Mit 40 baut sie ihre „Brückerl“selbst
Porträt Stefanie Hertel steht auf der Bühne, seit sie vier Jahre alt ist. Heute feiert die Volksmusik-Sängerin ihren runden Geburtstag – und macht nur noch, worauf sie Lust hat
Stefanie Hertel steht nach wie vor gerne auf Volksmusik-Bühnen. Chemnitz Mit vier stand sie erstmals neben ihrem Vater auf der Bühne. Vom „Oberhofer Bauernmarkt“im DDR-Fernsehen ging es kurz nach der Wiedervereinigung in die „Volkstümliche Hitparade“im ZDF. Der große Hit Anfang der 90er: „Über jedes Bacherl geht a Brückerl“. Ihren Optimismus hat Stefanie Hertel bis heute nicht verloren. An diesem Donnerstag feiert sie ihren 40. Geburtstag.
Inzwischen ist sie eine vielseitige Sängerin mit Band, dazu arbeitet sie als Moderatorin und Entertainerin. „Momentan fühle ich mich total wohl und gehe die Dinge an, die mir Spaß und Freude machen“, sagt die Künstlerin. Dem Singer-Songwriter Lanny Lanner, mit dem sie seit 2015 verheiratet ist und im Chiemgau (Bayern) lebt, hat sie gerade ein Lied für ihr 23. Album gewidmet: „Dir gehört mein Herz“– eine Liebeserklärung. Das Musikvideo dazu, aufgenommen mit ihrer DirndlRockBand, „ist mein Geburtstagsgeschenk an mich“, erzählt Hertel.
Sie ist aktuell schwer beschäftigt mit TV-Aufzeichnungen, geht ins Studio und bespricht neue Projekte. „Momentan bin ich viel unterwegs.“Auch für Konzerte mit ihrer Band, die aus einer Laune heraus entstand. „Wir machen nicht nur rockige Musik und tragen auch nicht immer Dirndl und Lederhosen“, sagt Hertel. Im Video zu „Kopf hoch, Krone auf und weiter“sind es Jeans, Kleider und Tops. Es sieht aus wie ein Mädelsabend, die fünf Musikerinnen sind auch Freundinnen. „Wir sind eine richtige Frauenbande, eine Einheit“, sagt die Sächsin, die 1979 in Oelsnitz (Vogtland) geboren wurde und mit zwei Brüdern und einer Schwester aufwuchs.
Volksmusik hat Tradition bei den Hertels, Vater Eberhard ist selbst ein bekannter Sänger des Genres. Er war Stefanies Lehrmeister und zuweilen auch Duett-Partner. Als Sechsjährige hatte die Tochter Premiere im DDR-Fernsehen – mit klarem Berufswunsch. Mehrere „Kronen der Volksmusik“, „Goldene Stimmgabeln“und Alben später macht Hertel einfach, worauf sie Lust hat – etwa Swing. „Ich nehme das Leben so, wie es kommt.“
Wäre der Erfolg auf der Bühne ausgeblieben, hätte sie ihre Kreativität und den Spaß am Kochen zum Beruf gemacht. „Man kann fast sagen, ich entstamme einer Köchinnen-Dynastie“, sagt sie lachend. Großmutter, Mutter, Schwester und eine Cousine, lauter Profis. „Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.“Noch aber bleibt es geliebtes Hobby. Als Vegetarierin kocht die Mutter einer Tochter quer durch den Gemüsegarten, liebt die asiatische und italienische Küche, aber auch die aus „mei Haamet“.
Johanna ist das Kind von Stefan Mross, mit dem sie 1995 gemeinsam „Ein Lied für jeden Sonnenstrahl“sang und danach auch als Duo auftrat. 2006 heiratete das Traumpaar der Volksmusik, fünf Jahre später Trennung, 2012 die Scheidung. „Ich glaube ganz fest, dass es Menschen gibt, die sich ein Leben lang lieben“, sagt Hertel. Die Frage sei, ob man ein Leben lang zusammenbleiben wolle. „Manchmal ist es der bessere Weg, sich zu trennen.“Mitte 30 startete sie danach beruflich durch und probierte sich aus. Mit dem Österreicher Lanner hat sie privat ein neues Glück gefunden, hin und wieder sind sie auf den gleichen Bühnen unterwegs und nähern sich auch musikalisch an.
Entspannung findet Hertel beim Wandern und bei Bergtouren mit Foto: Bodo Schackow, dpa Mountainbike oder Tourenski in ihrer Wahlheimat. „Ich bin ein Naturmensch, ich liebe es, auf die Berge zu gehen“, sagt sie. „Ich kann aber auch im Garten liegen und lasse die Seele baumeln.“Aber sie ist zwei Drittel des Jahres unterwegs. Außerdem engagiert sich Hertel für Tiere – sie rettet Straßenhunde in Griechenland – und unterstützt mit einem eigenen Verein soziale Projekte, etwa in Afrika.
Das Älterwerden schreckt sie nach eigener Darstellung nicht. „40 ist für mich einfach nur eine Zahl“, sagt Hertel. „Ich fühle mich wohl in meiner Haut.“Ihr Rezept: Essen, was ihr guttut, sowie Bewegung in der Natur statt im Fitnessstudio. „Ich weiß heute auch nicht, was in 20 Jahren sein wird“, sagt Hertel. Vielleicht eine Auffangstation für alte Tiere betreiben, einen großen Garten bewirtschaften – „oder eben noch auf der Bühne stehen“. Dann vielleicht mit Johanna, die Talent hat, gern Musik macht und Gesangsunterricht nimmt. Ob sie Vater und Mutter nacheifert, ist offen. „Wenn, tritt sie eher in die Fußstapfen ihres Stiefvaters“, sagt die Mutter. „Am wenigsten in die ihrer Eltern.“Simona Block, dpa