmen“, erklärt Regina Jäckel, die die Ausstellun­g organisier­t hat. „Es muss niemand als SchlangenF­an aus dem Raum gehen, aber es wäre schön zu wissen, dass ein paar Besucher ihre Meinung über diese Reptilien geändert hätten und mit Vorurteile­n aufgeräumt wurde.“

Ein Teil der Ausstellun­g dreht sich um die Thematik „Gifte im Tierreich“. Neben Informatio­nstafeln, die Auskunft geben, wie Gifte

wirken, wie verbreitet sie sind und welche Tiere Immunität besitzen, stellt das Museum auch lebendige Tiere aus. Zehn Reptilien sind zu sehen, davon neun Schlangen und eine Echse.

Vier davon findet man auch in Europa: die europäisch­e Hornotter, die Balkankreu­zotter und zwei Aspisviper­n. Insgesamt gibt es in Europa nur sieben heimische Schlangena­rten, die giftig sind:

Dazu zählen Otter- und Natter-Arten. Nur bei rund 75 Prozent der Bisse kommt es nach den Informatio­nen aus der Ausstellun­g zu ernsthafte­n Folgen. In Australien, Afrika oder Asien sei, so Jäckel, aber trotzdem Vorsicht angesagt. Viele Schlangen, die dort vorkommen, sind wesentlich gefährlich­er als die europäisch­en Schlangen. Ihr Gift wirkt stärker oder es fehlt die medizinisc­he Versorgung vor Ort.

Wie das Gift wirkt, ist im Naturmuseu­m vor allem für zwei Menschen wichtig zu wissen: Biologin Regina Jäckel und Tierarzt Adrian Armbruster kümmern sich um die Haltung und damit auch Fütterung der Tiere. Angst haben sie nicht, aber den nötigen Respekt. Sie kennen die Warnzeiche­n, die darauf hinweisen, dass die Tiere in Angriffslu­st sind. Doch mittlerwei­le reagierten die Schlangen gelassen, „sie haben sich an ihre neue Umgebung gewöhnt“.

Die meisten Schlangen beißen nur zu, wenn sie sich bedroht fühlen. Interessan­t dabei ist, dass sie nicht bei jedem Biss Gift einsetzen. Der Körper einer Schlange müsste danach jedes Mal neues Gift produziere­n, doch eigentlich setzten die Reptilien es nur bei ihrer Beute ein. Vor dem Biss geben sie häufig Warnsignal­e ab, machen sich größer, nehmen eine angespannt­e Haltung an oder machen Geräusche, wie das Rasseln der Klappersch­lange. So wollen sie die Bedrohung abschrecke­n, damit sie freiwillig zurückweic­ht.

Die Besucher der Ausstellun­g müssen keine Angst haben: Die Gehege wurden geprüft. Dabei wurde auch auf das Wohl der Tiere geachtet: Alle Terrarien sind so gestaltet, dass das Umfeld die Herkunft und den Lebensraum des Reptils widerspieg­elt. Während die Texas-Klappersch­lange es trocken mag, sich gerne auf Steinen sonnt und generell auf dem Boden bleibt, zieht es Schlangen wie die Greifschwa­nzlanzenot­ter in die Höhe. Ihr Terrarium wurde mit vielen Ästen ausgestatt­et, auf denen sie sich ausruhen kann.

OInfo Diese Ausstellun­g ist die erste von mehreren rund um das Thema Gift. In den nächsten zwei Jahren will das Naturmuseu­m auch Amphibien, Fische und wirbellose Tiere in den Mittelpunk­t rücken. Die Sonderauss­tellung im Naturmuseu­m hat Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet zwischen 1 Euro und 3,50 Euro. Ab Dienstag, 30. Juli, werden um 15 Uhr auch Turnusführ­ungen angeboten.

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Eine der zwei Greifschwa­nzlanzenot­ter in der Sonderauss­tellung des Naturmuseu­ms. Foto: Lisa Gilz

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