Schwabmünchner Allgemeine

Keine Zeit für Hitzefrei

Unterricht In der letzten Schulwoche brennt die Sonne in die Klassenzim­mer im Landkreis. Es ist nicht die erste Hitzewelle in diesem Schuljahr, trotzdem durften die Schüler fast nie früher gehen. Dabei spielt auch die Politik eine Rolle

- VON DANIEL WEBER

In der letzten Schulwoche brennt die Sonne in die Klassenzim­mer. Es ist nicht die erste Hitzewelle, doch die Schüler dürfen fast nie früher gehen.

Landkreis Auf die Durchsage mit dem magischen Wort warten an heißen Tagen Hunderte Schüler im Landkreis Augsburg. Doch nur noch selten tönt ein „Hitzefrei“aus den Lautsprech­ern. Das war auch dieses Schuljahr so, obwohl einige Tage lang flirrende Hitze das Aufpassen und Mitarbeite­n erschwerte. Dass die Schulen so sparsam mit der Maßnahme Hitzefrei umgehen, hat verschiede­ne Gründe.

Eva Focht-Schmidt, Schulleite­rin am Gymnasium Königsbrun­n, schickte ihre Schüler diesen Sommer kein einziges Mal wegen zu großer Hitze früher nach Hause. „Die besonders heiße Woche fiel mitten in die Leistungse­rhebungsph­ase“, erklärt sie. Da habe sie den Unterricht nicht ausfallen lassen können. Die Schüler werden dieses Schuljahr auch kein Hitzefrei mehr bekommen: Zwar ist die jetzige letzte Schulwoche sehr heiß, aber am Dienstag war Wandertag, am Mittwoch Schulfest, am Donnerstag endet der Unterricht ohnehin bereits am Mittag, und der letzte Schultag erstrecke sich nur auf den Vormittag, zählt Focht-Schmidt auf.

Auch an der Realschule in Schwabmünc­hen verzichtet­e Schulleite­r Markus Rechner weitestgeh­end darauf, die Schüler früher gehen zu lassen. Nur einmal habe es dieses Schuljahr Hitzefrei gegeben, während der heißen Prüfungsph­ase sei es schlicht nicht möglich gewesen. Denn wenn die Lehrer am Zeugnistag zu wenige Teilnoten hätten, würden damit Noten anFalls es an seiner Schule doch einmal Hitzefrei gebe, sagt Rechner, falle nur der Nachmittag­sunterrich­t aus. Das seien meist Sportstund­en.

Dass der Schulleite­r so sparsam mit Hitzefrei umgeht, hat auch noch andere Gründe: „Man traut sich fast nicht mehr, etwas ausfallen zu lassen, weil es einem sofort vorgehalte­n wird.“Vor allem in der Politik sei der Unterricht­sausfall ein Reizthema. Rechner kritisiert, dass sich zwar viele Leute beschweren, wenn Schulstund­en nicht stattfinde­n, aber kaum jemand die Zeit sieht, die Schüler und Lehrer nach Schulschlu­ss investiere­n – zum Beispiel die vielen Stunden für den Lewazi oder die Treffen der SMV. „Ich kann es gut verstehen, wenn Schüler und auch Kollegen klagen, dass es an heißen Tagen kein Hitzefrei gibt. Ich könnte es selbst manchmal vertragen“, gesteht Rechner. In seinem Büro habe es auch schon 30 Grad gehabt.

Rein wirtschaft­liche Gründe gegen Hitzefrei führt Schulleite­r Robert Walch an. An der Dr.-Jaufmann-Mittelschu­le in Bobingen werde für die Schüler gekocht, die Mensa bereite schon am Vormittag das Essen vor. „Wenn der Unterricht unerwartet vor der Mittagspau­se enden würde, müssten wir alles wegwerfen“, sagt Walch. Offiziell gebe es an seiner Schule ohnegreifb­ar. hin kein Hitzefrei mehr, denn seit einiger Zeit gibt es Ganztagskl­assen bis 15.30 Uhr. „Wenn wir die früher nach Hause schicken, müssen wir erst sicherstel­len, dass alle heimkommen“, erklärt er.

Erfahrungs­gemäß könnten immer einige Eltern ihren Nachwuchs nicht früher abholen. Die betreffend­en Schüler müssten dann trotz Hitzefrei bis 15.30 Uhr an der Schule betreut werden.

Damit die Schüler von der größten Hitze verschont bleiben, seien seine Kollegen erfinderis­ch und wechselten zum Beispiel in kühlere Räume, sagt Walch. Aber manchmal ist es dann doch schlicht zu heiß für jeden Unterricht. Dreimal endete der Unterricht an der Dr.-Jaufmann-Mittelschu­le dieses Schuljahr bereits um 14 Uhr.

Einige Eltern können ihren Nachwuchs oft nicht früher abholen

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Schüler in der Region haben aus unterschie­dlichsten Gründen heutzutage kaum noch hitzefrei. Symbolfoto: Sebastian Kahnert, dpa

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