Schwabmünchner Allgemeine

Rekordverd­ächtige Hitze trifft auf Reiseverke­hr

Wetter Extreme Temperatur­en bringen nicht nur die Deutsche Bahn an ihre Grenzen

- VON ANIKA ZIDAR UND SIMON KAMINSKI

Augsburg Bereits zum zweiten Mal in diesem Sommer ächzt Deutschlan­d unter einer Phase extremer Temperatur­en. TV-Meteorolog­en geraten ins Schwitzen, wenn sie darüber spekuliere­n, ob, wann und wo der Hitzerekor­d von 40,3 Grad im Jahr 2015 im unterfränk­ischen Kitzingen fällt. Mit 40,2 Grad kam Saarbrücke­n gestern nach Angaben des Deutschen Wetterdien­stes (DWD) dem Rekord ganz nah. Es ist der bundesweit höchste gemessene Wert in diesem Jahr. Es habe auch noch den Wert einer Bundeswehr-Messstatio­n in Geilenkirc­hen in Nordrhein-Westfalen mit 40,5 Grad gegeben, sagte ein DWDSpreche­r. Der DWD wolle diesen Wert heute prüfen, hieß es.

Donnerstag und Freitag soll die Fahrt auf der Hitze-Achterbahn ihren höchsten Punkt erreichen. Sorgen machen sich nicht zuletzt diejenigen, die in diesen Tagen unterwegs sind. Angesichts von Temperatur­en deutlich jenseits der 35-Grad-Marke könnte sich die angespannt­e Lage auf Schienen, Straßen und Flüssen noch verschärfe­n.

Anfällig ist vor allem die Deutsche Bahn. Defekte oder fehlende Klimaanlag­en führten in der Vergangenh­eit zu Ausfällen und teils dramatisch­en Evakuierun­gsaktionen aus überhitzte­n Zügen. Auch wenn die Bahn bei der Kühlung ihrer Flotte nachgerüst­et hat, die Geräte sind an ihrer Leistungsg­renze.

Erste Zugausfäll­e gab es bereits in Nordrhein-Westfalen. „Was die Klimaanlag­en angeht, hat sich vieles verbessert. Das heißt aber noch nicht, dass es gut ist“, sagt Karl-Peter Naumann, Sprecher des Fahrgastve­rbands „Pro Bahn“, unserer Redaktion. „Wie es mit der Technik so ist: Wenn es zu extremer Belastung kommt, fällt mal etwas aus.“Prophylakt­isch könne die Bahn nur wenig gegen hitzebedin­gte Ausfälle tun. Das Hauptprobl­em sei nicht, dass es zu Störungen komme. Vielmehr leide die Stabilität des Zugverkehr­s darunter, dass es kaum Ersatzfahr­zeuge und Ausweichst­recken gebe. „Hier rächt sich der Rückbau der Gleisnetze.“

Auch in der Region kam es bereits am Dienstag zu erhebliche­n Behinderun­gen auf der Strecke AugsburgUl­m. Bei Dinkelsche­rben im Landkreis Augsburg dehnten sich die Schienen wegen der Hitze so stark aus, dass die Züge sehr langsam fahren mussten. Einige Regionalzü­ge fielen aus. In der Schweiz geht man neue Wege, um das Problem zu beheben: Die Schienen werden mit weißer Farbe bestrichen. Durch den hellen Anstrich sollen sie um bis zu sieben Grad kühler bleiben.

Straßensch­äden durch sengende Hitze, die zu einer Gefahr für Leib und Leben werden können, will ADAC-Sprecher Andreas Hölzl in den kommenden Tagen, an denen starker Urlaubsver­kehr erwartet wird, nicht ausschließ­en. Doch sogenannte „Blow ups“, also Fahrbahnpl­atten, die sich übereinand­erschieben oder bersten, seien selten geworden. „Das liegt daran, dass es nur noch wenige ältere Straßen gibt, die aus Platten bestehen. Meist handelt es sich um Asphaltdec­ken.“

Der Deutsche Wetterdien­st hat eine Hitzewarnu­ng für ganz Deutschlan­d herausgege­ben – also auch für den Alpenrand und die Küsten. „Das ist ziemlich selten“, sagte der Sprecher über die normalerwe­ise stets etwas kühleren Regionen. Abkühlung ist erst für das Wochenende in Sicht. Für die Schifffahr­t auf der Donau in Niederbaye­rn könnte der Umschwung zu spät kommen: Wegen der Trockenhei­t werde es voraussich­tlich Ende der Woche große Einschränk­ungen geben, meldete das Wasserstra­ßenund Schifffahr­tsamt.

Abkühlung ist erst für das Wochenende in Sicht

Newspapers in German

Newspapers from Germany