OB-Kandidat Dirk Wurm stellt sein Programm vor
Kommunalwahl Die SPD nominiert den 39-Jährigen am Freitagabend mit großer Mehrheit. Der Ordnungsreferent verspricht die Einführung eines 365-Euro-Abos und will die Bürger beim Haushalt mitreden lassen
Die SPD hat am Freitagabend Dirk Wurm offiziell als OB-Kandidaten nominiert. Wurm erhielt ohne Gegenkandidaten 97 Prozent der abgegebenen Stimmen der Delegierten (zwei Neinstimmen und eine Enthaltung bei 89 Stimmen) – damit hat Wurm die Rückendeckung der Partei. Der 39-Jährige wurde bei der Versammlung in der DoppelbockAlm auf dem Plärrergelände mit stehendem Applaus gefeiert. Für den 21. September hat die SPD die Aufstellung ihrer Stadtratsliste geplant.
In seiner Bewerbungsrede kündigte Wurm an, für den Fall seiner Wahl zum Oberbürgermeister ein 365-Euro-Jahresabo für alle Bürger einzuführen. Insgesamt sei die Tarifreform im öffentlichen Nahverkehr misslungen, so Wurm. Die SPD hatte bei der Abstimmung im Stadtrat vor zwei Jahren gegen die Reform gestimmt, die später bei Fahrgästen teils für Unmut sorgte. „Um Autos aus der Stadt zu bekommen, ist ein günstiger Nahverkehr das A und O, nicht ein Mobilitätsre- ferat“, so Wurm im Hinblick auf die Überlegungen von CSU-OB-Kandidatin Eva Weber. Änderungen in der Tarifstruktur wie ein 365-EuroAbo würden die öffentliche Hand Geld kosten, so Wurm, aber die Stadt gebe momentan schließlich auch viel Geld für Dinge wie die Theatersanierung aus.
Als Verdienst der SPD hob Wurm die 30-Prozent-Quote von geförderten Mietwohnungen in Neubaugebiete hervor. „Wohnen ist ein Grundrecht“, so Wurm. Die Stadt müsse auch verstärkt Bauland an Familien mit mittlerem Einkommen vergeben. „Wenn sich nur
Großverdiener ein Eigenheim leisten können, dann sorgt das für Spaltung.“
Indirekte Kritik übte Wurm am Agieren von Bildungsreferent Hermann Köhler (CSU) bei der Schulsanierung. Schulen wollten mitgenommen werden und bräuchten Verlässlichkeit, so Wurm im Hinblick auf das Hin und Her bei der Sanierung des Holbein-Gymnasiums. Schulen seien zentral, um Augsburg fit für die Zukunft zu machen, so Wurm. Entwicklungen wie die Digitalisierung führten schon jetzt zum Verlust von Arbeitsplät
zen. Nötig sei darum eine Qualifizierungsoffensive für Arbeitnehmer.
Wurm versprach auch mehr Bürgerbeteiligung, „und zwar nicht nur, wenn etwas schiefläuft oder im Rahmen von großen Kampagnen“. Nötig sei eine Begegnung auf Augenhöhe. Wurm will Stadtteilkonferenzen einführen, bei denen Bürger einmal im Monat mit Stadträten und Referenten zusammenkommen. Wünschenswert seien auch Budgets für Stadtteile, die er als Einstieg in ein Projekt „Bürgerhaushalt“sieht. Bei einem derartigen Modell lassen
Kommunen die Bürgerschaft über einen Teil des Haushalts mitbestimmen.
SPD-Vorsitzende Ulrike Bahr ging auf die Äußerungen von CSUChef Markus Söder ein. Er hatte am Montag gesagt, dass die Jahre von SPD-OB „verlorene Jahre für Augsburg“gewesen sein. Bahr konterte, dass man für eine solche Sicht „arrogant und ignorant“sein müsse. Für vieles von dem, was Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) zuletzt umsetzte, sei der Grundstein unter Paul Wengert (SPD; 2002 bis 2008) gelegt worden. Ein Beispiel sei das
Nahverkehrsprojekt Mobilitätsdrehscheibe.
Wurm ist seit 2014 Ordnungsund Sportreferent. Zuvor war er Geschäftsführer der SPD-Stadtratsfraktion. Der gebürtige Augsburger hat Politikwissenschaften studiert. Wurm lebt mit Ehefrau Tatjana und drei Söhnen in Pfersee. Der Wahlkampf werde intensiv, seine Familie solle darunter aber nicht leiden, so Wurm in Anwesenheit seiner Familie. Wurm ist familiär kommunalpolitisch vorgeprägt. Der frühere Ordnungsreferent und Bürgermeister Klaus Kirchner ist sein Onkel.