Fragwürdiger Star
Vox Lux Natalie Portman ist fast nicht wieder zu erkennen als überkandidelte Sängerin
Natalie Portman ist der Star dieser Geschichte und gleichzeitig sagenhaft anders. „Vox Lux“ist ein Film, der im Kopf noch lange arbeitet. 1999 überlebt die 13-jährige Celeste (Raffey Cassidy) ein Schul-Massaker – der Attentäter wollte doch tatsächlich nicht mit dem gläubigen Mädchen beten. Ihr eher kläglich vorgetragener Song bei der Trauerfeier wird zur Hymne der Nation. Zusammen mit ihrer Schwester (Stacy Martin), die alle Lieder schreibt, und einem schmierigen Talentmanager (Jude Law) erlebt sie einen kometenhaften Aufstieg zum Popstar. Nach einem Trip im Zeitraffer nach Stockholm springt die Handlung ins Jahr 2017 mit Natalie Portman als Celeste. Als „ReGenesis“, Wiedergeburt nach einem Autounfall steht ein Comeback mit dem Album „Vox Lux“an.
Aus dem jungen Schwan mit dem steifen Hals in Folge des Schusses in die Wirbelsäule ist ein schwarzes Entlein geworden. Das gläubige Mädchen flucht jetzt selbst, säuft viel und kann nur auf Drogen ihre sportliche Bühnenshow abliefern. Eine überkandidelte, kaum noch tragische Witzfigur. Die Tochter – wieder gespielt von Raffey Cassidy – wächst bei der Schwester auf, mit der Celeste zerstritten ist.
Die Kompositionen des echten Popstars Sia erkennt man direkt zu Anfang, wobei sich das „Ouevre“ von Celeste eher durch einen erstaunlichen Grad an Banalität auszeichnet. Pop ist dieser äußerst bemerkenswerte Film von Brady Corbet nur auf einer Ebene. Von Anfang an verstört er auf mehreren Ebenen. Der Erzähler Willem Dafoe referiert die Lebensgeschichte von Celeste mit einer Stimmlage zwischen sachlich und spöttisch. Natalie Portman („Black Swan“) ist in dieser Celeste überhaupt nicht wieder zu erkennen. „Vox Lux“ist alles andere als ein Star-Vehikel, nämlich ein Porträt des 21. Jahrhunderts.
Vox Lux (1 Std. 40 Min.), Musikdrama, USA 2018
Wertung ★★★★✩