Idealer Bösewicht und Held
Nachruf Die Rolle als „Replikant“im Science-Fiction-Klassiker „Blade Runner“machte Rutger Hauer berühmt. Er wurde 75 Jahre alt
Amsterdam Stahlblaue Augen, scharf geschnittene Gesichtszüge, kantiges Kinn, blondes Haar – so sehen gemeine Bösewichter aus oder edle Helden. Der niederländische Filmstar Rutger Hauer konnte beide auf der Leinwand verkörpern und das mehr als 50 Jahre lang. Nun starb Hauer nach kurzer Krankheit am 19. Juli im Norden der Niederlande, im friesischen Dorf Beetsterzwaag. Er wurde 75 Jahre alt.
Bis heute wird er vor allem mit einem legendären Film verbunden: „Blade Runner“von 1982. In dem apokalyptischen Science-FictionThriller, der im Jahr 2019 (!) spielt, war Hauer der „Replikant“Roy Batty, eine roboterähnliche Mordmaschine mit zutiefst menschlichen Zügen – also Held und Bösewicht in einem. „Blade Runner“wurde ein Kultfilm und sollte den Durchbruch für Hauer in Hollywood bedeuten.
Im Gegensatz zu seinem damaligen Gegenspieler Harrison Ford wollte Hauer übrigens nicht beim Folgefilm „Blade Runner – 2049“(2017) mitspielen. Der Film sei „überflüssig“, sagte der Schauspieler 2018 am Rande der Berlinale.
Rutger Hauer hatte lange noch einen Wohnsitz in den USA. Als seinen Ruhepunkt und „sein Zuhause“sah er jedoch, wie er einmal sagte, seinen Bauernhof in Friesland ganz im Norden der Niederlande.
Doch oft war er dort auch nicht. Denn er reiste viel, von Drehort zu Drehort, in vielen Ländern. Er trat nur selten in der Öffentlichkeit auf. Auch an Drehorten hielt sich der Star gerne abseits. So baute er einen alten Lkw zu einem Wohnmobil um. Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer. Rutger Hauer starb in seiner niederländischen Heimat. Foto: Angelo Carconi, dpa Und den stellte er gerne abseits vom Film-Trubel in der Natur ab. Hauer nutzte seine Reisen auch, um sich umzuschauen. Und dann suchte er Projekte, die er mit seiner Stiftung für HIV-infizierte Kinder und Mütter unterstützen konnte.
Rastlos war er schon als 15-Jähriger. Er schmiss die Schule, nahm den Seesack und heuerte an. Er kehrte nach einem Jahr auf See zurück und landete irgendwann auf der Schauspielschule. 1969 galoppierte der bis dahin unbekannte Schauspieler dann als Ritter „Floris“in die niederländischen Wohnzimmer. Die TV-Serie war ein Riesen-Erfolg in seiner Heimat und markierte auch einen Wendepunkt für ihn. Es war der Beginn der sehr erfolgreichen Zusammenarbeit mit Star-Regisseur Paul Verhoeven („Basic Instinct“). Hauer spielte in über 100 Filmen mit. In den USA wollte man ihn häufig als den Bösen sehen. Ihm sei es egal, sagte er einmal, ob er einen Bösewicht oder Helden spielen solle. „Mir geht es um den Charakter.“
Annette Birschel, dpa