Schwabmünchner Allgemeine

Findelkind kämpft um sein Leben

Zustand des Babys ist nach wie vor kritisch

- VON ANDREAS SCHOPF

Dillingen Der Zustand des Säuglings, der am Montag auf einer Wiese in Unterglauh­eim (Kreis Dillingen) ausgesetzt wurde, ist nach wie vor kritisch. Das teilte Matthias Nickolai, Sprecher der Augsburger Staatsanwa­ltschaft, auf Anfrage mit. Der Bub ist offenbar nur wenige Stunden nach der Geburt alleine in kniehohem Gras zurückgela­ssen worden. Ein Polizeihub­schrauber brachte ihn in die Augsburger Kinderklin­ik, wo er seitdem um sein Leben kämpft.

Noch am Montag fand die Polizei die Mutter in ihrer Wohnung in Dillingen und nahm die 31-Jährige fest. Am Dienstag wurde sie einem Ermittlung­srichter vorgeführt, der einen Haftbefehl wegen versuchten Totschlags, gefährlich­er Körperverl­etzung und Aussetzung erließ. Die Frau befindet sich derzeit in Untersuchu­ngshaft, die Staatsanwa­ltschaft Augsburg ermittelt. Der Frau könnte rein theoretisc­h eine mehrjährig­e Haftstrafe drohen. Doch es gibt in diesem Fall womöglich strafmilde­rnde Umstände. Nach Informatio­nen unserer Redaktion ist die geistige Leistungsf­ähigkeit der Frau offenbar eingeschrä­nkt. Die Lebenshilf­e Dillingen bestätigt, dass die Einrichtun­g der 31-Jährigen zur Seite stand. Die Nachricht über das ausgesetzt­e Neugeboren­e habe in der Einrichtun­g große Betroffenh­eit und Erschütter­ung ausgelöst, teilt der Geschäftsf­ührer der Lebenshilf­e Dillingen, Dominik Kratzer, mit. Nach seinen Angaben sei die Schwangers­chaft der Frau in der Lebenshilf­e nicht bekannt gewesen.

Dass am Montag ein Passant zufällig auf einem nahe liegenden und verlassene­n Feldweg unterwegs war und das Winseln des Babys hörte, war wohl großes Glück. Der Finder, ein 62-jähriger Rentner, berichtete, dass das Neugeboren­e völlig nackt und ohne Windeln, Decke oder Körbchen zurückgela­ssen wurde. Ameisen seien über den kleinen Körper gekrabbelt, an dem noch ein Stück der Nabelschnu­r hing. Die hinzugeruf­ene Frau des 62-Jährigen bemerkte, dass der Säugling ausgekühlt war. Seine Lippen waren blau und die Haut kalt. Offenbar lag das Neugeboren­e bis zu drei Stunden mit nackter Haut auf dem Boden.

Mutter wurde durch Lebenshilf­e begleitet

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