Was will Königsbrunn in Indien?
Zusammenarbeit Stadtrat Norbert Schwalber erklärt die Hintergründe der Schulpartnerschaft und ihre Auswirkungen
Königsbrunn Seit zehn Jahren pflegt das Gymnasium Königsbrunn eine Schulpartnerschaft mit der DePaul International Residential School (DPIRS) in Mysore im südwestindischen Bundesstaat Karnataka. Viermal sind bereits Gruppen hin und her gereist, 160 Schüler haben eine andere Kultur, ein anderes Schulsystem kennengelernt. Weil auch die Stadt Königsbrunn das Projekt finanziell unterstützt, präsentierte Projektleiter Norbert Schwalber seinen Stadtratskollegen jetzt eine Zwischenbilanz. Die eröffnete er mit einer rhetorisch pointierten Frage, die aber nicht von der Hand zu weisen ist: „Was will das kleine Königsbrunn überhaupt in Indien?“
Zuvor hatte Schwalber die Größenverhältnisse der Partner skizziert. Da sind zum einen der Freistaat Bayern und der indische Bundesstaat Karnataka, die 2007 eine Partnerschaft geschlossen haben, in deren Rahmen sie auch Kontakte zwischen Schulen fördern. Karnataka ist rund drei Mal so groß wie Bayern, hat aber mit 67 Millionen fünfmal so viele Einwohner. In der Hauptstadt Bangalore leben rund neun Millionen Menschen, in der Stadt Mysore (Mysuru), in der die von einem katholischen Orden betriebene DePaul-Schule liegt, immerhin noch 900 000 und im Distrikt Mysore rund 2,6 Millionen. Demgegenüber nehmen sich die Stadt Augsburg mit 300 000 und der Landkreis mit 250000 Bewohnern recht bescheiden aus, von Königsbrunn mit 28000 ganz zu schweigen. Und dennoch gilt die 2009 vereinbarte Schulpartnerschaft zwischen dem Gymnasium und DePaul laut Schwalber als „ein Musterbeispiel für gute langfristige Schulpartnerschaften“.
Das hat mehrere Gründe. Zum einen richten sich die Besuche der Schüler, bislang im Zwei-JahresRhythmus, seit 2015 am Arbeitsthema „Vorausschauender Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen“aus. Daran ist das Programm während der acht- bis zehntägigen Aufenthalte auf beiden Seiten orientiert, die aufseiten des Gymnasiums von Studiendirektor Volker Täufer und Oberstudienrätin Marietta Weber geleitet werden. Wie Schwalber betonte, wurden dafür im Raum Augsburg/Südbayern Kontakte geknüpft, die die Universitäten Augsburg und München mit der Forschungsstation Schneefernerhaus, das Deutsche Zentrum für Luftund Raumfahrt sowie die UmweltPlattform Kumas umfassen. Die indische Seite nutze Kontakte zum Software-Giganten Infosys, der in Mysore einen Firmencampus betreibt, sagte Schwalber.
Er skizzierte auch die finanzielle Seite der Schulkontakte: Die Beiträge der deutschen Teilnehmer liegen bei 500 Euro, also bei einem Betrag, der mittlerweile auch für eine Abiturfahrt angesetzt wird. Die Stadt Königsbrunn gab zuletzt 4100 Euro dazu, mit 5700 Euro steuerte die Staatskanzlei zuletzt fast ein Viertel des Budgets bei.
Die Partnerschaft wirke heute über die Schulen hinaus. So gibt es Angebote für ein kostenfreies Auslandssemester an den DePaul-Colleges in Indien und den USA sowie für die Loyola University of Excellence in Chennay (Tamil Nadu, Südostindien) und deren Schwesteruniversitäten. Auf indischer Seite gibt es Interesse für regelmäßige Kontakte zwischen dem Distrikt Mysore und der Metropolregion Augsburg. In diesem Zusammenhang plant die IHK Schwaben in Kooperation mit dem indischen Generalkonsulat in München eine Infoveranstaltung. Geplant ist auch die Entsendung von Fachdelegationen für Kontakte in das Umweltcluster Region Augsburg. Dabei sei Königsbrunn „ein hoch geschätzter Anlauf- und Informationspunkt“.