Wie ein altes Ehepaar
Comedy „die feisten“geben im Parktheater musikalische Paarberatung
Eigentlich ist es durchaus der Mühe wert, kurz über die Bedeutung des Adjektivs „feist“nachzudenken, bzw. nachzugooglen. Warum? Das Label, das sich die beiden lässigen und sympathischen Musiker Matthias „C“Zeh (Vocal, Texte) und Rainer Schacht (u. a. Gitarre, Ukulele, Cajon) wählten, passt so gar nicht zu ihrem äußeren Erscheinungsbild. Das bislang bestehende Trio „Ganz Schön Feist“, mit dem sie 25 Jahre auf der Bühne standen, wurde für die aktuelle „2MANNSong-Comedy“umbenannt. Was genau nun „die feisten“in ihrem Innersten zusammenhält, wovon sie träumen, texten und trällern und was sie als erfahrene Ü50-Männer von Welt so alles um-und antreibt, davon konnte sich das Publikum am Donnerstagabend im lauschigen Innenhof des Parktheaters mit reizvollem Blick ins Theaterinnere (dank offener Bühnen-Türen) in zwei kurzweiligen Stunden überzeugen.
Natürlich waren auch diese beiden Künstler, die in Kassel und Mannheim leben, eigentlich aber musikalisch und mit reichlich Knoblauch in Göttingen zusammenfanden, von der romantischen und eindrucksvollen Kulisse beeindruckt. Als wäre dies samt den lauen Sommertemperaturen nicht schon genug des Theaterglücks, sichtete man kurz nach Programmstart noch einen über das Areal fahrenden Freiluftballon, der dann recht schlagfertig als feistes Tour-Transportmittel deklariert wurde.
Laut Duden also bedeutet „feist“zunächst wenig Gutes. Die Synonyme lauten „dicklich, fett, gedrungen, plump oder vierschrötig“. All das trifft keinesfalls den Kern der zunächst ganz romantisch und unschuldig erklingenden Songs wie „Enten haben keine Ohren“, wie das tänzerisch großartig performte „James B.“, wie „Als ich begann zu rauchen“, wie „Dönerrevolution“oder den biografisch inspirierten „Junggesellenabschied“, die im Fortlauf der spitzfindig formulierten Erzählung und spätestens im Refrain mit kurios-aberwitzigen Pointen verblüffen. Die absolute Harmonie der beiden Musiker, die sich „wie ein altes Ehepaar – nur glücklich“sowohl die Unterhosen, die Zahnseide und die Hotelbetten teilen, wurde schnell spürbar und ist sicher auch Teil des enormen Bühnenerfolgs, über den sie sich ganz ungeniert freuen dürfen. Ihre unaufdringliche Art und die sanft-ironische musikalische „Masche“kommen bestens an, bei Mann und bei Frau.
Wie gut, dass sie also nicht als „Glückskeks-Autoren“sondern als Songwriter ihr Geld verdienen, denn „die feisten“geizten auch nicht mit origineller und auf die geschlechtsspezifischen Bedürfnisse abgestimmter vokaler Paarberatung wie z. B. in „Das Rezept“oder der todsicher danebengehenden Flirtanleitungen samt überdosiertem „Aphrodisiakum“. Klar, dass „C“und Rainer samt ihren sinnlich-erotischen Telefonsexstimmen erst nach Zugaben und begeistertem Beifall ins Hotel zurück durften!