Die Mondlandung: Alles echt? Oder nicht?
Faktencheck Verschwörungstheoretiker bezweifeln, dass das größte Abenteuer der Menschheit jemals stattgefunden hat. Christine Zerbe von der Astronomischen Vereinigung Augsburg räumt mit den bekannten Thesen auf
Diedorf/Landkreis Augsburg Am 20. Juli 1969 setzte Neil Armstrong als erster Mensch seinen Fuß auf den Boden eines außerirdischen Himmelskörpers. Die Mondlandung zählt zu den Höhepunkten der Raumfahrt. Doch viele Menschen haben Zweifel daran und schenken verschiedenen Verschwörungsthesen Glauben. Christine Zerbe macht den Faktencheck. Sie ist die Vorsitzende der Astronomischen Vereinigung Augsburg. Der Zusammenschluss von Amateurastronomen betreibt ehrenamtlich die Volkssternwarte und das Planetarium in Diedorf.
Die Aufnahmen von der Mondlandung seien gefälscht, behaupten die Verschwörungstheoretiker: Es seien ja keine Sterne zu sehen. Woran lag’s? Zerbe: Im Landebereich war während des Aufenthalts der Astronauten heller Tag. Die Kameras waren deswegen auf eine sehr kurze Belichtungszeit eingestellt. Damit lassen sich keine Sterne fotografieren. Inzwischen gibt es auch länger belichtete Aufnahmen, zum Beispiel von der ISS aus, die den Sternenhimmel und die Erde zeigen.
Auch an den Schatten auf den NasaBildern stören sich die Verschwörungstheoretiker: Sie verlaufen parallel, was angeblich an Studioscheinwerfern liegt.
Zerbe: Die Verschwörungstheoretiker stören sich meistens daran, dass die Schatten nicht parallel verlaufen und von nebeneinanderstehenden gleich großen Objekten unterschiedlich lang sind. Das kann verschiedene natürliche Gründe haben – zum Beispiel ein unebener Boden, die Verzerrungen durch das Fotoobjektiv oder die natürliche Perspektive. Das müsste man im Einzelfall an einem konkreten Bild diskutieren.
Die Astronauten hatten einen Flaggenmast in die Mondoberfläche ge
rammt: Die Fahne scheint zu wehen, obwohl es auf dem Mond gar keine Atmosphäre und damit auch keinen Wind gibt.
Zerbe: Wenn man nicht nur Ausschnitte, sondern die kompletten Filmsequenzen ansieht, sieht man, dass vorher ein Astronaut den Flaggenmast in den Boden rammte und sie in Schwingungen versetzte. Da keine Luft vorhanden ist, werden
diese Schwingungen nicht dadurch gedämpft und dauern länger an.
Angeblich hätten die Triebwerke der Mondfähre einen Krater hinterlassen müssen. Doch der ist nicht zu sehen. Warum?
Zerbe: Die Landefähre landete mit sehr geringem Schub. Außerdem ist der Mondboden doch recht fest und nur die oberste Schicht aus lockerem
Staub. Es gibt Fotos, auf denen man sieht, dass auf dem Boden unter der Fähre der Staub weggeblasen wurde. Teilweise sieht man auch Muster, die unterhalb des Triebwerks strahlenförmig nach außen verlaufen.
War die Technik damals ausgereift genug für eine Landung auf dem Mond? Zerbe: An den unbemannten Landungen zweifelt niemand. Der Sprung zur bemannten Landung war damals nicht so groß wie heute. Die Technik der 60er-Jahre entsprach nicht unserem heutigen Sicherheitsdenken. Man hielt 90 Prozent Zuverlässigkeit für ausreichend. Die ersten Astronauten waren Test- oder Kampfpiloten.
Denen reichte das. Es ging ja auch vieles schief, beziehungsweise konnte nur durch ein Eingreifen des Menschen oder das Umplanen von Abläufen gerettet werden.
Angeblich geht die Mondlandung auf eine Verschwörung der US-Regierung zurück, die im Wettstreit mit der Sowjetunion einen Erfolg vorzeigen wollte. Die erfolgreiche Mission sei nur vorgespielt. Stimmt das?
Zerbe: Die USA musste damals davon ausgehen, dass die UdSSR ebenfalls bald bemannt auf dem Mond landet. Dann wäre eine Schummelei mit Studio ja schnell aufgeflogen. Und dass die Sowjetunion auch bei der Verschwörung mitmacht, ist eine ziemlich lächerliche Vorstellung. Anders herum: Eine Möglichkeit, die USA mit einer aufgedeckten Schummelei bloßzustellen, hätte man sich doch nicht entgehen lassen. Ein wichtiges Argument gegen die Verschwörungstheorien kommt meiner Ansicht nach immer etwas zu kurz: Die Fälschungen müssen auch alle Untersuchungsmethoden der Zukunft überstehen.
Das heißt?
Zerbe: Heute kann man Fotografien, Mondgesteine, Solarwindfolien von der Mondoberfläche oder Aufzeichnungen der Seismometer von Mondbeben mit Verfahren auswerten, von denen man vor 50 Jahren nichts wusste. Diese Untersuchungen werden von Laboren weltweit durchgeführt – nicht nur von der USA! Bis jetzt fielen dabei noch keine Unstimmigkeiten auf.