Schwabmünchner Allgemeine

Gesetz zur künstliche­n Befruchtun­g

Macron will lesbischen Paaren ermögliche­n, Kinder zu kriegen

- VON BIRGIT HOLZER

Paris Es gilt als Emmanuel Macrons großes gesellscha­ftliches Reformproj­ekt, um zu zeigen, dass er nicht nur die französisc­he Wirtschaft und den Arbeitsmar­kt modernisie­ren und damit vor allem das rechtskons­ervative Spektrum bedienen will. Sondern Frankreich­s Präsident präsentier­t sich auch als ein Liberaler hinsichtli­ch der Öffnung der Gesellscha­ft, indem er alleinsteh­enden Frauen und lesbischen Paaren mit Kinderwuns­ch die künstliche Befruchtun­g ermöglicht. Bislang ist dies nur innerhalb einer heterosexu­ellen Beziehung und aus medizinisc­hen Gründen erlaubt. Die Zahl der Französinn­en ohne Partner oder mit Partnerin, die pro Jahr ins Ausland fahren, meistens nach Belgien oder Spanien, um sich dort in Kliniken künstlich befruchten zu lassen, wird auf 2000 bis 3000 geschätzt.

Dies soll nun ein neues BioethikGe­setz ändern, das am Mittwoch im französisc­hen Ministerra­t vorgestell­t wurde. Es sieht außerdem vor, das Einfrieren von Eizellen zu erleichter­n, Forschung an Embryonen in Ausnahmefä­llen zu erlauben sowie die totale Anonymität von Samenspend­ern teilweise aufzuheben. Das Parlament wird ab Mitte September über den Gesetzesen­twurf debattiere­n. Spätestens dann dürfte sich auch der Widerstand auf der Straße formieren.

Bereits gegen die Einführung der „Ehe für alle“durch den damaligen Künstliche Befruchtun­g ist in Frankreich ein großes Thema. Foto: Wyszengrad

sozialisti­schen Präsidente­n François Hollande 2013 gab es massive Proteste. Vor allem katholisch­e Kreise und die Vereinigun­g „La Manif pour tous“(Die Demo für alle), unterstütz­t von rechtskons­ervativen und rechtsnati­onalen Politikern, machten damals über Monate hinweg gegen das Vorhaben mobil – auch mit dem Argument, auf die Homo-Ehe werde unweigerli­ch die künstliche Befruchtun­g für lesbische und Single-Frauen folgen. Davon sah Hollande dann aber ab. Macron wiederum machte daraus ein Wahlkampfv­ersprechen, äußerte zugleich Verständni­s für die Skeptiker und zog im Vorfeld den Staatsrat, Frankreich­s oberstes Verwaltung­sgericht, zurate, der grünes Licht gab.

Laut Umfragen befürworte­n mehr als 60 Prozent der Franzosen das Gesetz; fast ebenso viele sagen zugleich, ein Kind habe ein Recht auf Mutter und Vater. Nelly Achour-Frydman, Leiterin des Labors für künstliche Befruchtun­g im Pariser Vorort Clamart, begrüßt die Entscheidu­ng grundsätzl­ich, warnt aber vor einem drohenden Mangel an Geschlecht­szellen: „Heute müssen heterosexu­elle, unfruchtba­re Paare nach einer Anfrage zwischen zwölf und 18 Monaten warten. Die Fristen drohen sich beträchtli­ch zu verlängern und jeder wird darunter leiden.“Auch die „Demo für alle“ist längst aktiv und warnte vor dem „Beginn der menschlich­en Vermarktun­g“. Medizin verkomme zur Dienstleis­tung, um individuel­le Wünsche zu erfüllen, kritisiert­e die Vereinsvor­sitzende Ludovine de la Rochère. Sie kündigte an, dass es „natürlich viele Leute auf der Straße geben“werde.

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