„Ich träume nicht, ich arbeite“
Bundesliga Im Trainingslager spricht FCA-Coach Schmidt über die Torhüterposition, die Verletzten und den wechselwilligen Hinteregger
Derzeit befindet sich der FußballBundesligist FC Augsburg im Trainingslager in Bad Häring (Tirol). Dort sprach FCA-Trainer Martin Schmidt über…
● Teambuildingmaßnahmen Der Coach erzählt, warum er den gewaltigen Unterschied zwischen der Teambuildingmaßnahme in den Schweizer Bergen mit Übernachtungen in einer einfachen Berghütte und dem Trainingslager in einem 4-Sterne-Hotel mit allem Komfort bewusst gesucht hat.
Schmidt: „Das ist Absicht. Man muss mal aus der Komfortzone raus und wieder so etwas erleben: kein Wasser, ein Plumpsklo als Toilette, mit 24 Leuten in einem kleinen Räumchen schlafen. Dann schätzt man so ein Trainingslager wie hier wieder, bekommt richtig Lust, in so einer Umgebung zu arbeiten. Das ist nicht nur bei Fußballern so. Wenn man die Sachen einfacher hält, kann man sich an etwas Schönem wieder freuen. Deshalb ist es wichtig, dass man solche Gegensätze erlebt und miterlebt.“
● Verletzte und warum Felix Götze (Hüft-OP), Sergio Cordova (Reha nach Schambeinentzündung), Jeffrey Gouweleeuw (Reha nach Adduktorenproblemen), Jan Moravek (Haarriss im großen Zeh) und Rani Khedira (Entzündung der Patellasehne) nicht mit ins Trainingslager gereist sind.
Schmidt „Ins Trainingslager kommen bei mir nur Spieler mit, die auf dem Platz mit und ohne Ball trainieren können. Die anderen lassen wir lieber in einem professionellen Umfeld und weiter mit einem gezielten
Rehaplan arbeiten. Bei Rani kann es sogar sein, dass er noch nachkommt, wenn er so belastbar ist.“
● Martin Hinteregger Schmidt: „Es nervt nicht, aber ich möchte nicht dauernd über ihn reden. Ich bin sein Trainer, er ist mein Spieler. Ich trainiere ihn und ich mache ihn bereit für das erste Spiel gegen Verl. Alles andere entscheiden andere.“
● Hintereggers Fehlen in den Bergen Schmidt: „Wenn einer ein Rippenproblem hat, dann braucht man mit ihm nicht mit der Luftseilbahn auf 2200 Meter hochfahren. Jeff war auch nicht mit dabei. Aber das ist jetzt nicht tragisch. Wir haben ja noch vier Wochen Vorbereitung.“
● Spekulationen
Schmidt: „Wir lesen nicht immer alles, was ihr schreibt. Und manchmal frage ich mich, ob ihr das alles auch glaubt, was ihr da schreibt. Außerdem ist es ein Kompliment an den FCA, wenn so viele Spieler auf dem Markt begehrt sind. Das sehe ich auch als Kompliment an die Spieler. Komplimente tun gut, aber die Spieler wissen auch, dass die tägliche Arbeit das Entscheidende ist, um weiterzukommen in der Karriere. Deshalb liegt ihr Fokus auch auf dem nächsten Training am nächsten Morgen.“
● Neue Nummer 1
Schmidt: „Wir haben hier drei sehr gute Torhüter. Ich träume nicht, ich arbeite mit den Spielern, die da sind. Es gibt kein einziges Team in der Bundesliga, das jetzt komplett ist. Vielleicht kommt etwas mehr Ruhe rein, wenn Ende Juli die Engländer die Türen zumachen. Bis dahin wird noch einiges gehen. Wenn die dann eingekauft haben, dann sind die anderen Vereine am Zug.“
● Transferperiode
Schmidt: „Ich meine, das Transferfenster sollte von Saisonschluss bis Ende Juli geöffnet sein. Warum darf man nicht ab dem Champions-League-Finale Ende Mai reden und verhandeln. Ich sage immer, es gibt eine Zeit zum Reden und eine zum Fußballspielen. Aber wenn man Fußball spielt, dann sollte man nicht mehr über Wechsel diskutieren. So geht die Verhandlungszeit in die Fußballzeit hinein. Aber damit müssen wir umgehen. Es gibt kein Team, das da verschont ist. Ob die Besten der Besten oder ein Siebtligist – alle haben Angst, dass ihnen noch ein Spieler weggeholt wird.“
Robert Götz