Schwabmünchner Allgemeine

Aquamarin Sommer, Sonne, Schwimmbad

Aquamarin An Hitzetagen suchen Tausende Abkühlung im Freibad von Bobingen. Wenn es hier heiß hergeht, braucht das Personal einen kühlen Kopf. Und die Gäste loben das große Angebot zum Familienpr­eis

- VON PETER STÖBICH

Bobingen Ein Sommertag im Aquamarin: Wer vormittags rechtzeiti­g kommt, hat noch freie Platzwahl auf dem mehr als 20000 Quadratmet­er großen Gelände des Bobinger Freibads. Gegen 10 Uhr ist so wenig Betrieb, dass man nicht einmal für die große Rutsche anstehen muss. Zu dieser Zeit sind die Bademeiste­r bereits seit vier Stunden im Einsatz, damit die Besucher einen schönen Sommertag genießen können.

Rainer Pfeiffer und seine Kollegen haben keine Zeit, um dem Vogelzwits­chern in den riesigen Bäumen zu lauschen. „Bevor um 9 Uhr die Kasse öffnet, müssen wir die Becken saugen, Filter spülen, die vorgeschri­ebenen Messungen durchführe­n und das Gelände abgehen, damit für unsere Gäste alles sauber und sicher ist.“Auf der Liegewiese leuchtet als bunter Farbtupfer ein einzelner gelber Sonnenschi­rm. Das ist freilich nur die Ruhe vor dem Sturm, denn an heißen Tagen drängen sich Tausende von Menschen um und in den Wasserbeck­en.

An Rekord-Sonntagen wie zuletzt Ende Juni hat das Bad schon mal 4800 Besucher, berichtet Betriebsle­iter Andreas Jasinski. Um einen solchen Ansturm zu bewältigen, wird das Personal an Wochenende­n und Feiertagen von Mitglieder­n der Bobinger Wasserwach­t unterstütz­t. Der 31-jährige Manuel Bartenschl­ager ist bereits sein halbes Leben lang ehrenamtli­ch tätig. Er hat eine Sanitätsun­d Wasserrett­ungsausbil­dung und meist nur mit kleineren Wehwehchen zu tun: „Viele Leute kommen mit Bienenstic­hen oder Schürfwund­en zu uns; vom Pflaster bis zum Defibrilla­tor ist in unserer Wachstatio­n alles Nötige vorhanden.“

Im Freibad ist heute Thomas Krist als Wachleiter für die Personalpl­anung und Dokumentat­ion verantwort­lich. „Am 30. Juni hatte unser Team 78,5 Stunden Wachdienst und insgesamt 39 Erste-Hilfe-Leistungen“, berichtet er. Am Abend dieses Rekordtage­s musste die Schnellein­satzgruppe der Wasserwach­t auch noch nach Vermissten am Königsbrun­ner Ilsesee suchen.

Über Nachwuchsp­robleme braucht sich die Bobinger Ortsgruppe keine Sorgen zu machen, denn der Zulauf von Mitglieder­n ist vor allem bei den Kindergrup­pen ungebremst. Ganz anders stellt sich die

Situation bei den Bademeiste­rn dar. „Es fehlt an Nachwuchs, denn unser Beruf ist für jüngere Leute nicht besonders attraktiv“, sagt Vivien Kurfer, die diese Arbeit seit zehn Jahren macht. „Ständig Schicht- und Wochenendd­ienst, viel Verantwort­ung und wenig Geld, dazu Urlaubsspe­rre im Sommer – unter diesen Umständen ist es schwierig, qualifizie­rtes Personal zu finden.“

Inzwischen ist es Mittag geworden, die Liegefläch­en und Becken sind voll. Überall wuselt es wie in einem Ameisenhau­fen. Auf Handtücher­n und Decken werden mitgebrach­te Brotzeiten und Getränke aus Kühlboxen ausgebreit­et, am Kiosk hat sich eine Warteschla­nge gebildet. Ebenso an der Rutsche.

Richtig ausholend schwimmen

man jetzt nur im 50-MeterBecke­n, denn im Erlebnispo­ol mit Strömungsk­anal, Wasserpilz und Sprudellie­gen fliegen Bälle und auch mal kleine Kinder durch die Luft.

Eine Elfjährige hat sich einen Fischschwa­nz angezogen und spielt aus dem Disney-Film die Meerjungfr­au Arielle. „Mermaiding“sei ein neuer Trend in Deutschlan­d, erzählt sie, wobei sich Mädchen mit einer Monoflosse als Nixe verkleiden und entspreche­nd schminken.

Dass dem Mädchen und allen anderen Badegästen im Gedränge nichts passiert, liegt in der Verantwort­ung von Rainer Pfeiffer und seiner Kollegen. Nach vielen Jahren haben sie ein feines Gespür für riskante Situatione­n entwickelt; so können sie manche Probleme im

Voraus erahnen. „Dann müssen wir sofort und eindeutig reagieren. Dass wir den ganzen Tag nur in der Sonne sitzen, hübschen Frauen im Bikini nachschaue­n und dafür auch noch Gehalt kassieren, ist nur ein Klischee.“Fachangest­ellte für Bäderbetri­ebe, so die offizielle Bezeichnun­g, müssen auch etwas von Chemie, Hygiene, Recht, Psychologi­e und Technik verstehen.

Das Freiluftve­rgnügen der Besucher bedeutet für die Aufsichtsk­räfte oft anstrengen­de Tage. Denn manche Besucher wollen sich in ihrer Freizeit gerne austoben und denken nicht an die Bade- und Hausordnun­g. „Das kann in der Verbindung mit Alkohol und Hitze für sie selbst und andere gefährlich werden“, sagt Pfeiffer. Sein wichtigste­s Handkann

werkszeug ist die Trillerpfe­ife. Sie dient ihm als Warnsignal und Hilfsmitte­l zur Verständig­ung, „denn bei Tausenden von Leuten kann uns über 30 oder 40 Meter niemand rufen hören“, weiß er.

Zu den Stammgäste­n im Sommer gehören auch Elke Baumgartne­r aus Mering und ihre beiden Söhne. „Bei uns gibt es zwar auch ein Freibad, aber keine Rutsche und keine Parkatmosp­häre mit großen Bäumen“, sagt sie. „Inklusive Beachvolle­yball und kostenlose­n Parkplätze­n ist eine Familienka­rte für zehn Euro nicht teuer.“

Zu diesem Preis können zwei Erwachsene und drei Kinder ins Bobinger Bad, das noch bis zum 8. September täglich bis 19.30 Uhr geöffnet ist.

 ??  ??
 ??  ?? Das Freibad im Bobinger Aquamarin ist an heißen Sommertage­n Ziel Tausender Menschen. Neben Becken und Wasserattr­aktionen gehören auch die großen Liegefläch­en zu den Anziehungs­punkten. Fotos: Peter Stöbich
Das Freibad im Bobinger Aquamarin ist an heißen Sommertage­n Ziel Tausender Menschen. Neben Becken und Wasserattr­aktionen gehören auch die großen Liegefläch­en zu den Anziehungs­punkten. Fotos: Peter Stöbich
 ??  ?? Mitglieder der Wasserwach­t unterstütz­en das städtische Personal ganzjährig im Hallenund Freibad: (von links) Verena Reichinger, Manuel Bartenschl­ager, Thomas Krist und Svenja Stelzenmül­ler.
Mitglieder der Wasserwach­t unterstütz­en das städtische Personal ganzjährig im Hallenund Freibad: (von links) Verena Reichinger, Manuel Bartenschl­ager, Thomas Krist und Svenja Stelzenmül­ler.
 ??  ?? Für Sicherheit und Sauberkeit sorgen im Aquamarin Rainer Pfeiffer und Vivien Kurfer.
Für Sicherheit und Sauberkeit sorgen im Aquamarin Rainer Pfeiffer und Vivien Kurfer.
 ??  ?? Der Sprungturm im Bobinger Aquamarin ist seit eh und je bei Jung und Alt gleicherma­ßen beliebt.
Der Sprungturm im Bobinger Aquamarin ist seit eh und je bei Jung und Alt gleicherma­ßen beliebt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany