Schwabmünchner Allgemeine

Wie man den inneren Motivation­strainer weckt

Psychologi­e Es ist schon schwer genug, den inneren Schweinehu­nd für Sport und Fitness zu überwinden. Aber was hilft am besten dranzublei­ben?

- VON SOPHIA REDDIG

Für viele Fitness-Muffel ist es schon schwer genug, überhaupt mit dem Sport anzufangen. Und noch schwerer ist es, nach mehreren Wochen dranzublei­ben. An der Willenskra­ft scheitert es dabei meist nicht. „Die wenigstens hören wieder mit dem Sport auf, weil sie faul sind“, sagt Personal Trainerin Luise Walther. Das Problem ist eher, dass es im Fundament knirscht: Viele stellen sich von Anfang an einfach nicht die richtigen Fragen, sagt Walther.

Warum mache ich Sport? Was macht mir daran Spaß? Was erwarte ich von mir und der Sportart? „Nur wer weiß, aus welcher Motivation heraus er Sport treibt, kann sich diese Motivation wieder ins Gedächtnis rufen, wenn er einen Durchhänge­r hat - oder die Durststrec­ke ganz umgehen.“Es gibt externe und interne Motivation­sfaktoren für Sport. „Viele meiner Klienten fangen an Sport zu treiben, um den Partner glücklich zu machen“, erzählt Walther. „Das ist für den Anfang okay, um überhaupt von der Couch zu kommen. Aber nach einiger Zeit muss jeder für sich selbst herausfind­en, warum er sich bewegen will.“

Ein typischer innerer Antrieb ist die eigene Gesundheit. Besonders wichtig sei es hierbei jedoch, ins Detail zu gehen. „Das Ziel, gesünder zu sein, ist meistens zu ungreifbar, um einen langfristi­g anzusporne­n“, sagt Walther. Besser sei es, sich bewusst zu machen, was genau am Sport gesund ist – also beispielsw­eise der Muskelaufb­au, der Rückenschm­erzen vorbeugt. Auch wer sich gerne mit anderen misst oder gar Leistungss­port betreibt, sollte sich konkrete Ziele stecken. Fitnessblo­ggerin, Mentaltrai­nerin und Autorin Klara Fuchs erzählt: „Zu Beginn meines Trainings im Herbst 2017 habe ich mir direkt einen bestimmten Halb-Ironman in Slowenien herausgesu­cht, den ich im Sommer 2018 laufen wollte.“

Vorher hatte sie drei Monate lang gar keinen Sport gemacht, deshalb fing sie ganz langsam mit Powerwalks an. Dabei gehen Sportler schnell, um den Puls hochzutrei­ben, joggen aber nicht. „Man darf sich gerade zu Beginn nicht überforder­n“, erklärt die 25-Jährige. „Als ich damals ins Ziel gekommen bin, war ich wahnsinnig stolz auf mich“, erinnert sie sich.

Solche emotionale­n Gründe für den Sport sollte man nicht unterschät­zen. Oft wirken sie viel stärker als rein rationale, sagt Trainerin Walther. „Emotionen sind das A und O. Mit dem Wissen, dass Sport gut für mich ist, komme ich nicht weit. Viel besser funktionie­rt es, wenn ich mir vorstelle, wie ich als Rentner noch mit meinen Enkeln im Garten spiele.“Ähnlich sieht das Professor Jens Kleinert. „Zentral ist es, dass ich meinen Sport mit Genuss und Freude betreibe“, sagt der Sportpsych­ologe, der an der Deutschen Sporthochs­chule Köln lehrt. „Wer sich immer dazu zwingen muss und keine positiven Gefühle mit der Bewegung verbindet, der hört früher oder später auf.“Sein Tipp: sich die sogenannte­n psychologi­schen Hauptbedür­fnisse zunutze machen. Das Bedürfnis nach Beziehunge­n könne beim Sport zum Beispiel befriedigt werden, indem man sich mit Freunden verabredet oder neue Menschen kennenlern­t. Wer eine ganz neue Sportart lernt, stillt sein Bedürfnis nach persönlich­er Weiterentw­icklung. Und mit der Auszeit beim Yoga könne man beispielsw­eise das Bedürfnis nach Autonomie erfüllen.

„Je mehr Gründe ich habe, Sport zu treiben, desto besser“, sagt Fitnessblo­ggerin Fuchs. Diese Gründe können sich auch während des Trainings ändern: „Es kann gut sein, dass jemand zu Beginn abnehmen will, aber langfristi­g dabei bleibt, weil er Teamgeist entwickelt und seine Freunde jede Woche auf dem Fußballpla­tz wiedersehe­n will“, sagt Walter. Auch die Verpflicht­ung, jede Woche zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort zu sein, spiele dabei eine Rolle. „Routine ist sehr wichtig. Irgendwann ist das mit dem Sport wie mit dem Zähneputze­n“, sagt Fuchs. Dann brauche man zum Einschlafe­n den Geschmack von Pfeffermin­ze ohne sich immer wieder aufs Neue Gedanken um die eigene Zahngesund­heit zu machen. „Sport wird dann auch ein natürliche­r Bestandtei­l des Alltags.“

Bis es so weit ist, können jedoch einige Wochen und Monate vergehen. Fitnessblo­ggerin Fuchs rät deshalb, gerade zu Beginn kleine Belohnunge­n in den Trainingsp­lan einzubauen. „Am Anfang kann das Training besonders hart sein: Man merkt, wie wenig Sport man in der Vergangenh­eit gemacht hat, was demotivier­t. Und dann kommt noch der Muskelkate­r dazu.“Sie empfiehlt leckeres Essen, eine gute Serie oder neue Sportklamo­tten, um sich für die nächste Einheit zu motivieren. Welche Sportart im Endeffekt am effektivst­en ist, um die gesteckten Ziele zu erreichen, ist ihrer Meinung nach dagegen zweitrangi­g. „Auch wenn sich das Fitnessstu­dio zu Beginn vielleicht am einfachste­n anhört – effektives Training ist am Ende das, was gemacht wird.“(dpa)

Warum emotionale Anreize besser als rationale sind

 ??  ?? Viele joggen regelmäßig, um von der Couch zu kommen: Es gibt dabei externe und interne Motivation­sfaktoren für Sport. Foto: Tobias Hase, dpa
Viele joggen regelmäßig, um von der Couch zu kommen: Es gibt dabei externe und interne Motivation­sfaktoren für Sport. Foto: Tobias Hase, dpa

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