Aquamarin Sommer, Sonne, Schwimmbad
Aquamarin An Hitzetagen suchen Tausende Abkühlung im Freibad von Bobingen. Wenn es hier heiß hergeht, braucht das Personal einen kühlen Kopf. Und die Gäste loben das große Angebot zum Familienpreis
Bobingen Ein Sommertag im Aquamarin: Wer vormittags rechtzeitig kommt, hat noch freie Platzwahl auf dem mehr als 20000 Quadratmeter großen Gelände des Bobinger Freibads. Gegen 10 Uhr ist so wenig Betrieb, dass man nicht einmal für die große Rutsche anstehen muss. Zu dieser Zeit sind die Bademeister bereits seit vier Stunden im Einsatz, damit die Besucher einen schönen Sommertag genießen können.
Rainer Pfeiffer und seine Kollegen haben keine Zeit, um dem Vogelzwitschern in den riesigen Bäumen zu lauschen. „Bevor um 9 Uhr die Kasse öffnet, müssen wir die Becken saugen, Filter spülen, die vorgeschriebenen Messungen durchführen und das Gelände abgehen, damit für unsere Gäste alles sauber und sicher ist.“Auf der Liegewiese leuchtet als bunter Farbtupfer ein einzelner gelber Sonnenschirm. Das ist freilich nur die Ruhe vor dem Sturm, denn an heißen Tagen drängen sich Tausende von Menschen um und in den Wasserbecken.
An Rekord-Sonntagen wie zuletzt Ende Juni hat das Bad schon mal 4800 Besucher, berichtet Betriebsleiter Andreas Jasinski. Um einen solchen Ansturm zu bewältigen, wird das Personal an Wochenenden und Feiertagen von Mitgliedern der Bobinger Wasserwacht unterstützt. Der 31-jährige Manuel Bartenschlager ist bereits sein halbes Leben lang ehrenamtlich tätig. Er hat eine Sanitätsund Wasserrettungsausbildung und meist nur mit kleineren Wehwehchen zu tun: „Viele Leute kommen mit Bienenstichen oder Schürfwunden zu uns; vom Pflaster bis zum Defibrillator ist in unserer Wachstation alles Nötige vorhanden.“
Im Freibad ist heute Thomas Krist als Wachleiter für die Personalplanung und Dokumentation verantwortlich. „Am 30. Juni hatte unser Team 78,5 Stunden Wachdienst und insgesamt 39 Erste-Hilfe-Leistungen“, berichtet er. Am Abend dieses Rekordtages musste die Schnelleinsatzgruppe der Wasserwacht auch noch nach Vermissten am Königsbrunner Ilsesee suchen.
Über Nachwuchsprobleme braucht sich die Bobinger Ortsgruppe keine Sorgen zu machen, denn der Zulauf von Mitgliedern ist vor allem bei den Kindergruppen ungebremst. Ganz anders stellt sich die
Situation bei den Bademeistern dar. „Es fehlt an Nachwuchs, denn unser Beruf ist für jüngere Leute nicht besonders attraktiv“, sagt Vivien Kurfer, die diese Arbeit seit zehn Jahren macht. „Ständig Schicht- und Wochenenddienst, viel Verantwortung und wenig Geld, dazu Urlaubssperre im Sommer – unter diesen Umständen ist es schwierig, qualifiziertes Personal zu finden.“
Inzwischen ist es Mittag geworden, die Liegeflächen und Becken sind voll. Überall wuselt es wie in einem Ameisenhaufen. Auf Handtüchern und Decken werden mitgebrachte Brotzeiten und Getränke aus Kühlboxen ausgebreitet, am Kiosk hat sich eine Warteschlange gebildet. Ebenso an der Rutsche.
Richtig ausholend schwimmen
man jetzt nur im 50-MeterBecken, denn im Erlebnispool mit Strömungskanal, Wasserpilz und Sprudelliegen fliegen Bälle und auch mal kleine Kinder durch die Luft.
Eine Elfjährige hat sich einen Fischschwanz angezogen und spielt aus dem Disney-Film die Meerjungfrau Arielle. „Mermaiding“sei ein neuer Trend in Deutschland, erzählt sie, wobei sich Mädchen mit einer Monoflosse als Nixe verkleiden und entsprechend schminken.
Dass dem Mädchen und allen anderen Badegästen im Gedränge nichts passiert, liegt in der Verantwortung von Rainer Pfeiffer und seiner Kollegen. Nach vielen Jahren haben sie ein feines Gespür für riskante Situationen entwickelt; so können sie manche Probleme im
Voraus erahnen. „Dann müssen wir sofort und eindeutig reagieren. Dass wir den ganzen Tag nur in der Sonne sitzen, hübschen Frauen im Bikini nachschauen und dafür auch noch Gehalt kassieren, ist nur ein Klischee.“Fachangestellte für Bäderbetriebe, so die offizielle Bezeichnung, müssen auch etwas von Chemie, Hygiene, Recht, Psychologie und Technik verstehen.
Das Freiluftvergnügen der Besucher bedeutet für die Aufsichtskräfte oft anstrengende Tage. Denn manche Besucher wollen sich in ihrer Freizeit gerne austoben und denken nicht an die Bade- und Hausordnung. „Das kann in der Verbindung mit Alkohol und Hitze für sie selbst und andere gefährlich werden“, sagt Pfeiffer. Sein wichtigstes Handkann
werkszeug ist die Trillerpfeife. Sie dient ihm als Warnsignal und Hilfsmittel zur Verständigung, „denn bei Tausenden von Leuten kann uns über 30 oder 40 Meter niemand rufen hören“, weiß er.
Zu den Stammgästen im Sommer gehören auch Elke Baumgartner aus Mering und ihre beiden Söhne. „Bei uns gibt es zwar auch ein Freibad, aber keine Rutsche und keine Parkatmosphäre mit großen Bäumen“, sagt sie. „Inklusive Beachvolleyball und kostenlosen Parkplätzen ist eine Familienkarte für zehn Euro nicht teuer.“
Zu diesem Preis können zwei Erwachsene und drei Kinder ins Bobinger Bad, das noch bis zum 8. September täglich bis 19.30 Uhr geöffnet ist.