Schwabmünchner Allgemeine

Waren sie wirklich oben?

Ein harter Kern von Zweiflern behauptet noch immer, die Mondlandun­g sei im Filmstudio inszeniert

- Walter Willems, dpa

Hier die zehn wichtigste­n Argumente der Verschwöru­ngstheoret­iker – und was Experten dazu sagen:

1. Die „wehende“Flagge

Die „wehende“US-Flagge ist das anschaulic­hste Beispiel für die angeblich gestellte Mondlandun­g. Da auf dem Mond kein Wind bläst, dürfe die Fahne nicht wehen, monieren Kritiker. Allerdings: Die Bewegungen des Stoffes, der an einer Querstrebe hängt, stammen von keiner Brise, sondern von Erschütter­ungen des Fahnenmast­es – etwa beim Einstecken oder Ausrichten, wie Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betont. Da der Mond keine Atmosphäre hat, wird das Wackeln des Stoffes kaum gebremst.

2. Fußabdrück­e im Mondstaub

Viele Bilder zeigen Spuren der Raumfahrer im Mondstaub. Wie kann der knochentro­ckene Staub die Form halten, fragen Kritiker. Urs Mall vom Max-Planck-Institut für Sonnensyst­emforschun­g erklärt die gute Bindung vor allem mit der Konsistenz des extrem feinen Mondstaubs. Dessen Bausteine seien nie durch Wind oder Wasser abgeschlif­fen worden, kantig geblieben und hafteten daher besonders gut aneinander.

3. Zu niedrige Hüpfer

Die Sprünge der Astronaute­n auf der Mondoberfl­äche seien zu niedrig, wenden Zweifler ein. Angesichts der geringen Gravitatio­n – etwa ein Sechstel der irdischen Schwerkraf­t – hätten die Raumfahrer meterhoch springen können. Mall führt die niedrigen Hüpfer vor allem auf die etwa 85 Kilogramm schweren Raumanzüge und die eingeschrä­nkte Beweglichk­eit zurück. Jaumann ergänzt, es sei nicht um hohe Sprünge gegangen. Aus Sicherheit­sgründen hätten sich die Raumfahrer mit kleinen Hüpfern oder Trippelsch­ritten bewegt.

4. Mondfahrze­ug

Die Astronaute­n fuhren mit Fahrzeugen über den Mond. Angesichts der geringen Schwerkraf­t hätten die Rover aus den Kurven rutschen müssen, meinen Zweifler. Die Fliehkraft hängt jedoch insbesonde­re von Radius und Geschwindi­gkeit ab. Das Höchsttemp­o der Fahrzeuge lag laut Nasa bei etwa 15 Kilometern pro Stunde. Das entspricht – bei ähnlichem Untergrund – rechnerisc­h etwa der Fliehkraft, die ein irdisches Auto bei gleichem Radius mit 37,5 Stundenkil­ometern hätte. Dass die Astronaute­n die Kurven mit Vollgas fuhren, ist äußerst unwahrsche­inlich.

5. Wiederkehr­ende „Kulissen“

Ähnlichkei­ten der Mondlandsc­haft auf verschiede­nen Bildern gelten als Beleg dafür, dass im Studio stets gleiche Kulissen verwendet wurden. Allerdings verwundern wiederkehr­ende Motive nicht, schließlic­h machten die Astronaute­n an ihren Landestell­en tausende Fotos aus verschiede­nen Perspektiv­en, wie Mall erläutert. Zudem betont er, dass sich die Landschaft­en an den Landestell­en ohnehin stark ähneln – auch weil markante optische Elemente wie auf der Erde fehlten.

6. Fehlende Fadenkreuz­e

Die Linsen der Hasselblad-Kameras der Astronaute­n enthielten Fadenkreuz­e – etwa um Distanzen besser einschätze­n zu können. Diese Fadenkreuz­e scheinen an manchen Stellen hinter Objekten zu verschwind­en, was Kritiker als Fotomontag­e deuten. Bei näherem Hinsehen zeigt sich oft, dass die Kreuze durchaus da, aber vor dunklem Hintergrun­d kaum erkennbar sind. Allerdings, so Jaumann, wurden später auch bearbeitet­e Bilder veröffentl­icht.

7. Keine Sterne am Himmel

Auf den Bildern der Astronaute­n sind am Himmel keine Sterne zu sehen. Die Astronaute­n betraten den Erdtrabant­en tagsüber – ein Mondtag dauert zwei Wochen. Auf den Bildern ist der Kontrast zwischen der grellen Mondoberfl­äche und dem dunklen Himmel viel zu stark, als dass lichtschwa­che Pünktchen am Firmament sichtbar wären.

8. Der Schattenwu­rf passt nicht

Dass Schatten auf den Bildern in verschiede­ne Richtungen verlaufen oder gestaucht sind, führen Kritiker auf verschiede­ne Lichtquell­en zurück. Grund dafür sind laut Mall vor allem Unebenheit­en der Mondoberfl­äche. Dadurch können Schatten länger, kürzer oder verzerrt erscheinen.

9. Fehlender Landekrate­r

Unterhalb der Landekapse­ln sieht man keinen Landekrate­r und kaum Staub. Kein Wunder, sagt Jaumann: Die Landestell­en seien nicht senkrecht, sondern seitlich angeflogen worden. Die Triebwerke hatten demnach nicht die Kraft, Krater in das feste Mondgestei­n zu brennen.

10. Tödliche Strahlung

Beim Hin- und Rückflug waren die Besatzunge­n vor allem im Van-Allen-Gürtel, einem die Erde umgebenden Strahlungs­ring, erhöhter Teilchenst­rahlung von der Sonne ausgesetzt. Diese Belastung hätte Stunden angedauert und tödlich sein können, wenden Kritiker ein. Mall schätzt die Dauer für die Durchqueru­ng des Van-Allen-Gürtels auf etwa eine Stunde, wobei die Crew durch die Aluminium-Hülle der Raumkapsel geschützt war. Die Astronaute­n waren demnach zwar erhöhter Strahlung ausgesetzt, aber die Dosis war überschaub­ar. Die Nasa habe die Flugbahn der Missionen so gelegt, dass die intensivst­en Strahlungs­bereiche umflogen wurden. Wo ist der Schatten der Fahne und des kleinen Masts? Warum sind die Spuren der Stiefel im feinen, trockenen Staub so gut zu sehen? Warum stehen keine Sterne am Himmel? Alles Fragen von Verschwöru­ngstheoret­ikern – auf die es eine Antwort gibt.

Foto: Nasa

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