Keine Zeit für Hitzefrei
Unterricht In der letzten Schulwoche brennt die Sonne in die Klassenzimmer im Landkreis. Es ist nicht die erste Hitzewelle in diesem Schuljahr, trotzdem durften die Schüler fast nie früher gehen. Dabei spielt auch die Politik eine Rolle
In der letzten Schulwoche brennt die Sonne in die Klassenzimmer. Es ist nicht die erste Hitzewelle, doch die Schüler dürfen fast nie früher gehen.
Landkreis Auf die Durchsage mit dem magischen Wort warten an heißen Tagen Hunderte Schüler im Landkreis Augsburg. Doch nur noch selten tönt ein „Hitzefrei“aus den Lautsprechern. Das war auch dieses Schuljahr so, obwohl einige Tage lang flirrende Hitze das Aufpassen und Mitarbeiten erschwerte. Dass die Schulen so sparsam mit der Maßnahme Hitzefrei umgehen, hat verschiedene Gründe.
Eva Focht-Schmidt, Schulleiterin am Gymnasium Königsbrunn, schickte ihre Schüler diesen Sommer kein einziges Mal wegen zu großer Hitze früher nach Hause. „Die besonders heiße Woche fiel mitten in die Leistungserhebungsphase“, erklärt sie. Da habe sie den Unterricht nicht ausfallen lassen können. Die Schüler werden dieses Schuljahr auch kein Hitzefrei mehr bekommen: Zwar ist die jetzige letzte Schulwoche sehr heiß, aber am Dienstag war Wandertag, am Mittwoch Schulfest, am Donnerstag endet der Unterricht ohnehin bereits am Mittag, und der letzte Schultag erstrecke sich nur auf den Vormittag, zählt Focht-Schmidt auf.
Auch an der Realschule in Schwabmünchen verzichtete Schulleiter Markus Rechner weitestgehend darauf, die Schüler früher gehen zu lassen. Nur einmal habe es dieses Schuljahr Hitzefrei gegeben, während der heißen Prüfungsphase sei es schlicht nicht möglich gewesen. Denn wenn die Lehrer am Zeugnistag zu wenige Teilnoten hätten, würden damit Noten anFalls es an seiner Schule doch einmal Hitzefrei gebe, sagt Rechner, falle nur der Nachmittagsunterricht aus. Das seien meist Sportstunden.
Dass der Schulleiter so sparsam mit Hitzefrei umgeht, hat auch noch andere Gründe: „Man traut sich fast nicht mehr, etwas ausfallen zu lassen, weil es einem sofort vorgehalten wird.“Vor allem in der Politik sei der Unterrichtsausfall ein Reizthema. Rechner kritisiert, dass sich zwar viele Leute beschweren, wenn Schulstunden nicht stattfinden, aber kaum jemand die Zeit sieht, die Schüler und Lehrer nach Schulschluss investieren – zum Beispiel die vielen Stunden für den Lewazi oder die Treffen der SMV. „Ich kann es gut verstehen, wenn Schüler und auch Kollegen klagen, dass es an heißen Tagen kein Hitzefrei gibt. Ich könnte es selbst manchmal vertragen“, gesteht Rechner. In seinem Büro habe es auch schon 30 Grad gehabt.
Rein wirtschaftliche Gründe gegen Hitzefrei führt Schulleiter Robert Walch an. An der Dr.-Jaufmann-Mittelschule in Bobingen werde für die Schüler gekocht, die Mensa bereite schon am Vormittag das Essen vor. „Wenn der Unterricht unerwartet vor der Mittagspause enden würde, müssten wir alles wegwerfen“, sagt Walch. Offiziell gebe es an seiner Schule ohnegreifbar. hin kein Hitzefrei mehr, denn seit einiger Zeit gibt es Ganztagsklassen bis 15.30 Uhr. „Wenn wir die früher nach Hause schicken, müssen wir erst sicherstellen, dass alle heimkommen“, erklärt er.
Erfahrungsgemäß könnten immer einige Eltern ihren Nachwuchs nicht früher abholen. Die betreffenden Schüler müssten dann trotz Hitzefrei bis 15.30 Uhr an der Schule betreut werden.
Damit die Schüler von der größten Hitze verschont bleiben, seien seine Kollegen erfinderisch und wechselten zum Beispiel in kühlere Räume, sagt Walch. Aber manchmal ist es dann doch schlicht zu heiß für jeden Unterricht. Dreimal endete der Unterricht an der Dr.-Jaufmann-Mittelschule dieses Schuljahr bereits um 14 Uhr.
Einige Eltern können ihren Nachwuchs oft nicht früher abholen