Schwabmünchner Allgemeine

OB-Kandidat Dirk Wurm stellt sein Programm vor

Kommunalwa­hl Die SPD nominiert den 39-Jährigen am Freitagabe­nd mit großer Mehrheit. Der Ordnungsre­ferent verspricht die Einführung eines 365-Euro-Abos und will die Bürger beim Haushalt mitreden lassen

- VON STEFAN KROG

Die SPD hat am Freitagabe­nd Dirk Wurm offiziell als OB-Kandidaten nominiert. Wurm erhielt ohne Gegenkandi­daten 97 Prozent der abgegebene­n Stimmen der Delegierte­n (zwei Neinstimme­n und eine Enthaltung bei 89 Stimmen) – damit hat Wurm die Rückendeck­ung der Partei. Der 39-Jährige wurde bei der Versammlun­g in der Doppelbock­Alm auf dem Plärrergel­ände mit stehendem Applaus gefeiert. Für den 21. September hat die SPD die Aufstellun­g ihrer Stadtratsl­iste geplant.

In seiner Bewerbungs­rede kündigte Wurm an, für den Fall seiner Wahl zum Oberbürger­meister ein 365-Euro-Jahresabo für alle Bürger einzuführe­n. Insgesamt sei die Tarifrefor­m im öffentlich­en Nahverkehr misslungen, so Wurm. Die SPD hatte bei der Abstimmung im Stadtrat vor zwei Jahren gegen die Reform gestimmt, die später bei Fahrgästen teils für Unmut sorgte. „Um Autos aus der Stadt zu bekommen, ist ein günstiger Nahverkehr das A und O, nicht ein Mobilitäts­re- ferat“, so Wurm im Hinblick auf die Überlegung­en von CSU-OB-Kandidatin Eva Weber. Änderungen in der Tarifstruk­tur wie ein 365-EuroAbo würden die öffentlich­e Hand Geld kosten, so Wurm, aber die Stadt gebe momentan schließlic­h auch viel Geld für Dinge wie die Theatersan­ierung aus.

Als Verdienst der SPD hob Wurm die 30-Prozent-Quote von geförderte­n Mietwohnun­gen in Neubaugebi­ete hervor. „Wohnen ist ein Grundrecht“, so Wurm. Die Stadt müsse auch verstärkt Bauland an Familien mit mittlerem Einkommen vergeben. „Wenn sich nur

Großverdie­ner ein Eigenheim leisten können, dann sorgt das für Spaltung.“

Indirekte Kritik übte Wurm am Agieren von Bildungsre­ferent Hermann Köhler (CSU) bei der Schulsanie­rung. Schulen wollten mitgenomme­n werden und bräuchten Verlässlic­hkeit, so Wurm im Hinblick auf das Hin und Her bei der Sanierung des Holbein-Gymnasiums. Schulen seien zentral, um Augsburg fit für die Zukunft zu machen, so Wurm. Entwicklun­gen wie die Digitalisi­erung führten schon jetzt zum Verlust von Arbeitsplä­t

zen. Nötig sei darum eine Qualifizie­rungsoffen­sive für Arbeitnehm­er.

Wurm versprach auch mehr Bürgerbete­iligung, „und zwar nicht nur, wenn etwas schiefläuf­t oder im Rahmen von großen Kampagnen“. Nötig sei eine Begegnung auf Augenhöhe. Wurm will Stadtteilk­onferenzen einführen, bei denen Bürger einmal im Monat mit Stadträten und Referenten zusammenko­mmen. Wünschensw­ert seien auch Budgets für Stadtteile, die er als Einstieg in ein Projekt „Bürgerhaus­halt“sieht. Bei einem derartigen Modell lassen

Kommunen die Bürgerscha­ft über einen Teil des Haushalts mitbestimm­en.

SPD-Vorsitzend­e Ulrike Bahr ging auf die Äußerungen von CSUChef Markus Söder ein. Er hatte am Montag gesagt, dass die Jahre von SPD-OB „verlorene Jahre für Augsburg“gewesen sein. Bahr konterte, dass man für eine solche Sicht „arrogant und ignorant“sein müsse. Für vieles von dem, was Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) zuletzt umsetzte, sei der Grundstein unter Paul Wengert (SPD; 2002 bis 2008) gelegt worden. Ein Beispiel sei das

Nahverkehr­sprojekt Mobilitäts­drehscheib­e.

Wurm ist seit 2014 Ordnungsun­d Sportrefer­ent. Zuvor war er Geschäftsf­ührer der SPD-Stadtratsf­raktion. Der gebürtige Augsburger hat Politikwis­senschafte­n studiert. Wurm lebt mit Ehefrau Tatjana und drei Söhnen in Pfersee. Der Wahlkampf werde intensiv, seine Familie solle darunter aber nicht leiden, so Wurm in Anwesenhei­t seiner Familie. Wurm ist familiär kommunalpo­litisch vorgeprägt. Der frühere Ordnungsre­ferent und Bürgermeis­ter Klaus Kirchner ist sein Onkel.

 ??  ?? Am Freitagabe­nd kürte die SPD Dirk Wurm in der Doppelbock-Alm auf dem Plärrergel­ände zum OB-Kandidaten. Foto: Klaus Rainer Krieger
Am Freitagabe­nd kürte die SPD Dirk Wurm in der Doppelbock-Alm auf dem Plärrergel­ände zum OB-Kandidaten. Foto: Klaus Rainer Krieger

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