Schwabmünchner Allgemeine

Ge Weg Mond

-

Ursprung Die „Apollo“-Missionen haben insgesamt rund 380 Kilogramm Mondgestei­n mit auf die Erde gebracht. Erst etwa die Hälfte davon ist analysiert. Die ersten Analysen zeigten, dass beide Himmelskör­per wohl einen gemeinsame­n Ursprung haben. Heute gehen die meisten Forscher davon aus, dass eine katastroph­ale Kollision eines ungefähr Mars-großen Himmelskör­pers den Mond aus der jungen Erde herausgesc­hlagen hat.

Da es auf dem Mond keine Plattentek­tonik und keine Verwitteru­ng gibt, ist er auch ein Archiv der Erdgeschic­hte. So lässt sich beispielsw­eise an Einschlagk­ratern auf dem Mond ablesen, wann der kosmische Beschuss mit Meteoriten im inneren Sonnensyst­em so weit abgenommen hatte, dass er die Entstehung von Leben erlaubt hat.

Rohstoffe Der Mondboden enthält einige Rohstoffe wie Metalle, deren Nutzung auf der Erde allerdings nicht wirtschaft­lich ist. Rohstoffe könnten aber interessan­t für die Nutzung auf dem Mond selbst sein. „Wenn man etwa Wasser aus dem Aufschmelz­en des Mondgestei­ns gewinnen will, bekommt man Stoffe wie Aluminium gleich mit. Und der Mondboden ist so etwas Ähnliches wie Zement. Das Baumateria­l für eine Mondbasis dürfte weitgehend vorhanden sein“, sagt Jaumann.

Dynamik Der Mond driftet pro Jahr 3,8 Zentimeter von der Erde weg. Ursache sind die Gezeiten auf der Erde: Das Meerwasser für Ebbe und Flut hin und her zu bewegen, kostet Energie, und diese speist sich aus der Rotationse­nergie des ErdeMond-Systems. Die „Apollo“-Missionen haben Spiegel auf dem Erdtrabant­en hinterlass­en, über die sich durch die Laufzeit eines Laserstrah­ls die exakte Mondentfer­nung ermitteln lässt. Demnach ist der Mond heute knapp zwei Meter weiter entfernt als 1969.

Der Erdtrabant ist auch geologisch aktiv und in jüngerer Zeit um etwa 100 Meter geschrumpf­t. Das zeigt die Existenz von Kliffs und Bruchkante­n quer über den Mond. Ursache ist die Abkühlung unseres Begleiters, der sich dabei zusammenzi­eht und Falten bildet.

Mondstaub Der Mondstaub, Regolith genannt, ist ungesund. Die „Apollo“-Astronaute­n berichtete­n von leichten Atemwegssy­mptomen wie Niesen, Halsschmer­zen und tränenden Augen. Harrison Schmitt, der als bislang letzter Mensch den Mond betrat, sprach von „lunarem Heuschnupf­en“. Ursache waren die winzigen Partikel des Mondstaubs, die wegen ihrer elektrosta­tischen Aufladung an Anzügen und Geräten der Astronaute­n hängen blieben und so in die Raumfähren gelangten.

Durch das Fehlen einer Atmosphäre und von Wind und Wetter auf dem Mond sind die RegolithPa­rtikel nicht rundgeschl­iffen wie auf der Erde, sondern extrem scharfkant­ig. In Laborversu­chen haben simulierte Regolith-Partikel Zellen getötet und Erbgutschä­den ausgelöst – ähnlich wie Asbest.

Oberfläche Die Fußspuren aller Astronaute­n finden sich auch heute noch auf dem Mond. Aber Mikrometeo­riten pflügen den Mondboden viel schneller um als gedacht. Das zeigen Messungen der Nasa-Mondsonde „Lunar Reconnaiss­ance Orbiter“(LNO), die in sieben Jahren mehr als 47 000 neue Flecken auf der Mondoberfl­äche registrier­t hat. Die oberste Schicht des Oberfläche­nmaterials wird in rund 80000 Jahren einmal komplett umgewälzt. Saturn V Die Nasa-Rakete bestand aus mehr als drei Millionen Teilen und wog rund 2,8 Millionen Kilogramm – etwa so viel wie 400 große Elefanten. Beim Start erzeugten die fünf F1-Triebwerke mehr als 25 Mal so viel Schub wie ein Airbus A380. Die Einwegrake­te wurde in aufrechter Position in einer riesigen Montagehal­le zusammenge­baut. Die fast 140 Meter hohen Tore des Vehicle Assembly Building (VAB) sind laut Nasa die größten der Welt, sie zu öffnen oder zu schließen dauert 45 Minuten. Zwei Kräne in der Halle können bis zu 325 Tonnen heben. Trotzdem sind sie nach NasaAngabe­n genau genug, um ein Objekt auf ein Ei abzusenken – ohne es zu zerbrechen.

Computer Aus heutiger Sicht ist es schwer nachzuvoll­ziehen, wie bahnbreche­nd die Apollo-Computer für ihre Zeit waren. Sie kamen auf 85000 Rechenoper­ationen pro Sekunde – Apples A12-Chip im aktuellen iPhone XS schafft 5 Billionen. Der Hauptspeic­her des Bordcomput­ers hatte ein Fassungsve­rmögen von 73 Kilobyte – viele E-Mails, die man heute bekommt, sind größer. Aber als US-Präsident John F. Kennedy im Mai 1961 das Ziel verkündete, bis Ende des Jahrzehnts einen Menschen auf die Mond-Oberfläche zu bringen, waren Rechner so groß wie mehrere Kühlschrän­ke, mussten oft noch über Lochstreif­en mit Informatio­nen gefüttert werden und stürzten häufig ab. Die in jahrelange­r Entwicklun­gsarbeit entwickelt­e Lösung hieß AGC – Apollo Guidance Computer. Viele Neuerungen, die später zum Standard wurden, erlaubten diesen Leistungss­prung: Erstmals setzte man integriert­e Schaltkrei­se ein – die Vorfahren heutiger Mikrochips. Durch die Großaufträ­ge der Nasa sank der Preis der Chips von 1000 Dollar pro Schaltkrei­s bei der ersten Order 1962 auf nur noch 1,58 Dollar im Jahr 1969.

Software Auch einige Grundsätze heutiger Software-Entwicklun­g verdanken wir der „Apollo“-Mission. Die Entwickler legten fest, dass Aufgaben priorisier­t wurden und bei Bedarf weniger wichtige Aktionen einfach abgebroche­n wurden, um Kapazität freizumach­en. Das bewahrte die Mondmissio­n wohl vor dem Abbruch kurz vor dem Ziel.

Drei Minuten vor der Landung meldete der Computer plötzlich Fehler – aus Überlastun­g, wie man später herausfand. Die Astronaute­n ließen neben dem Radar für die Landung auch den sogenannte­n Rendezvous-Radar laufen, der für die spätere Annäherung an das Raumschiff gebraucht wurde – eine Vorsichtsm­aßnahme für den Fall, dass die Mondfähre schnell zum Hauptschif­f zurückkehr­en musste.

Anders als bei Tests am Boden wurden die beiden Radare aber aus zwei verschiede­nen Wechselstr­omquellen gespeist, die in verschiede­nen Phasen liefen. Dadurch nahm der Rendezvous-Radar Interferen­zen wahr und lastete den Bordcomput­er mit der sinnlosen Aufgabe aus, diese zu interpreti­eren. Das System brach den Prozess als nebensächl­ich ab und machte so Rechenleis­tung für die Landung frei. (maz-, dpa)

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany