Moritz erklärt seine Generation auf der Bühne
Aufführung Der 18-Jährige ist Schüler, Rapper und neuerdings Theaterautor. Er schrieb ein Stück für das Junge Theater Augsburg
Treffen mit Moritz Merkel am Augsburger Rathausplatz: Der 18-Jährige kommt mit dem Fahrrad, trägt ein weißes Shirt, eine Kette und Kopfhörer um den Hals. Damit hört er am liebsten Hip-Hop, zum Beispiel sein musikalisches Vorbild Maeckes von den Orsons. Seit Jahren macht der junge Augsburger selbst Rap-Musik, die er unter dem Künstlernamen „Der liebe Moritz“veröffentlicht. Zuletzt stand er beim Modular auf der Bühne, sein erster großer Auftritt. Und neuerdings ist er auch noch Theaterautor: Ende vergangenen Jahres begann er mit 13- bis 18-jährigen Darstellern des Jungen Theaters Augsburg, ein Stück auszuarbeiten. Es geht um ihre Vorstellungen, Ansichten und Gedanken und trägt den Titel „Ist das Kunst oder kann das weg?! - Eine Menschenausstellung“.
Wie kam Merkel vom Rap zum Theater – und worum geht es in dem Stück? Er beginnt zu erzählen. Seit er 14 ist, schreibt er Texte, rappt und produziert Beats. Dann liest er den Roman „Garp und wie er die Welt sah“von John Irving. „Da dachte ich, ich schreibe auch mal etwas Literarisches.“Es beginnt mit Kurzgeschichten, im Alter von 17 entwickelt er während einer Klassenfahrt den Entwurf eines Dramas: „Weil mir langweilig war“, sagt er. Ein Freund von ihm, der Theater spielte, fragt ihn, ob er nicht ein Stück schreiben wolle. Merkel sagte zu und beginnt im Oktober vergangenen Jahres, mit den Darstellern zu sprechen.
„Meine Musik ist politisch, das Stück sollte es auch sein“, sagt er. Es handle aber auch von Themen wie Mode, Drogen oder Gettos. Um den Darstellern nichts aufzuzwingen, sollten ihre eigenen Charaktere und Ansichten in die Figuren einfließen. Zum Beispiel in eine Piratin, die im Laufe eines Gesprächs mit der Darstellerin feministisch wurde, weil
das ein wichtiges Anliegen der Schauspielerin war. Merkel will Widersprüche und Ironie in Menschen zeigen, die sich selbst noch suchen: Die Figuren sprechen auf der Bühne Monologe und bilden so die „Menschenausstellung“.
Ergänzt werden sie von einer Museumsleiterin, die völlig begeistert ist von den Ansichten der Jugendlichen – und einer Putzfrau, die ein Gegengewicht bildet. „Sie macht sich lustig und verdeutlicht: Nur, weil ihr hier Theater macht, geht es mir nicht besser.“Er hält die Figur für notwendig, um zu zeigen: „Ich bewege ja politisch nichts, ich schreibe nur ein Theaterstück“, sagt er. Kurz darauf fügt der Schüler hinzu: „Theater ist natürlich wichtig, aber es verändert die Welt nicht alleine, genauso wenig wie Musik oder Demonstrationen“– dabei nimmt er selbst regelmäßig an „Fri
days-for-future“-Demonstrationen teil.
Nächstes Jahr absolviert Merkel das Fachabitur an der FOS Augsburg. Während seiner regelmäßigen Praktika in der Pflege und einer Grundschule ist es nicht leicht für ihn, Raum für Musik und Theater zu schaffen, aber während der Schulzeit und in den Ferien hat er Zeit dafür. Danach will er Soziale Arbeit studieren. Und wie geht es weiter mit der Musik und dem Schreiben? „Ich bleibe auf jeden Fall dran.“Seine Priorität liege auf der Musik – aber er arbeitet schon an weiteren Theaterprojekten.
OAufführung „Ist das Kunst oder kann das weg?! – Eine Menschenausstellung“wird am Donnerstag, 25. Juli, zum letzten Mal im tim aufgeführt.
Die Aufführung beginnt um 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.