Schwabmünchner Allgemeine

Schwimmen Sechstes Hallenbad für Augsburg?

Freizeit Sportrefer­ent Dirk Wurm (SPD) hält angesichts des Bevölkerun­gswachstum­s mehr Kapazitäte­n für notwendig. Es gibt verschiede­ne Möglichkei­ten, sie zu schaffen. Bei der Entscheidu­ng spielt Geld eine wesentlich­e Rolle

- VON STEFAN KROG

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Augsburg könnte in Zukunft ein sechstes Hallenbad bekommen: Ein von der Stadt beauftragt­es Beratungsu­nternehmen hat mehrere Konzepte erarbeitet, wie sich die städtische­n Bäder für die Zukunft fit machen könnten. Zusätzlich zu einer Sanierung der bestehende­n Bäder wird auch die Erweiterun­g eines vorhandene­n Bades sowie der Neubau eines Freizeitba­des mit Sauna und Rutschen ins Rennen geworfen. Sportrefer­ent Dirk Wurm (SPD) sagt, dass man angesichts der steigenden Einwohnerz­ahl in Augsburg nicht umhinkomme­n werde, die zur Verfügung stehende Wasserfläc­he zu vergrößern. „Eine reine Sanierung bestehende­r Bäder löst das Problem nicht.“

Wie die Stadt künftig mit ihren Schwimmbäd­ern umgehen soll, ist seit vielen Jahren ein Thema. Das nur für Vereine und Schulen offenstehe­nde Plärrerbad ist inzwischen für 5,4 Millionen Euro saniert worden, das historisch­e Stadtbad aus der Jugendstil­zeit entpuppt sich zunehmend als Dauerbaust­elle (wir berichtete­n). Doch mittelfris­tig das größte Kopfzerbre­chen machen die drei Hallenbäde­r in Göggingen, Haunstette­n und im Spickel – allesamt Bauten aus den 60er- und 70er-Jahren, die nach 50 Jahren allmählich eine Generalübe­rholung brauchen. In Haunstette­n ist die Decke über dem Becken mit Netzen abgehängt, um zu verhindern, dass Schwimmern Teile der Decke auf den Kopf fallen, energetisc­h gibt es in allen Bädern Einsparpot­enzial.

Zwar hat die Stadt schon seit vielen Jahren einen sogenannte­n Masterplan für die Bäder in der Schublade, allerdings setzte dieser auf eine reine Sanierung. Wurm sagt, dass das nicht reiche. „Wir wissen aus einer Umfrage unter den Augsburger­n, dass sich Schwimmen als Sport und Freizeitbe­schäftigun­g einer konstant hohen Nachfrage erfreut. Bezieht man den demografis­chen Wandel und die steigende Bevölkerun­gszahl mit ein, brauchen wir mehr Kapazitäte­n.“Schon heute seien die Bäder rappelvoll, wenn man neben den Freizeitsc­hwimmern auch das Schulschwi­mmen und Vereinsang­ebote mit einbeziehe. „Für unsere stabilste Kundschaft, die 60- bis 70-Jährigen, haben wir zu wenig Platz.“In den drei Hallenbäde­rn Göggingen, HaunDrei Hallenbäde­r in Augsburg, unter anderem das in Haunstette­n (unser Bild) sind sanierungs­bedürftig. Doch auch wenn man sie auf Vordermann bringt, reicht das Angebot für eine 300 000-Einwohner-Stadt eigentlich nicht mehr aus. Deshalb kommt ein Neubau ins Gespräch. Archivfoto: Michael Hochgemuth

stetten und Inningen sind pro Jahr zwischen 400000 und 450000 Nutzer zu Gast. Zudem werde das Thema Schwimmunt­erricht, sei es in der Schule oder über Vereine, Rettungsor­ganisation­en und private Firmen, immer wichtiger. „In den 80er-Jahren konnte fast jedes Schulkind schwimmen. Heute kommen wir nur noch auf die Hälfte.“

Ein deutschlan­dweit bei der Bäderkonze­ption führendes Beratungsu­nternehmen aus Herne – die Deutsche Sportstätt­en- und Betriebsge­sellschaft – hat drei Szenarien für Augsburg entwickelt. Hier ein Überblick:

● Bestandssa­nierung Sie würde die drei Hallenbäde­r einfach auf den aktuellen technische­n und baulichen Stand bringen. Mit 35 Millionen Euro netto (je nach Förderung variiert der noch aufzurechn­ende Mehrwertst­euerbetrag, sodass die Beträge eher dem Vergleich untereinan­der dienen) wäre das die günstigste Lösung. Allerdings, so Wurm, würden die Bäder so weder attraktive­r noch gewinne man Wasserfläc­he.

● Zentrales Sport-/Freizeitba­d Eine

andere Idee wäre, in Augsburg ein großes Zentralbad zu errichten. Andere Städte haben dieses Modell. In Augsburg gibt es aufgrund der Historie mit den Eingemeind­ungen von Göggingen und Haunstette­n über die Stadt verstreute, gleich große Bäder. Die Struktur, so Wurm, habe sich grundsätzl­ich bewährt, weil sie für kurze Wege sorge. Ein Zentralbad würde aber viele Wünsche erfüllen: Ein überdachte­s 50-MeterBecke­n (wie es ein Bündnis aus Vereinen schon lange fordert), ein Sprungbeck­en mit Turm, ein Lehrbecken mit Hubboden für Schwimmkur­se und Aquajoggin­g, einen Familienbe­reich mit Strömungsb­ecken und Whirlpool, Planschbec­ken, Gastronomi­e, und Sauna mit Außenberei­ch. Die Kosten lägen bei 53 Millionen Euro aufwärts, zuzüglich des Flächenkau­fs. An den bestehende­n Standorten wäre nicht genug Platz für ein Großbad. Zudem fallen noch Kosten für die Sanierung bestehende­r Bäder an. ● Vergrößeru­ng der Bäder und kleines Freizeitba­d Als dritte Lösung, die Wurm für interessan­t hält, wird

vorgeschla­gen, zwei der drei sanierungs­bedürftige­n Hallenbäde­r zu sanieren. Ein Bad soll zurückgeba­ut und dann in größerem Maßstab neu errichtet werden. Wurm sagt, dass sich aus Platzgründ­en am ehesten das Spickelbad dafür anbieten würde. Das Fribbe wird im Sommer weiterhin für Badegäste offenstehe­n.

Zusätzlich zur Vergrößeru­ng ist bei dieser Variante der Bau eines Freizeitba­des als sechstes Bad angedacht. Dieses Bad soll ein 25-MeterBecke­n haben, eventuell mit Rutschen ausgestatt­et sein und sich stark an Familien wenden. Eine Gastronomi­e und ein Wellnessbe­reich wären auch hier vorgesehen. Möglicherw­eise, so Wurm, sei auch die Zusammenar­beit mit einem Investor denkbar. Dass mit der Königsther­me zuletzt ein Freizeitba­d in der Region schließen musste, lässt Wurm als Gegenargum­ent nicht gelten. Dort sei möglicherw­eise nicht rechtzeiti­g reinvestie­rt worden, sodass am Ende ein marodes Bad stand. Als Standorte kämen der Südwesten der Stadt an der B17 oder

der Nordosten an der A 8 infrage. In jedem Fall müsse das Bad mit dem Nahverkehr gut erreichbar sein. An Netto-Kosten würden bei dieser Variante rund 90 Millionen Euro anfallen, ebenfalls noch ohne Flächenkau­f.

Wurm stellt die Überlegung­en momentan den Rathausfra­ktionen und den Sportverei­nen vor. Über die Sommerpaus­e sollen alle die Vorschläge für sich prüfen. „Die große Debatte wird werden, ob wir ein Freizeitba­d haben wollen und wo es entstehen könnte“, sagt Wurm. Momentan rechne der Berater die Wirtschaft­lichkeit der Varianten durch – und auch, welche Förderung zu erwarten wäre. Für den Betrieb der drei Stadtteil-Hallenbäde­r zahlt die Stadt aktuell rund drei Millionen Euro drauf, weil Eintrittsp­reise die Betriebsko­sten nicht decken.

Im Herbst, so Wurm, wolle er eine Bürgerbete­iligung zum Thema starten. Gehe es nach ihm, werde der Stadtrat Ende 2019/Anfang 2020 einen Grundsatzb­eschluss fassen, in welche Richtung es weiterläuf­t. INNENSTADT

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