Schwabmünchner Allgemeine

Moritz erklärt seine Generation auf der Bühne

Aufführung Der 18-Jährige ist Schüler, Rapper und neuerdings Theateraut­or. Er schrieb ein Stück für das Junge Theater Augsburg

- VON PHILIPP WEHRMANN

Treffen mit Moritz Merkel am Augsburger Rathauspla­tz: Der 18-Jährige kommt mit dem Fahrrad, trägt ein weißes Shirt, eine Kette und Kopfhörer um den Hals. Damit hört er am liebsten Hip-Hop, zum Beispiel sein musikalisc­hes Vorbild Maeckes von den Orsons. Seit Jahren macht der junge Augsburger selbst Rap-Musik, die er unter dem Künstlerna­men „Der liebe Moritz“veröffentl­icht. Zuletzt stand er beim Modular auf der Bühne, sein erster großer Auftritt. Und neuerdings ist er auch noch Theateraut­or: Ende vergangene­n Jahres begann er mit 13- bis 18-jährigen Darsteller­n des Jungen Theaters Augsburg, ein Stück auszuarbei­ten. Es geht um ihre Vorstellun­gen, Ansichten und Gedanken und trägt den Titel „Ist das Kunst oder kann das weg?! - Eine Menschenau­sstellung“.

Wie kam Merkel vom Rap zum Theater – und worum geht es in dem Stück? Er beginnt zu erzählen. Seit er 14 ist, schreibt er Texte, rappt und produziert Beats. Dann liest er den Roman „Garp und wie er die Welt sah“von John Irving. „Da dachte ich, ich schreibe auch mal etwas Literarisc­hes.“Es beginnt mit Kurzgeschi­chten, im Alter von 17 entwickelt er während einer Klassenfah­rt den Entwurf eines Dramas: „Weil mir langweilig war“, sagt er. Ein Freund von ihm, der Theater spielte, fragt ihn, ob er nicht ein Stück schreiben wolle. Merkel sagte zu und beginnt im Oktober vergangene­n Jahres, mit den Darsteller­n zu sprechen.

„Meine Musik ist politisch, das Stück sollte es auch sein“, sagt er. Es handle aber auch von Themen wie Mode, Drogen oder Gettos. Um den Darsteller­n nichts aufzuzwing­en, sollten ihre eigenen Charaktere und Ansichten in die Figuren einfließen. Zum Beispiel in eine Piratin, die im Laufe eines Gesprächs mit der Darsteller­in feministis­ch wurde, weil

das ein wichtiges Anliegen der Schauspiel­erin war. Merkel will Widersprüc­he und Ironie in Menschen zeigen, die sich selbst noch suchen: Die Figuren sprechen auf der Bühne Monologe und bilden so die „Menschenau­sstellung“.

Ergänzt werden sie von einer Museumslei­terin, die völlig begeistert ist von den Ansichten der Jugendlich­en – und einer Putzfrau, die ein Gegengewic­ht bildet. „Sie macht sich lustig und verdeutlic­ht: Nur, weil ihr hier Theater macht, geht es mir nicht besser.“Er hält die Figur für notwendig, um zu zeigen: „Ich bewege ja politisch nichts, ich schreibe nur ein Theaterstü­ck“, sagt er. Kurz darauf fügt der Schüler hinzu: „Theater ist natürlich wichtig, aber es verändert die Welt nicht alleine, genauso wenig wie Musik oder Demonstrat­ionen“– dabei nimmt er selbst regelmäßig an „Fri

days-for-future“-Demonstrat­ionen teil.

Nächstes Jahr absolviert Merkel das Fachabitur an der FOS Augsburg. Während seiner regelmäßig­en Praktika in der Pflege und einer Grundschul­e ist es nicht leicht für ihn, Raum für Musik und Theater zu schaffen, aber während der Schulzeit und in den Ferien hat er Zeit dafür. Danach will er Soziale Arbeit studieren. Und wie geht es weiter mit der Musik und dem Schreiben? „Ich bleibe auf jeden Fall dran.“Seine Priorität liege auf der Musik – aber er arbeitet schon an weiteren Theaterpro­jekten.

OAufführun­g „Ist das Kunst oder kann das weg?! – Eine Menschenau­sstellung“wird am Donnerstag, 25. Juli, zum letzten Mal im tim aufgeführt.

Die Aufführung beginnt um 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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Der 18–jährige Moritz Merkel hat ein Stück für das Junge Theater Augsburg geschriebe­n. Foto: Philipp Wehrmann

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